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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von der Sprache überhaupt.
gentlich der Gegenstand dieser Schrift. Wir wer-
den jeden Laut oder Buchstaben ins besondere be-
trachten, dabey die Bewegung und Lage eines je-
den der Haupt-Sprachwerkzeuge genau untersuchen,
und so, wenn gleich nicht ein vollständiges System
festsetzen, doch wenigstens viele sehr brauchbare
Bruchstücke dazu liefern. Wenn wir alle, wenig-
stens in den europäischen Sprachen vorkommende
Laute in ihre Klassen gereihet, die geringsten Ab-
weichungen angemerkt, und gewisse immer unver-
änderlich bleibende Grundgesetze entdeckt haben wer-
den, so werden wir das ganze Gewebe entwickelt
vor uns liegen haben, und mit Verwunderung sehen,
durch was für einfache Mittel und Wege wir einen
Zweck erreichen, auf den sich der größte Theil der
menschlichen Glückseligkeit gründet, der allein den
Menschen vom Thiere unterscheidet, und ihn bis zu
der Stufe der Ausbildung, auf der er heute steht,
hinaufgerückt hat.

§. 16.

Ein wenig Luft aus der Lunge durch die enge
Spalte des Luftröhrenkopfes gedrückt gibt die Stim-

me.
B 5

Von der Sprache uͤberhaupt.
gentlich der Gegenſtand dieſer Schrift. Wir wer-
den jeden Laut oder Buchſtaben ins beſondere be-
trachten, dabey die Bewegung und Lage eines je-
den der Haupt-Sprachwerkzeuge genau unterſuchen,
und ſo, wenn gleich nicht ein vollſtaͤndiges Syſtem
feſtſetzen, doch wenigſtens viele ſehr brauchbare
Bruchſtuͤcke dazu liefern. Wenn wir alle, wenig-
ſtens in den europaͤiſchen Sprachen vorkommende
Laute in ihre Klaſſen gereihet, die geringſten Ab-
weichungen angemerkt, und gewiſſe immer unver-
aͤnderlich bleibende Grundgeſetze entdeckt haben wer-
den, ſo werden wir das ganze Gewebe entwickelt
vor uns liegen haben, und mit Verwunderung ſehen,
durch was fuͤr einfache Mittel und Wege wir einen
Zweck erreichen, auf den ſich der groͤßte Theil der
menſchlichen Gluͤckſeligkeit gruͤndet, der allein den
Menſchen vom Thiere unterſcheidet, und ihn bis zu
der Stufe der Ausbildung, auf der er heute ſteht,
hinaufgeruͤckt hat.

§. 16.

Ein wenig Luft aus der Lunge durch die enge
Spalte des Luftroͤhrenkopfes gedruͤckt gibt die Stim-

me.
B 5
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[25/0053] Von der Sprache uͤberhaupt. gentlich der Gegenſtand dieſer Schrift. Wir wer- den jeden Laut oder Buchſtaben ins beſondere be- trachten, dabey die Bewegung und Lage eines je- den der Haupt-Sprachwerkzeuge genau unterſuchen, und ſo, wenn gleich nicht ein vollſtaͤndiges Syſtem feſtſetzen, doch wenigſtens viele ſehr brauchbare Bruchſtuͤcke dazu liefern. Wenn wir alle, wenig- ſtens in den europaͤiſchen Sprachen vorkommende Laute in ihre Klaſſen gereihet, die geringſten Ab- weichungen angemerkt, und gewiſſe immer unver- aͤnderlich bleibende Grundgeſetze entdeckt haben wer- den, ſo werden wir das ganze Gewebe entwickelt vor uns liegen haben, und mit Verwunderung ſehen, durch was fuͤr einfache Mittel und Wege wir einen Zweck erreichen, auf den ſich der groͤßte Theil der menſchlichen Gluͤckſeligkeit gruͤndet, der allein den Menſchen vom Thiere unterſcheidet, und ihn bis zu der Stufe der Ausbildung, auf der er heute ſteht, hinaufgeruͤckt hat. §. 16. Ein wenig Luft aus der Lunge durch die enge Spalte des Luftroͤhrenkopfes gedruͤckt gibt die Stim- me. B 5

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/53>, abgerufen am 29.03.2024.