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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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IV. Abtheilung.


Fehler bey dem Ch.
§. 160.

Ausser denen, die schon in der obigen Note an-
gemerket worden sind, findet man wenig Fehler bey
diesem Buchstaben, man müßte nur den für einen
annehmen, den die Jtaliäner begehen, wann sie die
deutsche Sprache lernen. Sie setzen anstatt dem Ch
meist ein K hin, und da sie auch dieses immer
mit einem e begleiten, so sagen sie ike dike statt
ich dich. Bey manchen Deutschen klingt auch das
tiefere Ch zu tief, so, wie wenn sie räusperten,
weil sie die Oeffnung des Zungenkanals zu groß ma-
chen, und dann um sie auszufüllen eine größere Menge
Luft, und mit mehr Gewalt herausstossen müßen.
Wenn ein Ch nach einem Stimmitlauter L, N,
oder R folgt, so ist es immer das höhere, weil es der
Zunge, die diese drey Buchstaben mit ihrer Spitze
macht, sehr leicht fällt, sich in die Lage des i zu
setzen, indem sie nur die Spitze etwas sinken läßt.

Nun
IV. Abtheilung.


Fehler bey dem Ch.
§. 160.

Auſſer denen, die ſchon in der obigen Note an-
gemerket worden ſind, findet man wenig Fehler bey
dieſem Buchſtaben, man muͤßte nur den fuͤr einen
annehmen, den die Jtaliaͤner begehen, wann ſie die
deutſche Sprache lernen. Sie ſetzen anſtatt dem Ch
meiſt ein K hin, und da ſie auch dieſes immer
mit einem e begleiten, ſo ſagen ſie ike dike ſtatt
ich dich. Bey manchen Deutſchen klingt auch das
tiefere Ch zu tief, ſo, wie wenn ſie raͤuſperten,
weil ſie die Oeffnung des Zungenkanals zu groß ma-
chen, und dann um ſie auszufuͤllen eine groͤßere Menge
Luft, und mit mehr Gewalt herausſtoſſen muͤßen.
Wenn ein Ch nach einem Stimmitlauter L, N,
oder R folgt, ſo iſt es immer das hoͤhere, weil es der
Zunge, die dieſe drey Buchſtaben mit ihrer Spitze
macht, ſehr leicht faͤllt, ſich in die Lage des i zu
ſetzen, indem ſie nur die Spitze etwas ſinken laͤßt.

Nun
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[286/0344] IV. Abtheilung. Fehler bey dem Ch. §. 160. Auſſer denen, die ſchon in der obigen Note an- gemerket worden ſind, findet man wenig Fehler bey dieſem Buchſtaben, man muͤßte nur den fuͤr einen annehmen, den die Jtaliaͤner begehen, wann ſie die deutſche Sprache lernen. Sie ſetzen anſtatt dem Ch meiſt ein K hin, und da ſie auch dieſes immer mit einem e begleiten, ſo ſagen ſie ike dike ſtatt ich dich. Bey manchen Deutſchen klingt auch das tiefere Ch zu tief, ſo, wie wenn ſie raͤuſperten, weil ſie die Oeffnung des Zungenkanals zu groß ma- chen, und dann um ſie auszufuͤllen eine groͤßere Menge Luft, und mit mehr Gewalt herausſtoſſen muͤßen. Wenn ein Ch nach einem Stimmitlauter L, N, oder R folgt, ſo iſt es immer das hoͤhere, weil es der Zunge, die dieſe drey Buchſtaben mit ihrer Spitze macht, ſehr leicht faͤllt, ſich in die Lage des i zu ſetzen, indem ſie nur die Spitze etwas ſinken laͤßt. Nun

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/344>, abgerufen am 19.04.2024.