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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Saat.
gewährt, die Wicke, deren Samen verhältnißmäßig kostspielig, der Raps, der Buch-
weizen, der Roggen etc. Bei letzteren beiden Pflanzen kommt jedoch neben der
Pflanzenmasse nur die Beschattung des Bodens in Betracht.

Bei dem Umstande als durch die Verfütterung der Gründüngungspflanzen keine
düngenden Stoffe verloren gehen würden, kann sich die Gründüngung nur in solchen
Fällen als wirthschaftlich gerechtfertigt herausstellen, wo sich die Transportkosten des
Futters und Düngers wegen der Entfernung der Felder zu hoch herausstellen würden,
oder dort, wo bei dem Uebergange von einer Fruchtfolge zur andern, schnell assimilir-
bare Nährstoffe in den Boden gebracht werden sollen.

In manchen Fällen, wie bei dem Unterpflügen von Pflanzen, welche aus dem
Körnerausfalle bei der Ernte gewachsen sind, oder bei Kleeschlägen, von welchen man
zur Lockerung des Bodens den letzten Schnitt unterpflügt, ergiebt sich von selbst eine
Art Gründüngung.

Am zweckmäßigsten säet man die Gründüngungspflanzen nach der Ernte in die
aufgebrochene Stoppel. Um einen möglichsten hohen Ertrag an grüner Pflanzen-
masse zu erhalten, wird man das Saatquantum reichlicher als bei dem gewöhnlichen
Anbaue der betreffenden Pflanze bemessen. Sobald die Pflanzen bis nahe zur
Entwicklung der Blüthe gelangt sind, pflügt man dieselben unter. Um das Unter-
pflügen leichter und vollständiger zu bewerkstelligen, drückt man die Pflanzen durch
Abwalzen nieder, der Pflug folgt dann in derselben Richtung oder man mäht die
Pflanzen ab und streift dann die grünen Massen in die geöffnete Pflugfurche ein.

Die Wirkung der Gründüngung ist keine andauernde, sie erstreckt sich höchstens
auf ein Jahr.

VII.
Die Saat.

Nach der Vorbereitung des Bodens durch Bearbeitung und Düngung erfolgt
zur geeigneten Zeit die Aussaat des Samens. Zuweilen treten jedoch an Stelle
des Samens auch andere Pflanzentheile, wie Stammtheile, Knollen, Rhizome
Zwiebeln und Wurzeln etc., durch welche sich erfahrungsgemäß manche, erst durch die
Cultur gewonnene, werthvolle Eigenschaft der Pflanzen viel sicherer als durch den
Samen fortpflanzen läßt.

Die Beschaffenheit des Samens oder des an dessen Stelle tretenden Pflanzen-
theiles entscheidet über den Erfolg der Pflanzencultur. Die Entwickelung des Samens
erfordert ausreichende Mengen (S. 17) an Wärme, Luft und Wasser. Der Same
muß daher znr Sicherung der Keimungsbedingungen zur richtigen Zeit und mit
Rücksicht auf die Pflege der wachsenden Pflanze auf eine entsprechende Art und in ge-
eigneter Menge in den Boden untergebracht werden. In manchen Fällen ist es
schließlich geboten, erst die junge Pflanze auf das freie Feld auszusetzen.

Die Saat.
gewährt, die Wicke, deren Samen verhältnißmäßig koſtſpielig, der Raps, der Buch-
weizen, der Roggen ꝛc. Bei letzteren beiden Pflanzen kommt jedoch neben der
Pflanzenmaſſe nur die Beſchattung des Bodens in Betracht.

Bei dem Umſtande als durch die Verfütterung der Gründüngungspflanzen keine
düngenden Stoffe verloren gehen würden, kann ſich die Gründüngung nur in ſolchen
Fällen als wirthſchaftlich gerechtfertigt herausſtellen, wo ſich die Transportkoſten des
Futters und Düngers wegen der Entfernung der Felder zu hoch herausſtellen würden,
oder dort, wo bei dem Uebergange von einer Fruchtfolge zur andern, ſchnell aſſimilir-
bare Nährſtoffe in den Boden gebracht werden ſollen.

In manchen Fällen, wie bei dem Unterpflügen von Pflanzen, welche aus dem
Körnerausfalle bei der Ernte gewachſen ſind, oder bei Kleeſchlägen, von welchen man
zur Lockerung des Bodens den letzten Schnitt unterpflügt, ergiebt ſich von ſelbſt eine
Art Gründüngung.

Am zweckmäßigſten ſäet man die Gründüngungspflanzen nach der Ernte in die
aufgebrochene Stoppel. Um einen möglichſten hohen Ertrag an grüner Pflanzen-
maſſe zu erhalten, wird man das Saatquantum reichlicher als bei dem gewöhnlichen
Anbaue der betreffenden Pflanze bemeſſen. Sobald die Pflanzen bis nahe zur
Entwicklung der Blüthe gelangt ſind, pflügt man dieſelben unter. Um das Unter-
pflügen leichter und vollſtändiger zu bewerkſtelligen, drückt man die Pflanzen durch
Abwalzen nieder, der Pflug folgt dann in derſelben Richtung oder man mäht die
Pflanzen ab und ſtreift dann die grünen Maſſen in die geöffnete Pflugfurche ein.

Die Wirkung der Gründüngung iſt keine andauernde, ſie erſtreckt ſich höchſtens
auf ein Jahr.

VII.
Die Saat.

Nach der Vorbereitung des Bodens durch Bearbeitung und Düngung erfolgt
zur geeigneten Zeit die Ausſaat des Samens. Zuweilen treten jedoch an Stelle
des Samens auch andere Pflanzentheile, wie Stammtheile, Knollen, Rhizome
Zwiebeln und Wurzeln ꝛc., durch welche ſich erfahrungsgemäß manche, erſt durch die
Cultur gewonnene, werthvolle Eigenſchaft der Pflanzen viel ſicherer als durch den
Samen fortpflanzen läßt.

Die Beſchaffenheit des Samens oder des an deſſen Stelle tretenden Pflanzen-
theiles entſcheidet über den Erfolg der Pflanzencultur. Die Entwickelung des Samens
erfordert ausreichende Mengen (S. 17) an Wärme, Luft und Waſſer. Der Same
muß daher znr Sicherung der Keimungsbedingungen zur richtigen Zeit und mit
Rückſicht auf die Pflege der wachſenden Pflanze auf eine entſprechende Art und in ge-
eigneter Menge in den Boden untergebracht werden. In manchen Fällen iſt es
ſchließlich geboten, erſt die junge Pflanze auf das freie Feld auszuſetzen.

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[203/0221] Die Saat. gewährt, die Wicke, deren Samen verhältnißmäßig koſtſpielig, der Raps, der Buch- weizen, der Roggen ꝛc. Bei letzteren beiden Pflanzen kommt jedoch neben der Pflanzenmaſſe nur die Beſchattung des Bodens in Betracht. Bei dem Umſtande als durch die Verfütterung der Gründüngungspflanzen keine düngenden Stoffe verloren gehen würden, kann ſich die Gründüngung nur in ſolchen Fällen als wirthſchaftlich gerechtfertigt herausſtellen, wo ſich die Transportkoſten des Futters und Düngers wegen der Entfernung der Felder zu hoch herausſtellen würden, oder dort, wo bei dem Uebergange von einer Fruchtfolge zur andern, ſchnell aſſimilir- bare Nährſtoffe in den Boden gebracht werden ſollen. In manchen Fällen, wie bei dem Unterpflügen von Pflanzen, welche aus dem Körnerausfalle bei der Ernte gewachſen ſind, oder bei Kleeſchlägen, von welchen man zur Lockerung des Bodens den letzten Schnitt unterpflügt, ergiebt ſich von ſelbſt eine Art Gründüngung. Am zweckmäßigſten ſäet man die Gründüngungspflanzen nach der Ernte in die aufgebrochene Stoppel. Um einen möglichſten hohen Ertrag an grüner Pflanzen- maſſe zu erhalten, wird man das Saatquantum reichlicher als bei dem gewöhnlichen Anbaue der betreffenden Pflanze bemeſſen. Sobald die Pflanzen bis nahe zur Entwicklung der Blüthe gelangt ſind, pflügt man dieſelben unter. Um das Unter- pflügen leichter und vollſtändiger zu bewerkſtelligen, drückt man die Pflanzen durch Abwalzen nieder, der Pflug folgt dann in derſelben Richtung oder man mäht die Pflanzen ab und ſtreift dann die grünen Maſſen in die geöffnete Pflugfurche ein. Die Wirkung der Gründüngung iſt keine andauernde, ſie erſtreckt ſich höchſtens auf ein Jahr. VII. Die Saat. Nach der Vorbereitung des Bodens durch Bearbeitung und Düngung erfolgt zur geeigneten Zeit die Ausſaat des Samens. Zuweilen treten jedoch an Stelle des Samens auch andere Pflanzentheile, wie Stammtheile, Knollen, Rhizome Zwiebeln und Wurzeln ꝛc., durch welche ſich erfahrungsgemäß manche, erſt durch die Cultur gewonnene, werthvolle Eigenſchaft der Pflanzen viel ſicherer als durch den Samen fortpflanzen läßt. Die Beſchaffenheit des Samens oder des an deſſen Stelle tretenden Pflanzen- theiles entſcheidet über den Erfolg der Pflanzencultur. Die Entwickelung des Samens erfordert ausreichende Mengen (S. 17) an Wärme, Luft und Waſſer. Der Same muß daher znr Sicherung der Keimungsbedingungen zur richtigen Zeit und mit Rückſicht auf die Pflege der wachſenden Pflanze auf eine entſprechende Art und in ge- eigneter Menge in den Boden untergebracht werden. In manchen Fällen iſt es ſchließlich geboten, erſt die junge Pflanze auf das freie Feld auszuſetzen.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/221>, abgerufen am 23.04.2024.