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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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jauchzen schritten sie dahin, wie Sieger in Olympia. Don Antonio's hohe Gestalt erschien von dem blühenden Kranze ganz verjüngt, und Viele sprachen laut: Es ist wahrlich ein stattlicher, schöner Mann! Don Carlo glich mehr einem gutmüthigen behaglichen Anakreon. Die beiden Andern, Jakob und Pietro, wußten ihre Bekränzung ebenfalls recht liebenswürdig zu tragen, sie nahmen unwillkürlich feinere Manieren an und setzten die Füße bedeutend zierlicher als gewöhnlich.

Mit dieser fast heroischen Scene der Bekränzung wechselte nun augenblicklich eine, welche gerade das Gegentheil von heroisch war. Als nämlich die Geretteten, noch von Schreck zitternd und ernsthaft klappernd vor Kälte, sich um das hochlodernde Feuer sammelten und in den nassen Kleidern hell beleuchtet dastanden, erhub sich um sie her ein ganz unermeßliches Gelächter; denn es waren, zum Erstaunen Aller, sämmtlich Kahlköpfe, die, so durchnäßt gleich gebadeten Mäusen, recht erbärmliche Figuren abgaben. Als sich dieselben nun so verlacht sahen, wollten sie alle davon; aber man ließ sie nicht so bald hinweg. Man hielt sie und sah ihnen mit Gewalt genauer unter die Augen. Da ward einer nach dem andern erkannt und sein Name laut ausgeschrieen ohne alle Barmherzigkeit. Es waren jene heimlichen Kahlköpfe, welche so plötzlich Geschäfte halber nach Neapel abgereiset. Wie aber erstaunte jetzt Donna Teresa in ihrer Maske, da sie unter den verlachten Jammergestalten von ehemals heimlichen, nun öffentlichen

jauchzen schritten sie dahin, wie Sieger in Olympia. Don Antonio's hohe Gestalt erschien von dem blühenden Kranze ganz verjüngt, und Viele sprachen laut: Es ist wahrlich ein stattlicher, schöner Mann! Don Carlo glich mehr einem gutmüthigen behaglichen Anakreon. Die beiden Andern, Jakob und Pietro, wußten ihre Bekränzung ebenfalls recht liebenswürdig zu tragen, sie nahmen unwillkürlich feinere Manieren an und setzten die Füße bedeutend zierlicher als gewöhnlich.

Mit dieser fast heroischen Scene der Bekränzung wechselte nun augenblicklich eine, welche gerade das Gegentheil von heroisch war. Als nämlich die Geretteten, noch von Schreck zitternd und ernsthaft klappernd vor Kälte, sich um das hochlodernde Feuer sammelten und in den nassen Kleidern hell beleuchtet dastanden, erhub sich um sie her ein ganz unermeßliches Gelächter; denn es waren, zum Erstaunen Aller, sämmtlich Kahlköpfe, die, so durchnäßt gleich gebadeten Mäusen, recht erbärmliche Figuren abgaben. Als sich dieselben nun so verlacht sahen, wollten sie alle davon; aber man ließ sie nicht so bald hinweg. Man hielt sie und sah ihnen mit Gewalt genauer unter die Augen. Da ward einer nach dem andern erkannt und sein Name laut ausgeschrieen ohne alle Barmherzigkeit. Es waren jene heimlichen Kahlköpfe, welche so plötzlich Geschäfte halber nach Neapel abgereiset. Wie aber erstaunte jetzt Donna Teresa in ihrer Maske, da sie unter den verlachten Jammergestalten von ehemals heimlichen, nun öffentlichen

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/47>, abgerufen am 29.03.2024.