Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abtheilung.
Waken. Es ist bey Kindern, wenn sie gleich zu
sprechen anfangen, sehr gewöhnlich, daß sie das G
mit dem T verwechseln und tleich Tlas Tabel
statt gleich Glas Gabel sagen. Sie merken
wohl, daß sie zu dem G die Zunge brauchen soll-
ten, allein anstatt der Stimme den Ausgang mit
dem hinteren Theile der Zunge zu versperren, thun
sie es mit der Spitze derselben, indem sie diese
gleich vorne hinter die oberen Zähne an den Gau-
men anlegen, wodurch ein T entstehet. Wenn ein
solches Kind kein feines Gehör hat, so merkt es
diesen Fehler lange nicht, und glaubt immer G ge-
sagt zu haben, wenn es T gesagt hat. Manchen
bleibt dieser Fehler bis in ihr spätes Alter. Jch
kenne eine Frau vom Stande, die noch heute
spricht: Jch hab' ein troßes Tlück thabt.



H.

IV. Abtheilung.
Waken. Es iſt bey Kindern, wenn ſie gleich zu
ſprechen anfangen, ſehr gewoͤhnlich, daß ſie das G
mit dem T verwechſeln und tleich Tlas Tabel
ſtatt gleich Glas Gabel ſagen. Sie merken
wohl, daß ſie zu dem G die Zunge brauchen ſoll-
ten, allein anſtatt der Stimme den Ausgang mit
dem hinteren Theile der Zunge zu verſperren, thun
ſie es mit der Spitze derſelben, indem ſie dieſe
gleich vorne hinter die oberen Zaͤhne an den Gau-
men anlegen, wodurch ein T entſtehet. Wenn ein
ſolches Kind kein feines Gehoͤr hat, ſo merkt es
dieſen Fehler lange nicht, und glaubt immer G ge-
ſagt zu haben, wenn es T geſagt hat. Manchen
bleibt dieſer Fehler bis in ihr ſpaͤtes Alter. Jch
kenne eine Frau vom Stande, die noch heute
ſpricht: Jch hab' ein troßes Tluͤck thabt.



H.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0330" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/><hi rendition="#b">Waken</hi>. Es i&#x017F;t bey Kindern, wenn &#x017F;ie gleich zu<lb/>
&#x017F;prechen anfangen, &#x017F;ehr gewo&#x0364;hnlich, daß &#x017F;ie das <hi rendition="#aq">G</hi><lb/>
mit dem <hi rendition="#aq">T</hi> verwech&#x017F;eln und <hi rendition="#b">tleich Tlas Tabel</hi><lb/>
&#x017F;tatt <hi rendition="#b">gleich Glas Gabel</hi> &#x017F;agen. Sie merken<lb/>
wohl, daß &#x017F;ie zu dem <hi rendition="#aq">G</hi> die Zunge brauchen &#x017F;oll-<lb/>
ten, allein an&#x017F;tatt der Stimme den Ausgang mit<lb/>
dem hinteren Theile der Zunge zu ver&#x017F;perren, thun<lb/>
&#x017F;ie es mit der Spitze der&#x017F;elben, indem &#x017F;ie die&#x017F;e<lb/>
gleich vorne hinter die oberen Za&#x0364;hne an den Gau-<lb/>
men anlegen, wodurch ein <hi rendition="#aq">T</hi> ent&#x017F;tehet. Wenn ein<lb/>
&#x017F;olches Kind kein feines Geho&#x0364;r hat, &#x017F;o merkt es<lb/>
die&#x017F;en Fehler lange nicht, und glaubt immer <hi rendition="#aq">G</hi> ge-<lb/>
&#x017F;agt zu haben, wenn es <hi rendition="#aq">T</hi> ge&#x017F;agt hat. Manchen<lb/>
bleibt die&#x017F;er Fehler bis in ihr &#x017F;pa&#x0364;tes Alter. Jch<lb/>
kenne eine Frau vom Stande, die noch heute<lb/>
&#x017F;pricht: <hi rendition="#b">Jch hab' ein troßes Tlu&#x0364;ck thabt</hi>.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">H</hi>.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0330] IV. Abtheilung. Waken. Es iſt bey Kindern, wenn ſie gleich zu ſprechen anfangen, ſehr gewoͤhnlich, daß ſie das G mit dem T verwechſeln und tleich Tlas Tabel ſtatt gleich Glas Gabel ſagen. Sie merken wohl, daß ſie zu dem G die Zunge brauchen ſoll- ten, allein anſtatt der Stimme den Ausgang mit dem hinteren Theile der Zunge zu verſperren, thun ſie es mit der Spitze derſelben, indem ſie dieſe gleich vorne hinter die oberen Zaͤhne an den Gau- men anlegen, wodurch ein T entſtehet. Wenn ein ſolches Kind kein feines Gehoͤr hat, ſo merkt es dieſen Fehler lange nicht, und glaubt immer G ge- ſagt zu haben, wenn es T geſagt hat. Manchen bleibt dieſer Fehler bis in ihr ſpaͤtes Alter. Jch kenne eine Frau vom Stande, die noch heute ſpricht: Jch hab' ein troßes Tluͤck thabt. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/330
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/330>, abgerufen am 28.03.2024.