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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Alles! Still und hört, was ich euch sage! -- Nach diesen Worten ward es nicht so bald still, nein, Alles schrie nun immer wieder von Neuem: Still und hört, was Don Carlo sagt! Still und hört, was der brave Don Carlo sagt! bis auch dieses Geschrei leiser und leiser endlich in eine Todtenstille verscholl.

Nicht so feierlich! sprach Don Carlo, denn was ich sagen will, ist nicht zum Weinen! Die Geschichte da ist nicht mit Golde zu bezahlen, wiewohl euer Vortrag nicht viel besser war als tausend Ohrfeigen! Besonders war dahier ein Mann mit einer Trompetenstimme, der gleich einer Traufe beständig dasselbe Wort sprach, so daß ich zuletzt nichts mehr hörte wie das; aber das war gut; denn es war ein Wort von Don Antonio! Sprich es noch einmal aus, Checco!

Da trompetete Checco wiederum: Don Antonio hat gesagt, er möchte wohl einmal alle Kahlköpfe beisammen sehn, die auf der ganzen Insel sind.

Ja, ja, das hat er gesagt! riefen Alle.

Bravo! rief Don Carlo, er hat es gesagt, und es soll geschehen! Ich habe schon manche Woche vergeblich über ein Carnevalsfest für meinen braven Don Antonio nachgedacht; nun aber will ich ihm eins geben, wie Meer und Erde und der Himmel da oben noch nicht gesehen hat. Also vernehmt: Auf übermorgen Nachmittag sind hiemit alle guten ehrlichen Kahlköpfe, womit unser nach allen Seiten hin fruchtbares Eiland Ischia so reichlich gesegnet ist, Don Antonio's Geburts-

Alles! Still und hört, was ich euch sage! — Nach diesen Worten ward es nicht so bald still, nein, Alles schrie nun immer wieder von Neuem: Still und hört, was Don Carlo sagt! Still und hört, was der brave Don Carlo sagt! bis auch dieses Geschrei leiser und leiser endlich in eine Todtenstille verscholl.

Nicht so feierlich! sprach Don Carlo, denn was ich sagen will, ist nicht zum Weinen! Die Geschichte da ist nicht mit Golde zu bezahlen, wiewohl euer Vortrag nicht viel besser war als tausend Ohrfeigen! Besonders war dahier ein Mann mit einer Trompetenstimme, der gleich einer Traufe beständig dasselbe Wort sprach, so daß ich zuletzt nichts mehr hörte wie das; aber das war gut; denn es war ein Wort von Don Antonio! Sprich es noch einmal aus, Checco!

Da trompetete Checco wiederum: Don Antonio hat gesagt, er möchte wohl einmal alle Kahlköpfe beisammen sehn, die auf der ganzen Insel sind.

Ja, ja, das hat er gesagt! riefen Alle.

Bravo! rief Don Carlo, er hat es gesagt, und es soll geschehen! Ich habe schon manche Woche vergeblich über ein Carnevalsfest für meinen braven Don Antonio nachgedacht; nun aber will ich ihm eins geben, wie Meer und Erde und der Himmel da oben noch nicht gesehen hat. Also vernehmt: Auf übermorgen Nachmittag sind hiemit alle guten ehrlichen Kahlköpfe, womit unser nach allen Seiten hin fruchtbares Eiland Ischia so reichlich gesegnet ist, Don Antonio's Geburts-

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[0019] Alles! Still und hört, was ich euch sage! — Nach diesen Worten ward es nicht so bald still, nein, Alles schrie nun immer wieder von Neuem: Still und hört, was Don Carlo sagt! Still und hört, was der brave Don Carlo sagt! bis auch dieses Geschrei leiser und leiser endlich in eine Todtenstille verscholl. Nicht so feierlich! sprach Don Carlo, denn was ich sagen will, ist nicht zum Weinen! Die Geschichte da ist nicht mit Golde zu bezahlen, wiewohl euer Vortrag nicht viel besser war als tausend Ohrfeigen! Besonders war dahier ein Mann mit einer Trompetenstimme, der gleich einer Traufe beständig dasselbe Wort sprach, so daß ich zuletzt nichts mehr hörte wie das; aber das war gut; denn es war ein Wort von Don Antonio! Sprich es noch einmal aus, Checco! Da trompetete Checco wiederum: Don Antonio hat gesagt, er möchte wohl einmal alle Kahlköpfe beisammen sehn, die auf der ganzen Insel sind. Ja, ja, das hat er gesagt! riefen Alle. Bravo! rief Don Carlo, er hat es gesagt, und es soll geschehen! Ich habe schon manche Woche vergeblich über ein Carnevalsfest für meinen braven Don Antonio nachgedacht; nun aber will ich ihm eins geben, wie Meer und Erde und der Himmel da oben noch nicht gesehen hat. Also vernehmt: Auf übermorgen Nachmittag sind hiemit alle guten ehrlichen Kahlköpfe, womit unser nach allen Seiten hin fruchtbares Eiland Ischia so reichlich gesegnet ist, Don Antonio's Geburts-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:47:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:47:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/19>, abgerufen am 23.04.2024.