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Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.

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II. Th. I. Tit. Unbedingte Rechte d. europ. Staaten.
furter TerritorialCommission, vom 20. Jul. 1819, Art. 30,
setzten die vier verbündeten Mächte fest, dass der Landgraf
von HessenHomburg den Titel "souverainer Landgraf" füh-
ren könne. v. Martens recueil, Supplem. VIII. 617.
d) Frankreich u. Spanien liessen sich desshalb von der Kai-
serin von Russland, bei Anerkennung ihres KaiserTitels, ei-
gene Reversalen geben. Als Catharina II. 1762 diese ver-
weigerte, protestirten sie, mit der Erklärung, dass sie jenen
Titel nicht mehr geben würden, sobald in dem Ceremoniel
Neuerung eintreten werde. De Martens recueil, I. 30 ff.
Real, T. V, ch. 4, Sect. I.
e) So in dem aachner Fr. 1748, erster SeparatArtikel. Wenck
cod. jur. gent. II. 360. Auch in einem SeparatArtikel zu
dem teschener Vertrag zwischen Kurpfalz und Kursachsen
v. 1779. De Martens recueil, II. 19.
§. 108.
Kaiser Titel.

Der KaiserTitel ward von jeher für den höch-
sten gehalten. Doch betrachten jetzt die Könige
solchen, an sich, nicht als einen gültigen Grund
zu Behauptung irgend eines Vorzugs a). Den
KaiserTitel (Imperator, Caesar) führten zuerst
die alten römischen, nach ihnen die byzantini-
schen und die römisch-teutschen Kaiser. Der
Sultan der Osmanen legte diesen Titel (Padi-
schah
) sich ebenfalls bei b). Desgleichen Russ-
land 1721 c), Frankreich 1804 d), und Oest-
reich 1804 e). Auch haben noch in der neuern
Zeit manche Könige, bei gewissen Gelegenheiten,
sich des KaiserTitels bedient f).

a) M. C. Curtius de Senatu romano (Hal. 1762. 8.), c. 1. 2.
et 3. Mascov princ. juris publ. imperii rom. germ., p. 165. sq.
(B. G. Struv's) Untersuchung von dem kayserl. Titul u. Würde.
II. Th. I. Tit. Unbedingte Rechte d. europ. Staaten.
furter TerritorialCommission, vom 20. Jul. 1819, Art. 30,
setzten die vier verbündeten Mächte fest, daſs der Landgraf
von HessenHomburg den Titel „souverainer Landgraf“ füh-
ren könne. v. Martens recueil, Supplém. VIII. 617.
d) Frankreich u. Spanien liessen sich deſshalb von der Kai-
serin von Ruſsland, bei Anerkennung ihres KaiserTitels, ei-
gene Reversalen geben. Als Catharina II. 1762 diese ver-
weigerte, protestirten sie, mit der Erklärung, daſs sie jenen
Titel nicht mehr geben würden, sobald in dem Ceremoniel
Neuerung eintreten werde. De Martens recueil, I. 30 ff.
Real, T. V, ch. 4, Sect. I.
e) So in dem aachner Fr. 1748, erster SeparatArtikel. Wenck
cod. jur. gent. II. 360. Auch in einem SeparatArtikel zu
dem teschener Vertrag zwischen Kurpfalz und Kursachsen
v. 1779. De Martens recueil, II. 19.
§. 108.
Kaiser Titel.

Der KaiserTitel ward von jeher für den höch-
sten gehalten. Doch betrachten jetzt die Könige
solchen, an sich, nicht als einen gültigen Grund
zu Behauptung irgend eines Vorzugs a). Den
KaiserTitel (Imperator, Caesar) führten zuerst
die alten römischen, nach ihnen die byzantini-
schen und die römisch-teutschen Kaiser. Der
Sultan der Osmanen legte diesen Titel (Padi-
schah
) sich ebenfalls bei b). Desgleichen Ruſs-
land 1721 c), Frankreich 1804 d), und Oest-
reich 1804 e). Auch haben noch in der neuern
Zeit manche Könige, bei gewissen Gelegenheiten,
sich des KaiserTitels bedient f).

a) M. C. Curtius de Senatu romano (Hal. 1762. 8.), c. 1. 2.
et 3. Mascov princ. juris publ. imperii rom. germ., p. 165. sq.
(B. G. Struv’s) Untersuchung von dem kayserl. Titul u. Würde.
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[170/0176] II. Th. I. Tit. Unbedingte Rechte d. europ. Staaten. c⁾ furter TerritorialCommission, vom 20. Jul. 1819, Art. 30, setzten die vier verbündeten Mächte fest, daſs der Landgraf von HessenHomburg den Titel „souverainer Landgraf“ füh- ren könne. v. Martens recueil, Supplém. VIII. 617. d⁾ Frankreich u. Spanien liessen sich deſshalb von der Kai- serin von Ruſsland, bei Anerkennung ihres KaiserTitels, ei- gene Reversalen geben. Als Catharina II. 1762 diese ver- weigerte, protestirten sie, mit der Erklärung, daſs sie jenen Titel nicht mehr geben würden, sobald in dem Ceremoniel Neuerung eintreten werde. De Martens recueil, I. 30 ff. Real, T. V, ch. 4, Sect. I. e⁾ So in dem aachner Fr. 1748, erster SeparatArtikel. Wenck cod. jur. gent. II. 360. Auch in einem SeparatArtikel zu dem teschener Vertrag zwischen Kurpfalz und Kursachsen v. 1779. De Martens recueil, II. 19. §. 108. Kaiser Titel. Der KaiserTitel ward von jeher für den höch- sten gehalten. Doch betrachten jetzt die Könige solchen, an sich, nicht als einen gültigen Grund zu Behauptung irgend eines Vorzugs a). Den KaiserTitel (Imperator, Caesar) führten zuerst die alten römischen, nach ihnen die byzantini- schen und die römisch-teutschen Kaiser. Der Sultan der Osmanen legte diesen Titel (Padi- schah) sich ebenfalls bei b). Desgleichen Ruſs- land 1721 c), Frankreich 1804 d), und Oest- reich 1804 e). Auch haben noch in der neuern Zeit manche Könige, bei gewissen Gelegenheiten, sich des KaiserTitels bedient f). a⁾ M. C. Curtius de Senatu romano (Hal. 1762. 8.), c. 1. 2. et 3. Mascov princ. juris publ. imperii rom. germ., p. 165. sq. (B. G. Struv’s) Untersuchung von dem kayserl. Titul u. Würde.

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Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/176>, abgerufen am 16.04.2024.