Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
Das wär nicht kleines Beyfalls werth;
Doch, Wege hundertmal gewiesen,
Zum hundert erstenmal zu weisen,
Und trift man auch dabey auf unbemerkte Stege,
Die seitwärts laufen, wiederkehren,
Was ist denn das?
Der Zufriedne.
So oft ich dieß, und das, und jenes noch bey
mir beschönige,
Bleib ich bey guter Laune,
So daß ich dann in meinem Sinn
Zufrieden bin
Mit jedem Könige
Auf jedem Zaune.
Von wenigen bemerkter Unterschied.
Jn zwanzig Versen des Homer
Liegt wahrer tiefgedachter Regeln mehr,
Als in des Lehrbuchs ausgedehnten, bis zum Schlafen
Fortplaudernden zehn hundert Paragraphen.
[Beginn Spaltensatz] Fabian Wabbel.
Otto Bimm.
[Spaltenumbruch] Theobald Schwopp
der Jüngere.
Seiffart Kickel.[Ende Spaltensatz]
Ver-
sicht wären begangen worden, um auch auf diese
Weise auf die Geringfügigkeit der vorkommenden
Gegenstände gleichsam mit Fingern zu zeigen.
Worauf zeigt denn das und am Ende des Ver-
ses? Kurzum, es ist diese Behauptung eine wun-
derliche Behauptung; und wir erklären uns hier-
mit zwar nur vorläufig, aber dennoch auf das
nachdrüklichste dawider.
Das waͤr nicht kleines Beyfalls werth;
Doch, Wege hundertmal gewieſen,
Zum hundert erſtenmal zu weiſen,
Und trift man auch dabey auf unbemerkte Stege,
Die ſeitwaͤrts laufen, wiederkehren,
Was iſt denn das?
Der Zufriedne.
So oft ich dieß, und das, und jenes noch bey
mir beſchoͤnige,
Bleib ich bey guter Laune,
So daß ich dann in meinem Sinn
Zufrieden bin
Mit jedem Koͤnige
Auf jedem Zaune.
Von wenigen bemerkter Unterſchied.
Jn zwanzig Verſen des Homer
Liegt wahrer tiefgedachter Regeln mehr,
Als in des Lehrbuchs ausgedehnten, bis zum Schlafen
Fortplaudernden zehn hundert Paragraphen.
[Beginn Spaltensatz] Fabian Wabbel.
Otto Bimm.
[Spaltenumbruch] Theobald Schwopp
der Juͤngere.
Seiffart Kickel.[Ende Spaltensatz]
Ver-
ſicht waͤren begangen worden, um auch auf dieſe
Weiſe auf die Geringfuͤgigkeit der vorkommenden
Gegenſtaͤnde gleichſam mit Fingern zu zeigen.
Worauf zeigt denn das und am Ende des Ver-
ſes? Kurzum, es iſt dieſe Behauptung eine wun-
derliche Behauptung; und wir erklaͤren uns hier-
mit zwar nur vorlaͤufig, aber dennoch auf das
nachdruͤklichſte dawider.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0283" n="207"/>
                <l>Das wa&#x0364;r nicht kleines Beyfalls werth;</l><lb/>
                <l>Doch, Wege hundertmal gewie&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Zum hundert er&#x017F;tenmal zu wei&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Und trift man auch dabey auf unbemerkte Stege,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;eitwa&#x0364;rts laufen, wiederkehren,</l><lb/>
                <l>Was i&#x017F;t denn das?</l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Der Zufriedne.</hi> </head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>So oft ich dieß, und das, und jenes noch bey</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mir be&#x017F;cho&#x0364;nige,</hi> </l><lb/>
                <l>Bleib ich bey guter Laune,</l><lb/>
                <l>So daß ich dann in meinem Sinn</l><lb/>
                <l>Zufrieden bin</l><lb/>
                <l>Mit jedem Ko&#x0364;nige</l><lb/>
                <l>Auf jedem Zaune.</l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Von wenigen bemerkter Unter&#x017F;chied.</hi> </head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Jn zwanzig Ver&#x017F;en des Homer</l><lb/>
                <l>Liegt wahrer tiefgedachter Regeln mehr,</l><lb/>
                <l>Als in des Lehrbuchs ausgedehnten, bis zum Schlafen</l><lb/>
                <l>Fortplaudernden zehn hundert Paragraphen.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ver-</hi> </fw><lb/>
              <note xml:id="seg2pn_2_3" prev="#seg2pn_2_2" place="foot" n="(jen&#x2019;s)">&#x017F;icht wa&#x0364;ren begangen worden, um auch auf die&#x017F;e<lb/>
Wei&#x017F;e auf die Geringfu&#x0364;gigkeit der vorkommenden<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde gleich&#x017F;am mit Fingern zu zeigen.<lb/>
Worauf zeigt denn das <hi rendition="#g">und</hi> am Ende des Ver-<lb/>
&#x017F;es? Kurzum, es i&#x017F;t die&#x017F;e Behauptung eine wun-<lb/>
derliche Behauptung; und wir erkla&#x0364;ren uns hier-<lb/>
mit zwar nur vorla&#x0364;ufig, aber dennoch auf das<lb/>
nachdru&#x0364;klich&#x017F;te dawider.</note><lb/>
              <closer>
                <salute><cb type="start"/>
Fabian Wabbel.<lb/>
Otto Bimm.<lb/><cb/>
Theobald Schwopp<lb/>
der Ju&#x0364;ngere.<lb/>
Seiffart Kickel.<cb type="end"/>
</salute>
              </closer>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0283] Das waͤr nicht kleines Beyfalls werth; Doch, Wege hundertmal gewieſen, Zum hundert erſtenmal zu weiſen, Und trift man auch dabey auf unbemerkte Stege, Die ſeitwaͤrts laufen, wiederkehren, Was iſt denn das? Der Zufriedne. So oft ich dieß, und das, und jenes noch bey mir beſchoͤnige, Bleib ich bey guter Laune, So daß ich dann in meinem Sinn Zufrieden bin Mit jedem Koͤnige Auf jedem Zaune. Von wenigen bemerkter Unterſchied. Jn zwanzig Verſen des Homer Liegt wahrer tiefgedachter Regeln mehr, Als in des Lehrbuchs ausgedehnten, bis zum Schlafen Fortplaudernden zehn hundert Paragraphen. Ver- (jen’s) Fabian Wabbel. Otto Bimm. Theobald Schwopp der Juͤngere. Seiffart Kickel. (jen’s) ſicht waͤren begangen worden, um auch auf dieſe Weiſe auf die Geringfuͤgigkeit der vorkommenden Gegenſtaͤnde gleichſam mit Fingern zu zeigen. Worauf zeigt denn das und am Ende des Ver- ſes? Kurzum, es iſt dieſe Behauptung eine wun- derliche Behauptung; und wir erklaͤren uns hier- mit zwar nur vorlaͤufig, aber dennoch auf das nachdruͤklichſte dawider.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/283
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/283>, abgerufen am 16.04.2024.