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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.

Das Binden nach dem Trocknen kommt am häufigsten bei solchen Früchten zur Aus-
führung, die wie Raps und andere Oelfrüchte durch rasches Austrocknen zu sehr dem

[Abbildung] Fig. 111.

Rapskasten.

[Abbildung] Fig. 112.

Getreidekasten.

Körnerausfalle ausgesetzt wären. Die Auf-
stellung der ungebundenen Frucht erfolgt in
sog. Kasten, Fig. 111. Bei deren An-
fertigung legt man die Rapspflanzen, die
Schoten nach innen, die Stengelenden nach
außen, auf einen kreisförmigen Haufen, welcher
zur Sicherung gegen das Abheben durch den
Wind mit aufgelegten Stangen, Steinen u.
dgl. beschwert wird. Bei Getreide bildet man
die Kasten in der Art, daß man aus einer
5--6 Garben im Gewichte von je 10 Kilogr.
entsprechenden Menge von Pflanzen einen
Kegel, Fig. 112, aufrichtet, welcher unterhalb
der nach aufwärts gerichteten Aehren mit
einem Strohbande gebunden wird. Auf diesen
Haufen stülpt man zum vollkommneren Schutze
eine nach unten geöffnete Garbe. Diese Auf-
stellung des Getreides empfiehlt sich besonders
für solche Gegenden, welche während der Ernte-
zeit anhaltenden Regenfällen ausgesetzt sind,
oder für Getreide mit sehr reichlichem, grünen
Unterwuchse.

Für sehr feuchte Gebirgsgegenden eignen
sich die in dem steierischen und kärnthnerischen
Alpengegenden gebräuchlichen Stangengerüste,
Getreideharfen, welche aus einem mit vielen Querstangen verbundenen, hohen, gegen die
Windseite gerichteten Holzgestelle bestehen, welches durch ein Dach geschützt wird. Zwischen den
Harfensprossen wird das nicht vollkommen trockene Getreide bis zum Ausdreschen aufgehängt.

3. Das Einführen der Frucht.

Ist die Frucht getrocknet und günstiges Wetter eingetreten, so müssen alle Kräfte
zusammengehalten werden, um das Einführen der Frucht in die Aufbewahrungsräume
möglichst rasch zu vollenden. Die Erntewagen werden daher schon vorher in Stand
zu setzen, erforderlichen Falls mit Ernteleitern zu versehen sein. In die Erntewagen
legt man besonders bei dem leicht ausfallenden Raps große Tücher, um die während
des Auf- und Abladens ausfallende schönste Frucht nicht zu verlieren. Je nach der
Entfernung des Feldes vom Hofe werden 4--6 Fuhren Getreide mit einem Ge-
spanne täglich eingeführt werden können. Eine wesentliche Beschleunigung des Ein-
führens kann erzielt werden, wenn man während des Aufladens eines Wagens mit
dem Gespanne einen bereits geladenen zweiten Wagen einführt, oder sog. Wechsel-
wagen benutzt, von welchen man für je zwei Gespanne drei Wagen rechnen kann.
An Handarbeitern benöthigt man für jeden in der Ladung begriffenen Wagen zwei
Auflader, von welchen der eine der Knecht sein kann, und 2--3 Garbenzureicher.
Eine Person wird ungefähr 50--60 Mandeln Wintergetreide und 80--100 Mandeln
Sommergetreide zu laden vermögen. Zum Abladen in der Scheune werden ebenso-

Allgemeine Ackerbaulehre.

Das Binden nach dem Trocknen kommt am häufigſten bei ſolchen Früchten zur Aus-
führung, die wie Raps und andere Oelfrüchte durch raſches Austrocknen zu ſehr dem

[Abbildung] Fig. 111.

Rapskaſten.

[Abbildung] Fig. 112.

Getreidekaſten.

Körnerausfalle ausgeſetzt wären. Die Auf-
ſtellung der ungebundenen Frucht erfolgt in
ſog. Kaſten, Fig. 111. Bei deren An-
fertigung legt man die Rapspflanzen, die
Schoten nach innen, die Stengelenden nach
außen, auf einen kreisförmigen Haufen, welcher
zur Sicherung gegen das Abheben durch den
Wind mit aufgelegten Stangen, Steinen u.
dgl. beſchwert wird. Bei Getreide bildet man
die Kaſten in der Art, daß man aus einer
5—6 Garben im Gewichte von je 10 Kilogr.
entſprechenden Menge von Pflanzen einen
Kegel, Fig. 112, aufrichtet, welcher unterhalb
der nach aufwärts gerichteten Aehren mit
einem Strohbande gebunden wird. Auf dieſen
Haufen ſtülpt man zum vollkommneren Schutze
eine nach unten geöffnete Garbe. Dieſe Auf-
ſtellung des Getreides empfiehlt ſich beſonders
für ſolche Gegenden, welche während der Ernte-
zeit anhaltenden Regenfällen ausgeſetzt ſind,
oder für Getreide mit ſehr reichlichem, grünen
Unterwuchſe.

Für ſehr feuchte Gebirgsgegenden eignen
ſich die in dem ſteieriſchen und kärnthneriſchen
Alpengegenden gebräuchlichen Stangengerüſte,
Getreideharfen, welche aus einem mit vielen Querſtangen verbundenen, hohen, gegen die
Windſeite gerichteten Holzgeſtelle beſtehen, welches durch ein Dach geſchützt wird. Zwiſchen den
Harfenſproſſen wird das nicht vollkommen trockene Getreide bis zum Ausdreſchen aufgehängt.

3. Das Einführen der Frucht.

Iſt die Frucht getrocknet und günſtiges Wetter eingetreten, ſo müſſen alle Kräfte
zuſammengehalten werden, um das Einführen der Frucht in die Aufbewahrungsräume
möglichſt raſch zu vollenden. Die Erntewagen werden daher ſchon vorher in Stand
zu ſetzen, erforderlichen Falls mit Ernteleitern zu verſehen ſein. In die Erntewagen
legt man beſonders bei dem leicht ausfallenden Raps große Tücher, um die während
des Auf- und Abladens ausfallende ſchönſte Frucht nicht zu verlieren. Je nach der
Entfernung des Feldes vom Hofe werden 4—6 Fuhren Getreide mit einem Ge-
ſpanne täglich eingeführt werden können. Eine weſentliche Beſchleunigung des Ein-
führens kann erzielt werden, wenn man während des Aufladens eines Wagens mit
dem Geſpanne einen bereits geladenen zweiten Wagen einführt, oder ſog. Wechſel-
wagen benutzt, von welchen man für je zwei Geſpanne drei Wagen rechnen kann.
An Handarbeitern benöthigt man für jeden in der Ladung begriffenen Wagen zwei
Auflader, von welchen der eine der Knecht ſein kann, und 2—3 Garbenzureicher.
Eine Perſon wird ungefähr 50—60 Mandeln Wintergetreide und 80—100 Mandeln
Sommergetreide zu laden vermögen. Zum Abladen in der Scheune werden ebenſo-

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[270/0288] Allgemeine Ackerbaulehre. Das Binden nach dem Trocknen kommt am häufigſten bei ſolchen Früchten zur Aus- führung, die wie Raps und andere Oelfrüchte durch raſches Austrocknen zu ſehr dem [Abbildung Fig. 111. Rapskaſten.] [Abbildung Fig. 112. Getreidekaſten.] Körnerausfalle ausgeſetzt wären. Die Auf- ſtellung der ungebundenen Frucht erfolgt in ſog. Kaſten, Fig. 111. Bei deren An- fertigung legt man die Rapspflanzen, die Schoten nach innen, die Stengelenden nach außen, auf einen kreisförmigen Haufen, welcher zur Sicherung gegen das Abheben durch den Wind mit aufgelegten Stangen, Steinen u. dgl. beſchwert wird. Bei Getreide bildet man die Kaſten in der Art, daß man aus einer 5—6 Garben im Gewichte von je 10 Kilogr. entſprechenden Menge von Pflanzen einen Kegel, Fig. 112, aufrichtet, welcher unterhalb der nach aufwärts gerichteten Aehren mit einem Strohbande gebunden wird. Auf dieſen Haufen ſtülpt man zum vollkommneren Schutze eine nach unten geöffnete Garbe. Dieſe Auf- ſtellung des Getreides empfiehlt ſich beſonders für ſolche Gegenden, welche während der Ernte- zeit anhaltenden Regenfällen ausgeſetzt ſind, oder für Getreide mit ſehr reichlichem, grünen Unterwuchſe. Für ſehr feuchte Gebirgsgegenden eignen ſich die in dem ſteieriſchen und kärnthneriſchen Alpengegenden gebräuchlichen Stangengerüſte, Getreideharfen, welche aus einem mit vielen Querſtangen verbundenen, hohen, gegen die Windſeite gerichteten Holzgeſtelle beſtehen, welches durch ein Dach geſchützt wird. Zwiſchen den Harfenſproſſen wird das nicht vollkommen trockene Getreide bis zum Ausdreſchen aufgehängt. 3. Das Einführen der Frucht. Iſt die Frucht getrocknet und günſtiges Wetter eingetreten, ſo müſſen alle Kräfte zuſammengehalten werden, um das Einführen der Frucht in die Aufbewahrungsräume möglichſt raſch zu vollenden. Die Erntewagen werden daher ſchon vorher in Stand zu ſetzen, erforderlichen Falls mit Ernteleitern zu verſehen ſein. In die Erntewagen legt man beſonders bei dem leicht ausfallenden Raps große Tücher, um die während des Auf- und Abladens ausfallende ſchönſte Frucht nicht zu verlieren. Je nach der Entfernung des Feldes vom Hofe werden 4—6 Fuhren Getreide mit einem Ge- ſpanne täglich eingeführt werden können. Eine weſentliche Beſchleunigung des Ein- führens kann erzielt werden, wenn man während des Aufladens eines Wagens mit dem Geſpanne einen bereits geladenen zweiten Wagen einführt, oder ſog. Wechſel- wagen benutzt, von welchen man für je zwei Geſpanne drei Wagen rechnen kann. An Handarbeitern benöthigt man für jeden in der Ladung begriffenen Wagen zwei Auflader, von welchen der eine der Knecht ſein kann, und 2—3 Garbenzureicher. Eine Perſon wird ungefähr 50—60 Mandeln Wintergetreide und 80—100 Mandeln Sommergetreide zu laden vermögen. Zum Abladen in der Scheune werden ebenſo-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/288>, abgerufen am 28.03.2024.