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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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heimnißvollen Fünf, die ihn immer weiter geleiteten, die Straßen entlang, endlich vor Don Carlo's Palaste zuerst im Kreise herum, dann im Viereck, dann im Dreieck, endlich durch das bekränzte Thor in den Palast selbst hinein, durch weite Hallen, welche von Kahlköpfen angefüllt waren, die sich alle zugleich vor ihm verneigten in langen stummen Reihen -- als zwei Flügelthüren sich vor ihm aufthaten und einen Saal eröffneten, welcher, so groß er war, dennoch von griechischen und arabischen Philosophen und Magiern und ägyptischen Priestern erfüllt war. Schweigend und sich neigend that die Menge sich von einander, und Don Antonio ward genau in den Mittelpunkt eines Halbkreises geführt, welchen auf hohen Thronen sitzend die sieben alten Weisen bildeten, jeder nach seiner Art phantastisch decorirt. Auf den Lehnen der Throne stand, zu besserem Verständniß, Jedwedes Name. Jeder hielt einen gewaltigen Papierstreif mit großer bunter Schrift in den Händen. Don Antonio las zuerst auf dem Zettel Periander's, welcher sehr ernsthaft darein sah, die wichtige Frage: welches Gericht ziehet ein Jeder unter euch allen andern vor? Bias hielt, ebenfalls auf einem großen Zettel, die Antwort: ein Gericht Trüffeln, wo nicht zu viel Pfeffer oben auf ist. Bei Thales aber war zu lesen: ein Gericht Wachteln, von denen keine weder zu fett noch zu mager ist. Anacharsis' Zettel hatte: dicke Maccaroni mit feinem Käse; des Kleobulos: einen Salat, bei dessen Bereitung der Essig mehr als das Oel gefürchtet wird; des Chilom:

heimnißvollen Fünf, die ihn immer weiter geleiteten, die Straßen entlang, endlich vor Don Carlo's Palaste zuerst im Kreise herum, dann im Viereck, dann im Dreieck, endlich durch das bekränzte Thor in den Palast selbst hinein, durch weite Hallen, welche von Kahlköpfen angefüllt waren, die sich alle zugleich vor ihm verneigten in langen stummen Reihen — als zwei Flügelthüren sich vor ihm aufthaten und einen Saal eröffneten, welcher, so groß er war, dennoch von griechischen und arabischen Philosophen und Magiern und ägyptischen Priestern erfüllt war. Schweigend und sich neigend that die Menge sich von einander, und Don Antonio ward genau in den Mittelpunkt eines Halbkreises geführt, welchen auf hohen Thronen sitzend die sieben alten Weisen bildeten, jeder nach seiner Art phantastisch decorirt. Auf den Lehnen der Throne stand, zu besserem Verständniß, Jedwedes Name. Jeder hielt einen gewaltigen Papierstreif mit großer bunter Schrift in den Händen. Don Antonio las zuerst auf dem Zettel Periander's, welcher sehr ernsthaft darein sah, die wichtige Frage: welches Gericht ziehet ein Jeder unter euch allen andern vor? Bias hielt, ebenfalls auf einem großen Zettel, die Antwort: ein Gericht Trüffeln, wo nicht zu viel Pfeffer oben auf ist. Bei Thales aber war zu lesen: ein Gericht Wachteln, von denen keine weder zu fett noch zu mager ist. Anacharsis' Zettel hatte: dicke Maccaroni mit feinem Käse; des Kleobulos: einen Salat, bei dessen Bereitung der Essig mehr als das Oel gefürchtet wird; des Chilom:

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[0037] heimnißvollen Fünf, die ihn immer weiter geleiteten, die Straßen entlang, endlich vor Don Carlo's Palaste zuerst im Kreise herum, dann im Viereck, dann im Dreieck, endlich durch das bekränzte Thor in den Palast selbst hinein, durch weite Hallen, welche von Kahlköpfen angefüllt waren, die sich alle zugleich vor ihm verneigten in langen stummen Reihen — als zwei Flügelthüren sich vor ihm aufthaten und einen Saal eröffneten, welcher, so groß er war, dennoch von griechischen und arabischen Philosophen und Magiern und ägyptischen Priestern erfüllt war. Schweigend und sich neigend that die Menge sich von einander, und Don Antonio ward genau in den Mittelpunkt eines Halbkreises geführt, welchen auf hohen Thronen sitzend die sieben alten Weisen bildeten, jeder nach seiner Art phantastisch decorirt. Auf den Lehnen der Throne stand, zu besserem Verständniß, Jedwedes Name. Jeder hielt einen gewaltigen Papierstreif mit großer bunter Schrift in den Händen. Don Antonio las zuerst auf dem Zettel Periander's, welcher sehr ernsthaft darein sah, die wichtige Frage: welches Gericht ziehet ein Jeder unter euch allen andern vor? Bias hielt, ebenfalls auf einem großen Zettel, die Antwort: ein Gericht Trüffeln, wo nicht zu viel Pfeffer oben auf ist. Bei Thales aber war zu lesen: ein Gericht Wachteln, von denen keine weder zu fett noch zu mager ist. Anacharsis' Zettel hatte: dicke Maccaroni mit feinem Käse; des Kleobulos: einen Salat, bei dessen Bereitung der Essig mehr als das Oel gefürchtet wird; des Chilom:

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/37>, abgerufen am 29.03.2024.