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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
im Durchmesser unter Schupfen oder in freistehenden Tristen schichtenweise möglichst
fest zusammengesetzt, indem 10--15 Personen den Haufen, von der Mitte nach dem
Rande zu, so lange festtreten, bis derselbe etwa 5 Meter hoch geworden ist. In dem
fertigen Haufen tritt bald eine Selbsterhitzung ein, die je nach der Witterung 4--8
Tage andauert und bei zu feucht aufgesetztem Futter sich bis zur Selbstentzündung
oder mindestens bis zu einem Verkohlen des Futters steigern kann. Ist der Haufen
zu wenig zusammengetreten, so wird das Futter an den hohlliegenden Stellen ver-
faulen und verschimmeln. Nach ungefähr 6 Wochen wird das fertige Braunheu
mit Strohmessern, um jeden Verlust feinerer Theile vorzubeugen, angeschnitten und
verfüttert.

Wegen der Unsicherheit des Gelingens weniger vortheilhaft ist die Brennheu-
bereitung
(Klappmeyer'sche Methode), bei welcher der Klee oder das sonstige
Futter, nachdem dasselbe einen Tag abgewelkt ist, in große Haufen zur Selbst-
erhitzung durch 48--60 Stunden ausgesetzt wird. Durch die Wärme, welche am
zweiten Tag bis auf 65° C. steigt, wird das Wasser zur Verdunstung gebracht.
Nach dieser Zeit muß der Haufen selbst während Regenwetter, wenn nicht ein Ver-
derben des Futters eintreten soll, zu weiterem schnell erfolgendem Abtrocknen aus-
einander gerissen werden.

Nach Dr. H. Weiske's 1) Untersuchungen erreichen die Verluste, welche unvermeidlich
mit der Dürr- oder Brennheubereitung verbunden sind, folgende Höhe. Zur Vergleichung
dient die ebenfalls angeführte Analyfe von Luzernepflanzen, welche im Laboratorium sorgfältig
getrocknet wurden. Von einem 1/4 Hectar großen Luzerneschlag wurden erhalten in Kilogr. bei

[Tabelle]

4. Die Sauerfutterbereitung.

Bei sehr saftigem oder grobstengeligem Futter verdient schließlich noch die Be-
reitung von Sauerfutter oder sog. Sauerheu die allgemeinste Anwendung. Am
häufigsten wird der Grünmais, aber auch die Rübenblätter und Rübenköpfe, ebenso der
Rothklee, die Luzerne, das Wiesengras, besonders wenn deren Trocknung durch regne-
rische Witterung gefährdet erscheint, durch die Sauerfutterbereitung zu einer längeren
Aufbewahrung geeignet gemacht. Bei der Sauerheubereitung kann das Futter selbst
in einem vorgeschrittenerem Entwickelungsstadium, als bei der Dürrheubereitung, ge-
schnitten werden, um möglichst an Masse zu gewinnen. Bei der Bereitung des
Sauerfutters wird das Futter in großen Mengen, um ein besseres Halten derselben
zu erreichen, in Gruben eingelegt, welche ausgemauert werden, wenn sie für beständig

1) Beiträge zur Frage über Weidewirthschaft und Stallfütterung. Breslau 1871.

Allgemeine Ackerbaulehre.
im Durchmeſſer unter Schupfen oder in freiſtehenden Triſten ſchichtenweiſe möglichſt
feſt zuſammengeſetzt, indem 10—15 Perſonen den Haufen, von der Mitte nach dem
Rande zu, ſo lange feſttreten, bis derſelbe etwa 5 Meter hoch geworden iſt. In dem
fertigen Haufen tritt bald eine Selbſterhitzung ein, die je nach der Witterung 4—8
Tage andauert und bei zu feucht aufgeſetztem Futter ſich bis zur Selbſtentzündung
oder mindeſtens bis zu einem Verkohlen des Futters ſteigern kann. Iſt der Haufen
zu wenig zuſammengetreten, ſo wird das Futter an den hohlliegenden Stellen ver-
faulen und verſchimmeln. Nach ungefähr 6 Wochen wird das fertige Braunheu
mit Strohmeſſern, um jeden Verluſt feinerer Theile vorzubeugen, angeſchnitten und
verfüttert.

Wegen der Unſicherheit des Gelingens weniger vortheilhaft iſt die Brennheu-
bereitung
(Klappmeyer'ſche Methode), bei welcher der Klee oder das ſonſtige
Futter, nachdem daſſelbe einen Tag abgewelkt iſt, in große Haufen zur Selbſt-
erhitzung durch 48—60 Stunden ausgeſetzt wird. Durch die Wärme, welche am
zweiten Tag bis auf 65° C. ſteigt, wird das Waſſer zur Verdunſtung gebracht.
Nach dieſer Zeit muß der Haufen ſelbſt während Regenwetter, wenn nicht ein Ver-
derben des Futters eintreten ſoll, zu weiterem ſchnell erfolgendem Abtrocknen aus-
einander geriſſen werden.

Nach Dr. H. Weiske's 1) Unterſuchungen erreichen die Verluſte, welche unvermeidlich
mit der Dürr- oder Brennheubereitung verbunden ſind, folgende Höhe. Zur Vergleichung
dient die ebenfalls angeführte Analyfe von Luzernepflanzen, welche im Laboratorium ſorgfältig
getrocknet wurden. Von einem ¼ Hectar großen Luzerneſchlag wurden erhalten in Kilogr. bei

[Tabelle]

4. Die Sauerfutterbereitung.

Bei ſehr ſaftigem oder grobſtengeligem Futter verdient ſchließlich noch die Be-
reitung von Sauerfutter oder ſog. Sauerheu die allgemeinſte Anwendung. Am
häufigſten wird der Grünmais, aber auch die Rübenblätter und Rübenköpfe, ebenſo der
Rothklee, die Luzerne, das Wieſengras, beſonders wenn deren Trocknung durch regne-
riſche Witterung gefährdet erſcheint, durch die Sauerfutterbereitung zu einer längeren
Aufbewahrung geeignet gemacht. Bei der Sauerheubereitung kann das Futter ſelbſt
in einem vorgeſchrittenerem Entwickelungsſtadium, als bei der Dürrheubereitung, ge-
ſchnitten werden, um möglichſt an Maſſe zu gewinnen. Bei der Bereitung des
Sauerfutters wird das Futter in großen Mengen, um ein beſſeres Halten derſelben
zu erreichen, in Gruben eingelegt, welche ausgemauert werden, wenn ſie für beſtändig

1) Beiträge zur Frage über Weidewirthſchaft und Stallfütterung. Breslau 1871.
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[260/0278] Allgemeine Ackerbaulehre. im Durchmeſſer unter Schupfen oder in freiſtehenden Triſten ſchichtenweiſe möglichſt feſt zuſammengeſetzt, indem 10—15 Perſonen den Haufen, von der Mitte nach dem Rande zu, ſo lange feſttreten, bis derſelbe etwa 5 Meter hoch geworden iſt. In dem fertigen Haufen tritt bald eine Selbſterhitzung ein, die je nach der Witterung 4—8 Tage andauert und bei zu feucht aufgeſetztem Futter ſich bis zur Selbſtentzündung oder mindeſtens bis zu einem Verkohlen des Futters ſteigern kann. Iſt der Haufen zu wenig zuſammengetreten, ſo wird das Futter an den hohlliegenden Stellen ver- faulen und verſchimmeln. Nach ungefähr 6 Wochen wird das fertige Braunheu mit Strohmeſſern, um jeden Verluſt feinerer Theile vorzubeugen, angeſchnitten und verfüttert. Wegen der Unſicherheit des Gelingens weniger vortheilhaft iſt die Brennheu- bereitung (Klappmeyer'ſche Methode), bei welcher der Klee oder das ſonſtige Futter, nachdem daſſelbe einen Tag abgewelkt iſt, in große Haufen zur Selbſt- erhitzung durch 48—60 Stunden ausgeſetzt wird. Durch die Wärme, welche am zweiten Tag bis auf 65° C. ſteigt, wird das Waſſer zur Verdunſtung gebracht. Nach dieſer Zeit muß der Haufen ſelbſt während Regenwetter, wenn nicht ein Ver- derben des Futters eintreten ſoll, zu weiterem ſchnell erfolgendem Abtrocknen aus- einander geriſſen werden. Nach Dr. H. Weiske's 1) Unterſuchungen erreichen die Verluſte, welche unvermeidlich mit der Dürr- oder Brennheubereitung verbunden ſind, folgende Höhe. Zur Vergleichung dient die ebenfalls angeführte Analyfe von Luzernepflanzen, welche im Laboratorium ſorgfältig getrocknet wurden. Von einem ¼ Hectar großen Luzerneſchlag wurden erhalten in Kilogr. bei 4. Die Sauerfutterbereitung. Bei ſehr ſaftigem oder grobſtengeligem Futter verdient ſchließlich noch die Be- reitung von Sauerfutter oder ſog. Sauerheu die allgemeinſte Anwendung. Am häufigſten wird der Grünmais, aber auch die Rübenblätter und Rübenköpfe, ebenſo der Rothklee, die Luzerne, das Wieſengras, beſonders wenn deren Trocknung durch regne- riſche Witterung gefährdet erſcheint, durch die Sauerfutterbereitung zu einer längeren Aufbewahrung geeignet gemacht. Bei der Sauerheubereitung kann das Futter ſelbſt in einem vorgeſchrittenerem Entwickelungsſtadium, als bei der Dürrheubereitung, ge- ſchnitten werden, um möglichſt an Maſſe zu gewinnen. Bei der Bereitung des Sauerfutters wird das Futter in großen Mengen, um ein beſſeres Halten derſelben zu erreichen, in Gruben eingelegt, welche ausgemauert werden, wenn ſie für beſtändig 1) Beiträge zur Frage über Weidewirthſchaft und Stallfütterung. Breslau 1871.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/278>, abgerufen am 28.03.2024.