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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Bodenbearbeitung.
Waldland, vergrastem Boden, bedient man sich sehr starker Hauen (Rodhauen), deren
Klinge entweder auf der einen Seite ein Beil bildet und auf der andern Seite in
eine 5--8 Cm. breite Schärfe ausläuft oder eine horizontale und vertikale Schneide
besitzt. Für sehr steinigen und harten Boden verwendet man die Spitzhacke, den
Pickel. Bei der Weinbergshaue ist das Blatt oft so breit als wie bei dem Spaten,
nur daß es nicht in der Verlängerung des Stieles, sondern im spitzen Winkel mit
diesem befestigt ist. Dieselbe bildet den Uebergang zu den Hackgeräthen.

Bei dem Gebrauche der Haue geht der Arbeiter nicht wie bei dem Umspaten
rückwärts, sondern vorwärts, indem er
die aufgehackte Erde an sich zieht. Die
Arbeit geht schneller vor sich als mit
dem Spaten, da der Boden zwar
kräftig gelockert, aber nur unvollkom-
men gewendet wird. Mit der Haue
vermag der Arbeiter in einem Tage
je nach der Bodenbeschaffenheit 1.5 bis
3 Ar umzuarbeiten. Für die Kartoffel-,

[Abbildung] Fig. 21.

Der Karst.

die Weincultur etc. leistet der Zweispitz oder Karst, Fig. 21, vorzügliche Dienste, ob-
gleich seine Handhabung anstrengend ist.

2. Der Haken.

Anstatt des Pfluges wird in vielen östlichen Ländern, vereinzelt auch in den
österreichischen Alpenländern der Haken und die Zoche zur Bodenbearbeitung be-
nutzt. Beide Geräthe lassen unschwer vermuthen, daß sie durch Umwandlung der
Handhaue und des Karstes in Spanngeräthe entstanden sind. Aufrecht geführt, be-
steht ihre Arbeit in einem Durchwühlen des Bodens, welcher dann ohne gewendet
zu werden, seitlich aufgehäuft wird. Etwas geneigt gegen die Furchenseite gehalten,
läßt sich durch den Haken neben einer kräftigen Lokerung auch ein unvollkommenes
Wenden ähnlich wie bei den Schüttpflügen erreichen. Die Furchensohle wird dabei
nicht eben, sondern kammförmig aufgerissen. Jedenfalls steht die Hakenarbeit der
Pflugarbeit beträchtlich nach. Es wird daher der Haken, trotzdem er leichter zu führen,
weniger Zugkraft erfordert und billiger herzustellen ist, ganz sicher im Laufe der Zeit
von dem vollkommneren Pfluge verdrängt werden.

Verwendet man in einer Gegend gleichzeitig Pflug und Haken, so wird letzterer
vorzüglich zum Ruhren der Sturzfelder, zum Legen, Bearbeiten und Ausnehmen der
Kartoffeln etc. gebraucht. An steilen und steinigen Lehnen oder dort, wo der Haken
nur allein verwendet wird, wie in Mecklenburg, in den Ostseeländern, in Rußland
ist er jedoch das einzige Werkzeug zu allen Pflugarbeiten.

Der Haken (slavisch Radlo, Ralo) kann je nach seiner Unterstützung, wie der
Pflug als Schwing-, Stelz- oder Vordergestellhaken gebraucht werden. Je nach dem
Vorhandensein eines Streichbrettes und der Anzahl (1 oder 2) der Schare unter-
scheidet man: den Ruhrhaken, Krümmelhaken, Streichhaken und die Zoche.

Die Bodenbearbeitung.
Waldland, vergrastem Boden, bedient man ſich ſehr ſtarker Hauen (Rodhauen), deren
Klinge entweder auf der einen Seite ein Beil bildet und auf der andern Seite in
eine 5—8 Cm. breite Schärfe ausläuft oder eine horizontale und vertikale Schneide
beſitzt. Für ſehr ſteinigen und harten Boden verwendet man die Spitzhacke, den
Pickel. Bei der Weinbergshaue iſt das Blatt oft ſo breit als wie bei dem Spaten,
nur daß es nicht in der Verlängerung des Stieles, ſondern im ſpitzen Winkel mit
dieſem befeſtigt iſt. Dieſelbe bildet den Uebergang zu den Hackgeräthen.

Bei dem Gebrauche der Haue geht der Arbeiter nicht wie bei dem Umſpaten
rückwärts, ſondern vorwärts, indem er
die aufgehackte Erde an ſich zieht. Die
Arbeit geht ſchneller vor ſich als mit
dem Spaten, da der Boden zwar
kräftig gelockert, aber nur unvollkom-
men gewendet wird. Mit der Haue
vermag der Arbeiter in einem Tage
je nach der Bodenbeſchaffenheit 1.5 bis
3 Ar umzuarbeiten. Für die Kartoffel-,

[Abbildung] Fig. 21.

Der Karſt.

die Weincultur ꝛc. leiſtet der Zweiſpitz oder Karſt, Fig. 21, vorzügliche Dienſte, ob-
gleich ſeine Handhabung anſtrengend iſt.

2. Der Haken.

Anſtatt des Pfluges wird in vielen öſtlichen Ländern, vereinzelt auch in den
öſterreichiſchen Alpenländern der Haken und die Zoche zur Bodenbearbeitung be-
nutzt. Beide Geräthe laſſen unſchwer vermuthen, daß ſie durch Umwandlung der
Handhaue und des Karſtes in Spanngeräthe entſtanden ſind. Aufrecht geführt, be-
ſteht ihre Arbeit in einem Durchwühlen des Bodens, welcher dann ohne gewendet
zu werden, ſeitlich aufgehäuft wird. Etwas geneigt gegen die Furchenſeite gehalten,
läßt ſich durch den Haken neben einer kräftigen Lokerung auch ein unvollkommenes
Wenden ähnlich wie bei den Schüttpflügen erreichen. Die Furchenſohle wird dabei
nicht eben, ſondern kammförmig aufgeriſſen. Jedenfalls ſteht die Hakenarbeit der
Pflugarbeit beträchtlich nach. Es wird daher der Haken, trotzdem er leichter zu führen,
weniger Zugkraft erfordert und billiger herzuſtellen iſt, ganz ſicher im Laufe der Zeit
von dem vollkommneren Pfluge verdrängt werden.

Verwendet man in einer Gegend gleichzeitig Pflug und Haken, ſo wird letzterer
vorzüglich zum Ruhren der Sturzfelder, zum Legen, Bearbeiten und Ausnehmen der
Kartoffeln ꝛc. gebraucht. An ſteilen und ſteinigen Lehnen oder dort, wo der Haken
nur allein verwendet wird, wie in Mecklenburg, in den Oſtſeeländern, in Rußland
iſt er jedoch das einzige Werkzeug zu allen Pflugarbeiten.

Der Haken (ſlaviſch Radlo, Ralo) kann je nach ſeiner Unterſtützung, wie der
Pflug als Schwing-, Stelz- oder Vordergeſtellhaken gebraucht werden. Je nach dem
Vorhandenſein eines Streichbrettes und der Anzahl (1 oder 2) der Schare unter-
ſcheidet man: den Ruhrhaken, Krümmelhaken, Streichhaken und die Zoche.

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[95/0113] Die Bodenbearbeitung. Waldland, vergrastem Boden, bedient man ſich ſehr ſtarker Hauen (Rodhauen), deren Klinge entweder auf der einen Seite ein Beil bildet und auf der andern Seite in eine 5—8 Cm. breite Schärfe ausläuft oder eine horizontale und vertikale Schneide beſitzt. Für ſehr ſteinigen und harten Boden verwendet man die Spitzhacke, den Pickel. Bei der Weinbergshaue iſt das Blatt oft ſo breit als wie bei dem Spaten, nur daß es nicht in der Verlängerung des Stieles, ſondern im ſpitzen Winkel mit dieſem befeſtigt iſt. Dieſelbe bildet den Uebergang zu den Hackgeräthen. Bei dem Gebrauche der Haue geht der Arbeiter nicht wie bei dem Umſpaten rückwärts, ſondern vorwärts, indem er die aufgehackte Erde an ſich zieht. Die Arbeit geht ſchneller vor ſich als mit dem Spaten, da der Boden zwar kräftig gelockert, aber nur unvollkom- men gewendet wird. Mit der Haue vermag der Arbeiter in einem Tage je nach der Bodenbeſchaffenheit 1.5 bis 3 Ar umzuarbeiten. Für die Kartoffel-, [Abbildung Fig. 21. Der Karſt.] die Weincultur ꝛc. leiſtet der Zweiſpitz oder Karſt, Fig. 21, vorzügliche Dienſte, ob- gleich ſeine Handhabung anſtrengend iſt. 2. Der Haken. Anſtatt des Pfluges wird in vielen öſtlichen Ländern, vereinzelt auch in den öſterreichiſchen Alpenländern der Haken und die Zoche zur Bodenbearbeitung be- nutzt. Beide Geräthe laſſen unſchwer vermuthen, daß ſie durch Umwandlung der Handhaue und des Karſtes in Spanngeräthe entſtanden ſind. Aufrecht geführt, be- ſteht ihre Arbeit in einem Durchwühlen des Bodens, welcher dann ohne gewendet zu werden, ſeitlich aufgehäuft wird. Etwas geneigt gegen die Furchenſeite gehalten, läßt ſich durch den Haken neben einer kräftigen Lokerung auch ein unvollkommenes Wenden ähnlich wie bei den Schüttpflügen erreichen. Die Furchenſohle wird dabei nicht eben, ſondern kammförmig aufgeriſſen. Jedenfalls ſteht die Hakenarbeit der Pflugarbeit beträchtlich nach. Es wird daher der Haken, trotzdem er leichter zu führen, weniger Zugkraft erfordert und billiger herzuſtellen iſt, ganz ſicher im Laufe der Zeit von dem vollkommneren Pfluge verdrängt werden. Verwendet man in einer Gegend gleichzeitig Pflug und Haken, ſo wird letzterer vorzüglich zum Ruhren der Sturzfelder, zum Legen, Bearbeiten und Ausnehmen der Kartoffeln ꝛc. gebraucht. An ſteilen und ſteinigen Lehnen oder dort, wo der Haken nur allein verwendet wird, wie in Mecklenburg, in den Oſtſeeländern, in Rußland iſt er jedoch das einzige Werkzeug zu allen Pflugarbeiten. Der Haken (ſlaviſch Radlo, Ralo) kann je nach ſeiner Unterſtützung, wie der Pflug als Schwing-, Stelz- oder Vordergeſtellhaken gebraucht werden. Je nach dem Vorhandenſein eines Streichbrettes und der Anzahl (1 oder 2) der Schare unter- ſcheidet man: den Ruhrhaken, Krümmelhaken, Streichhaken und die Zoche.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/113>, abgerufen am 28.03.2024.