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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Saat.

Tritt windiges Wetter ein, so kann die Handsaat nicht ausgeführt werden,
sollte selbst darüber die beste Saatzeit verloren gehen.

Dieser und mancher andere Uebelstand wird jedoch vermieden, wenn die Breit-
saat mit der Maschine ausgeführt wird. Außerdem gewährt die Maschinenbreitsaat
den Vortheil, daß die Arbeit rascher vollführt werden kann, da je nach der Breite der
Maschine 8--10 Hectar per Tag besäet werden können und daß der Same nicht nur
gleichmäßiger, sondern auch zu jedem beliebigen Quantum mit großer Verläßlichkeit
ausgesäet werden kann. Da mit der Breitsaatmaschine nicht so viel Samen, wie bei
der Handbreitsaat überflüssig verstreut wird, so reicht für erstere, um eine gleiche Fläche
entsprechend mit Samen zu bestellen, oft eine um 10 Procent geringere Saatmenge
aus, um deren Werth die Saat billiger als bei Handsaat zu stehen kommt.

2. Die Reihen- oder Drillsaat.

Mit der Hand kann die Reihensaat im Großen nur unvollkommen ausgeführt
werden, indem man den Samen oder die Knollen in jede zweite oder dritte Pflug-
furche legt und durch den folgenden Erdstreifen zudeckt. Häufiger als am Felde wird
die Handreihensaat im Garten ausgeführt, indem man nach der Schnur mit dem
Rechenstiel eine Rinne zur Aufnahme-des Samens öffnet.

Im Großen wird die Reihensaat am häufigsten mit der Maschine ausgeführt,
welche gleichzeitig bei einer zwei bis vierspännigen Zugkraft 11--13 und mehr Reihen
aussäet. Da Saat und Unterbringung zur gleichen Zeit erfolgt, so wird die Saat-
bestellung, trotzdem die Drillmaschine nicht viel mehr Fläche täglich besäen kann, als
ein geübter Säemann, doch schneller als bei der Handbreitsaat, welche erst unter-
gebracht werden muß, beendigt werden können.

Durch die Drillmaschine wird der Same nicht nur gleichmäßig in regelrechten
Reihen ausgestreut, sondern auch jedes Samenkorn zur gleichen, beliebig festzustellenden
Tiefe in den Boden gelegt. Gegenüber der Handbreitsaat kann daher bei der Drill-
saat noch mehr und zwar bis zu 25--33 Procent an Samen ohne Nachtheil für
den Saatenstand gespart werden. Durch diese Ersparniß wird sich die Maschine,
sofern ihr nur eine genügende Fläche zur Bestellung zugewiesen werden kann, in kurzer
Zeit bezahlt machen.

Bei geringerem Aufwande an Saatgut bietet die Drillsaat auch den weiteren,
durch die Erfahrung und den Versuch 1) vielfach bestätigten Vortheil einer größeren
und qualitätsreicheren Ernte, wie von vornherein zu erwarten ist, da bei der Reihen-
saat jede Pflanze nahezu gleich viel Boden und Raum erhält, Luft und Licht un-
gehinderter zutreten können. Wegen des freien Lichtzutrittes wird auch das Lagern
der Pflanzen, das Auftreten von Rost und Mehlthaupilzen weniger zu befürchten sein
und daher auch die Ernte der gleichmäßiger stehenden Pflanzen erleichtert sein. Nach

1) Prof. Wollny, Untersuchung über die zweckmäßigste Ausführung der Saat. Zeitschr.
d. l. Vereins in Bayern 1873. S. 127 u. 175; J. Lehmann, Einfluß des Samens auf
die Ernte. Ebendas. 1871 Märzheft.
Die Saat.

Tritt windiges Wetter ein, ſo kann die Handſaat nicht ausgeführt werden,
ſollte ſelbſt darüber die beſte Saatzeit verloren gehen.

Dieſer und mancher andere Uebelſtand wird jedoch vermieden, wenn die Breit-
ſaat mit der Maſchine ausgeführt wird. Außerdem gewährt die Maſchinenbreitſaat
den Vortheil, daß die Arbeit raſcher vollführt werden kann, da je nach der Breite der
Maſchine 8—10 Hectar per Tag beſäet werden können und daß der Same nicht nur
gleichmäßiger, ſondern auch zu jedem beliebigen Quantum mit großer Verläßlichkeit
ausgeſäet werden kann. Da mit der Breitſaatmaſchine nicht ſo viel Samen, wie bei
der Handbreitſaat überflüſſig verſtreut wird, ſo reicht für erſtere, um eine gleiche Fläche
entſprechend mit Samen zu beſtellen, oft eine um 10 Procent geringere Saatmenge
aus, um deren Werth die Saat billiger als bei Handſaat zu ſtehen kommt.

2. Die Reihen- oder Drillſaat.

Mit der Hand kann die Reihenſaat im Großen nur unvollkommen ausgeführt
werden, indem man den Samen oder die Knollen in jede zweite oder dritte Pflug-
furche legt und durch den folgenden Erdſtreifen zudeckt. Häufiger als am Felde wird
die Handreihenſaat im Garten ausgeführt, indem man nach der Schnur mit dem
Rechenſtiel eine Rinne zur Aufnahme-des Samens öffnet.

Im Großen wird die Reihenſaat am häufigſten mit der Maſchine ausgeführt,
welche gleichzeitig bei einer zwei bis vierſpännigen Zugkraft 11—13 und mehr Reihen
ausſäet. Da Saat und Unterbringung zur gleichen Zeit erfolgt, ſo wird die Saat-
beſtellung, trotzdem die Drillmaſchine nicht viel mehr Fläche täglich beſäen kann, als
ein geübter Säemann, doch ſchneller als bei der Handbreitſaat, welche erſt unter-
gebracht werden muß, beendigt werden können.

Durch die Drillmaſchine wird der Same nicht nur gleichmäßig in regelrechten
Reihen ausgeſtreut, ſondern auch jedes Samenkorn zur gleichen, beliebig feſtzuſtellenden
Tiefe in den Boden gelegt. Gegenüber der Handbreitſaat kann daher bei der Drill-
ſaat noch mehr und zwar bis zu 25—33 Procent an Samen ohne Nachtheil für
den Saatenſtand geſpart werden. Durch dieſe Erſparniß wird ſich die Maſchine,
ſofern ihr nur eine genügende Fläche zur Beſtellung zugewieſen werden kann, in kurzer
Zeit bezahlt machen.

Bei geringerem Aufwande an Saatgut bietet die Drillſaat auch den weiteren,
durch die Erfahrung und den Verſuch 1) vielfach beſtätigten Vortheil einer größeren
und qualitätsreicheren Ernte, wie von vornherein zu erwarten iſt, da bei der Reihen-
ſaat jede Pflanze nahezu gleich viel Boden und Raum erhält, Luft und Licht un-
gehinderter zutreten können. Wegen des freien Lichtzutrittes wird auch das Lagern
der Pflanzen, das Auftreten von Roſt und Mehlthaupilzen weniger zu befürchten ſein
und daher auch die Ernte der gleichmäßiger ſtehenden Pflanzen erleichtert ſein. Nach

1) Prof. Wollny, Unterſuchung über die zweckmäßigſte Ausführung der Saat. Zeitſchr.
d. l. Vereins in Bayern 1873. S. 127 u. 175; J. Lehmann, Einfluß des Samens auf
die Ernte. Ebendaſ. 1871 Märzheft.
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[221/0239] Die Saat. Tritt windiges Wetter ein, ſo kann die Handſaat nicht ausgeführt werden, ſollte ſelbſt darüber die beſte Saatzeit verloren gehen. Dieſer und mancher andere Uebelſtand wird jedoch vermieden, wenn die Breit- ſaat mit der Maſchine ausgeführt wird. Außerdem gewährt die Maſchinenbreitſaat den Vortheil, daß die Arbeit raſcher vollführt werden kann, da je nach der Breite der Maſchine 8—10 Hectar per Tag beſäet werden können und daß der Same nicht nur gleichmäßiger, ſondern auch zu jedem beliebigen Quantum mit großer Verläßlichkeit ausgeſäet werden kann. Da mit der Breitſaatmaſchine nicht ſo viel Samen, wie bei der Handbreitſaat überflüſſig verſtreut wird, ſo reicht für erſtere, um eine gleiche Fläche entſprechend mit Samen zu beſtellen, oft eine um 10 Procent geringere Saatmenge aus, um deren Werth die Saat billiger als bei Handſaat zu ſtehen kommt. 2. Die Reihen- oder Drillſaat. Mit der Hand kann die Reihenſaat im Großen nur unvollkommen ausgeführt werden, indem man den Samen oder die Knollen in jede zweite oder dritte Pflug- furche legt und durch den folgenden Erdſtreifen zudeckt. Häufiger als am Felde wird die Handreihenſaat im Garten ausgeführt, indem man nach der Schnur mit dem Rechenſtiel eine Rinne zur Aufnahme-des Samens öffnet. Im Großen wird die Reihenſaat am häufigſten mit der Maſchine ausgeführt, welche gleichzeitig bei einer zwei bis vierſpännigen Zugkraft 11—13 und mehr Reihen ausſäet. Da Saat und Unterbringung zur gleichen Zeit erfolgt, ſo wird die Saat- beſtellung, trotzdem die Drillmaſchine nicht viel mehr Fläche täglich beſäen kann, als ein geübter Säemann, doch ſchneller als bei der Handbreitſaat, welche erſt unter- gebracht werden muß, beendigt werden können. Durch die Drillmaſchine wird der Same nicht nur gleichmäßig in regelrechten Reihen ausgeſtreut, ſondern auch jedes Samenkorn zur gleichen, beliebig feſtzuſtellenden Tiefe in den Boden gelegt. Gegenüber der Handbreitſaat kann daher bei der Drill- ſaat noch mehr und zwar bis zu 25—33 Procent an Samen ohne Nachtheil für den Saatenſtand geſpart werden. Durch dieſe Erſparniß wird ſich die Maſchine, ſofern ihr nur eine genügende Fläche zur Beſtellung zugewieſen werden kann, in kurzer Zeit bezahlt machen. Bei geringerem Aufwande an Saatgut bietet die Drillſaat auch den weiteren, durch die Erfahrung und den Verſuch 1) vielfach beſtätigten Vortheil einer größeren und qualitätsreicheren Ernte, wie von vornherein zu erwarten iſt, da bei der Reihen- ſaat jede Pflanze nahezu gleich viel Boden und Raum erhält, Luft und Licht un- gehinderter zutreten können. Wegen des freien Lichtzutrittes wird auch das Lagern der Pflanzen, das Auftreten von Roſt und Mehlthaupilzen weniger zu befürchten ſein und daher auch die Ernte der gleichmäßiger ſtehenden Pflanzen erleichtert ſein. Nach 1) Prof. Wollny, Unterſuchung über die zweckmäßigſte Ausführung der Saat. Zeitſchr. d. l. Vereins in Bayern 1873. S. 127 u. 175; J. Lehmann, Einfluß des Samens auf die Ernte. Ebendaſ. 1871 Märzheft.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/239>, abgerufen am 19.04.2024.