Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
Beyhülfe der Ausrufer, wie ungestraft her-
um wandern, und er würde also
...

Einige waren Anfangs dafür, daß man
Vogelfreye dem Hohnlacher und seines glei-
chen, andre, daß man sie dem Schreyer und
seines gleichen überlassen solte; zulezt aber
wurde, aus vielen und gewiß sehr guten Ur-
sachen, beschlossen, daß man diejenigen Aus-
rufer, die um Gesezlosigkeit ansuchen würden,
auf die Vogelfreyen loslassen wolte.

Man sieht von selbst, daß hier von ehrba-
ren Ausrufern die Rede nicht ist. Denn
diese werden sich wol hüten, um Gesezlosig-
keit anzuhalten. Aber die jungen Kritikbe-
flissenen,
die eben erst Ausrufer geworden
sind, sezen sich leicht über solche Bedenklich-
keiten weg; und weil man ihnen dieß mit
Recht zutraute, so wählte man den Hohnla-
cher und den Schreyer nicht.

7

Wenn sich ein Freyer oder ein Edler gegen
einen Ausrufer öffentlich vertheidigt, so büst
ers durch Runzel und Lächeln.

L. G.
Beyhuͤlfe der Ausrufer, wie ungeſtraft her-
um wandern, und er wuͤrde alſo

Einige waren Anfangs dafuͤr, daß man
Vogelfreye dem Hohnlacher und ſeines glei-
chen, andre, daß man ſie dem Schreyer und
ſeines gleichen uͤberlaſſen ſolte; zulezt aber
wurde, aus vielen und gewiß ſehr guten Ur-
ſachen, beſchloſſen, daß man diejenigen Aus-
rufer, die um Geſezloſigkeit anſuchen wuͤrden,
auf die Vogelfreyen loslaſſen wolte.

Man ſieht von ſelbſt, daß hier von ehrba-
ren Ausrufern die Rede nicht iſt. Denn
dieſe werden ſich wol huͤten, um Geſezloſig-
keit anzuhalten. Aber die jungen Kritikbe-
fliſſenen,
die eben erſt Ausrufer geworden
ſind, ſezen ſich leicht uͤber ſolche Bedenklich-
keiten weg; und weil man ihnen dieß mit
Recht zutraute, ſo waͤhlte man den Hohnla-
cher und den Schreyer nicht.

7

Wenn ſich ein Freyer oder ein Edler gegen
einen Ausrufer oͤffentlich vertheidigt, ſo buͤſt
ers durch Runzel und Laͤcheln.

L. G.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <cit>
              <quote><pb facs="#f0155" n="79"/><hi rendition="#fr">Beyhu&#x0364;lfe der Ausrufer, wie unge&#x017F;traft her-<lb/>
um wandern, und er wu&#x0364;rde al&#x017F;o</hi> &#x2026;</quote>
            </cit><lb/>
            <p>Einige waren Anfangs dafu&#x0364;r, daß man<lb/>
Vogelfreye dem Hohnlacher und &#x017F;eines glei-<lb/>
chen, andre, daß man &#x017F;ie dem Schreyer und<lb/>
&#x017F;eines gleichen u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte; zulezt aber<lb/>
wurde, aus vielen und gewiß &#x017F;ehr guten Ur-<lb/>
&#x017F;achen, be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß man diejenigen Aus-<lb/>
rufer, die um Ge&#x017F;ezlo&#x017F;igkeit an&#x017F;uchen wu&#x0364;rden,<lb/>
auf die Vogelfreyen losla&#x017F;&#x017F;en wolte.</p><lb/>
            <p>Man &#x017F;ieht von &#x017F;elb&#x017F;t, daß hier von ehrba-<lb/>
ren Ausrufern die Rede nicht i&#x017F;t. Denn<lb/>
die&#x017F;e werden &#x017F;ich wol hu&#x0364;ten, um Ge&#x017F;ezlo&#x017F;ig-<lb/>
keit anzuhalten. Aber die jungen <hi rendition="#fr">Kritikbe-<lb/>
fli&#x017F;&#x017F;enen,</hi> die eben er&#x017F;t Ausrufer geworden<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;ezen &#x017F;ich leicht u&#x0364;ber &#x017F;olche Bedenklich-<lb/>
keiten weg; und weil man ihnen dieß mit<lb/>
Recht zutraute, &#x017F;o wa&#x0364;hlte man den Hohnla-<lb/>
cher und den Schreyer nicht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>7</head><lb/>
            <p>Wenn &#x017F;ich ein Freyer oder ein Edler gegen<lb/>
einen Ausrufer o&#x0364;ffentlich vertheidigt, &#x017F;o bu&#x0364;&#x017F;t<lb/>
ers durch Runzel und La&#x0364;cheln.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">L. G.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0155] Beyhuͤlfe der Ausrufer, wie ungeſtraft her- um wandern, und er wuͤrde alſo … Einige waren Anfangs dafuͤr, daß man Vogelfreye dem Hohnlacher und ſeines glei- chen, andre, daß man ſie dem Schreyer und ſeines gleichen uͤberlaſſen ſolte; zulezt aber wurde, aus vielen und gewiß ſehr guten Ur- ſachen, beſchloſſen, daß man diejenigen Aus- rufer, die um Geſezloſigkeit anſuchen wuͤrden, auf die Vogelfreyen loslaſſen wolte. Man ſieht von ſelbſt, daß hier von ehrba- ren Ausrufern die Rede nicht iſt. Denn dieſe werden ſich wol huͤten, um Geſezloſig- keit anzuhalten. Aber die jungen Kritikbe- fliſſenen, die eben erſt Ausrufer geworden ſind, ſezen ſich leicht uͤber ſolche Bedenklich- keiten weg; und weil man ihnen dieß mit Recht zutraute, ſo waͤhlte man den Hohnla- cher und den Schreyer nicht. 7 Wenn ſich ein Freyer oder ein Edler gegen einen Ausrufer oͤffentlich vertheidigt, ſo buͤſt ers durch Runzel und Laͤcheln. L. G.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/155
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/155>, abgerufen am 29.03.2024.