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Klüber, Johann Ludwig: Öffentliches Recht des teutschen Bundes und der Bundesstaaten. Frankfurt (Main), 1817.

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öffentlichen Rechtes.
e) In der teutschen BundesActe, Art. 14, ward eine baie-
rische Verordnung von 1807, als subsidiarische analo-
gische Rechtsquelle angenommen.
§. 62.
Zwei Arten der Analogie. Erfordernisse.

I) Die Analogie von Bestimmungen für
ähnliche Fälle (argumentum a simili) setzt
voraus, das Daseyn einer positiven Bestim-
mung für Fälle, die dem zu bestimmenden
Fall ähnlich (nicht gleich) sind a). Es wird
aber erfordert: 1) wahre (nicht scheinbare)
Aehnlichkeit (similitudo rationis); 2) dass
kein heterogenes Verhältniss der Perso-
nen oder Sachen vorwalte, für welche Vor-
schriften derselben Art nicht passen b); 3) dass
Absicht und Ursache der in Beziehung
genommenen positiven Bestimmung, dem zu
bestimmenden Fall nicht entgegen seyen c).
4) Auch der Grad der Aehnlichkeit kommt
in Betrachtung. II) Die Analogie von Be-
stimmungen für entgegengesetzte Fälle d)
(argumentum a contrario) setzt voraus, das
Daseyn einer positiven Bestimmung für einen
andern Fall, mit welcher man in Wider-
spruch
gerathen würde, wenn man den
zu bestimmenden Fall anders entscheiden
wollte c). Zwar wird jene positive Bestim-

öffentlichen Rechtes.
e) In der teutschen BundesActe, Art. 14, ward eine baie-
rische Verordnung von 1807, als subsidiarische analo-
gische Rechtsquelle angenommen.
§. 62.
Zwei Arten der Analogie. Erfordernisse.

I) Die Analogie von Bestimmungen für
ähnliche Fälle (argumentum a simili) setzt
voraus, das Daseyn einer positiven Bestim-
mung für Fälle, die dem zu bestimmenden
Fall ähnlich (nicht gleich) sind a). Es wird
aber erfordert: 1) wahre (nicht scheinbare)
Aehnlichkeit (similitudo rationis); 2) daſs
kein heterogenes Verhältniſs der Perso-
nen oder Sachen vorwalte, für welche Vor-
schriften derselben Art nicht passen b); 3) daſs
Absicht und Ursache der in Beziehung
genommenen positiven Bestimmung, dem zu
bestimmenden Fall nicht entgegen seyen c).
4) Auch der Grad der Aehnlichkeit kommt
in Betrachtung. II) Die Analogie von Be-
stimmungen für entgegengesetzte Fälle d)
(argumentum a contrario) setzt voraus, das
Daseyn einer positiven Bestimmung für einen
andern Fall, mit welcher man in Wider-
spruch
gerathen würde, wenn man den
zu bestimmenden Fall anders entscheiden
wollte c). Zwar wird jene positive Bestim-

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[103/0127] öffentlichen Rechtes. e⁾ In der teutschen BundesActe, Art. 14, ward eine baie- rische Verordnung von 1807, als subsidiarische analo- gische Rechtsquelle angenommen. §. 62. Zwei Arten der Analogie. Erfordernisse. I) Die Analogie von Bestimmungen für ähnliche Fälle (argumentum a simili) setzt voraus, das Daseyn einer positiven Bestim- mung für Fälle, die dem zu bestimmenden Fall ähnlich (nicht gleich) sind a). Es wird aber erfordert: 1) wahre (nicht scheinbare) Aehnlichkeit (similitudo rationis); 2) daſs kein heterogenes Verhältniſs der Perso- nen oder Sachen vorwalte, für welche Vor- schriften derselben Art nicht passen b); 3) daſs Absicht und Ursache der in Beziehung genommenen positiven Bestimmung, dem zu bestimmenden Fall nicht entgegen seyen c). 4) Auch der Grad der Aehnlichkeit kommt in Betrachtung. II) Die Analogie von Be- stimmungen für entgegengesetzte Fälle d) (argumentum a contrario) setzt voraus, das Daseyn einer positiven Bestimmung für einen andern Fall, mit welcher man in Wider- spruch gerathen würde, wenn man den zu bestimmenden Fall anders entscheiden wollte c). Zwar wird jene positive Bestim-

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Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Öffentliches Recht des teutschen Bundes und der Bundesstaaten. Frankfurt (Main), 1817, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_recht_1817/127>, abgerufen am 24.04.2024.