Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

zu wollen! (Es sey denn unter geliebten, ge¬
prüften Personen) Mehrentheils werden beyde
Partheyen einig, um über dich herzufallen.
Das Kuppeln und Heyrathen-Schmieden über¬
lasse man dem Himmel, und einer gewissen
Classe von alten Weibern.

10.

Keine Regel ist so allgemein, keine so hei¬
lig zu halten, keine führt so sicher dahin, uns
dauerhafte Achtung und Freundschaft zu erwer¬
ben, als die: unverbrüchlich, auch in den ge¬
ringsten Kleinigkeiten, Wort zu halten, seiner
Zusage treu, und stets wahrhaftig zu seyn in
seinen Reden. Nie kann man Recht und er¬
laubte Ursache haben, das Gegentheil von dem
zu sagen, was man denkt, wenngleich man
Befugniß und Gründe haben kann, nicht al¬
les zu offenbahren, was in uns vorgeht. Es giebt
keine Nothlügen; noch nie ist eine Unwahrheit
gesprochen worden, die nicht früh oder spät nach¬
theilige Folgen für jemand gehabt hätte; der
Mann aber, der dafür bekannt ist, strenge Wort
zu halten und sich keine Unwahrheit zu gestat¬
ten, gewinnt gewiß Zutrauen, guten Ruf und
Hochachtung.

11.

zu wollen! (Es ſey denn unter geliebten, ge¬
pruͤften Perſonen) Mehrentheils werden beyde
Partheyen einig, um uͤber dich herzufallen.
Das Kuppeln und Heyrathen-Schmieden uͤber¬
laſſe man dem Himmel, und einer gewiſſen
Claſſe von alten Weibern.

10.

Keine Regel iſt ſo allgemein, keine ſo hei¬
lig zu halten, keine fuͤhrt ſo ſicher dahin, uns
dauerhafte Achtung und Freundſchaft zu erwer¬
ben, als die: unverbruͤchlich, auch in den ge¬
ringſten Kleinigkeiten, Wort zu halten, ſeiner
Zuſage treu, und ſtets wahrhaftig zu ſeyn in
ſeinen Reden. Nie kann man Recht und er¬
laubte Urſache haben, das Gegentheil von dem
zu ſagen, was man denkt, wenngleich man
Befugniß und Gruͤnde haben kann, nicht al¬
les zu offenbahren, was in uns vorgeht. Es giebt
keine Nothluͤgen; noch nie iſt eine Unwahrheit
geſprochen worden, die nicht fruͤh oder ſpaͤt nach¬
theilige Folgen fuͤr jemand gehabt haͤtte; der
Mann aber, der dafuͤr bekannt iſt, ſtrenge Wort
zu halten und ſich keine Unwahrheit zu geſtat¬
ten, gewinnt gewiß Zutrauen, guten Ruf und
Hochachtung.

11.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0077" n="47"/>
zu wollen! (Es &#x017F;ey denn unter geliebten, ge¬<lb/>
pru&#x0364;ften Per&#x017F;onen) Mehrentheils werden beyde<lb/>
Partheyen einig, um u&#x0364;ber dich herzufallen.<lb/>
Das Kuppeln und Heyrathen-Schmieden u&#x0364;ber¬<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e man dem Himmel, und einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;e von alten Weibern.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>10.<lb/></head>
            <p>Keine Regel i&#x017F;t &#x017F;o allgemein, keine &#x017F;o hei¬<lb/>
lig zu halten, keine fu&#x0364;hrt &#x017F;o &#x017F;icher dahin, uns<lb/>
dauerhafte Achtung und Freund&#x017F;chaft zu erwer¬<lb/>
ben, als die: unverbru&#x0364;chlich, auch in den ge¬<lb/>
ring&#x017F;ten Kleinigkeiten, Wort zu halten, &#x017F;einer<lb/>
Zu&#x017F;age treu, und &#x017F;tets wahrhaftig zu &#x017F;eyn in<lb/>
&#x017F;einen Reden. Nie kann man Recht und er¬<lb/>
laubte Ur&#x017F;ache haben, das Gegentheil von dem<lb/>
zu &#x017F;agen, was man denkt, wenngleich man<lb/>
Befugniß und Gru&#x0364;nde haben kann, nicht al¬<lb/>
les zu offenbahren, was in uns vorgeht. Es giebt<lb/>
keine Nothlu&#x0364;gen; noch nie i&#x017F;t eine Unwahrheit<lb/>
ge&#x017F;prochen worden, die nicht fru&#x0364;h oder &#x017F;pa&#x0364;t nach¬<lb/>
theilige Folgen fu&#x0364;r jemand gehabt ha&#x0364;tte; der<lb/>
Mann aber, der dafu&#x0364;r bekannt i&#x017F;t, &#x017F;trenge Wort<lb/>
zu halten und &#x017F;ich keine Unwahrheit zu ge&#x017F;tat¬<lb/>
ten, gewinnt gewiß Zutrauen, guten Ruf und<lb/>
Hochachtung.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">11.<lb/></fw>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0077] zu wollen! (Es ſey denn unter geliebten, ge¬ pruͤften Perſonen) Mehrentheils werden beyde Partheyen einig, um uͤber dich herzufallen. Das Kuppeln und Heyrathen-Schmieden uͤber¬ laſſe man dem Himmel, und einer gewiſſen Claſſe von alten Weibern. 10. Keine Regel iſt ſo allgemein, keine ſo hei¬ lig zu halten, keine fuͤhrt ſo ſicher dahin, uns dauerhafte Achtung und Freundſchaft zu erwer¬ ben, als die: unverbruͤchlich, auch in den ge¬ ringſten Kleinigkeiten, Wort zu halten, ſeiner Zuſage treu, und ſtets wahrhaftig zu ſeyn in ſeinen Reden. Nie kann man Recht und er¬ laubte Urſache haben, das Gegentheil von dem zu ſagen, was man denkt, wenngleich man Befugniß und Gruͤnde haben kann, nicht al¬ les zu offenbahren, was in uns vorgeht. Es giebt keine Nothluͤgen; noch nie iſt eine Unwahrheit geſprochen worden, die nicht fruͤh oder ſpaͤt nach¬ theilige Folgen fuͤr jemand gehabt haͤtte; der Mann aber, der dafuͤr bekannt iſt, ſtrenge Wort zu halten und ſich keine Unwahrheit zu geſtat¬ ten, gewinnt gewiß Zutrauen, guten Ruf und Hochachtung. 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/77
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/77>, abgerufen am 16.04.2024.