Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Blattpflanzen.

An schädlichen Insecten stellen sich auf den Tabakfeldern die Folgenden ein:

[Spaltenumbruch]
Reizkäfer (Mylabris Fuesslini Pz.).
Käfer schädlich.
Kohleule (Mamestra brassicae L.),
Fig. 77, Raupe schädlich.

[Spaltenumbruch]
Flöhkrauteule (Mamestra persicariae
L.
). Raupe schädlich.
Ypsiloneule (Plusia gamma L.), Fig. 88,
Raupe sehr schädlich.
5. Die Ernte.

Der richtigste Reifezustand für die Ernte von Cigarrentabak tritt gewöhnlich
Mitte September ein, wenn die dunkelgrünen Blätter anfangen gelbgrün zu werden
und auf denselben gelbliche Tupfen erscheinen. Die Blätter werden klebrig und bekommen
gegen Abend einen honigartigen Geruch. Wird der Tabak reifer, so verlieren die fetter
werdenden Blätter an Brennbarkeit, Wohlgeruch und Farbe. Für Pfeifengut erhält
man ein feineres Product, wenn man die Blätter derart überreif werden läßt, daß sich
ihre Ränder einzurollen beginnen. Die oberen Blätter reifen gewöhnlich später, als
die unteren.

Bei sorgfältiger Ernte werden vorerst die untersten, durch Sand und Erde be-
schmutzten Blätter, die Sand- und Erdblätter, abgenommen. Dann erst beginnt die
Haupternte der übrigen 8--10 Blätter. Am zweckmäßigsten ist es, die Blätter, wie
sie nach und nach reifen, in drei Zeitintervallen abzubrechen. Die abgenommenen
Blätter werden mit der unteren Seite nach oben gekehrt, in kleinen Bündeln auf-
einandergelegt und mehrere Stunden am Felde abwelken gelassen; dabei können die
Blätter vorläufig nach ihrer Qualität sortirt werden.

In neuerer Zeit widmet man einer in Amerika und Südfrankreich gebräuchlichen
Erntemethode vermehrte Aufmerksamkeit, nachdem dieselbe mehr Sicherheit für das
Trocknen gewährt. Diese Methode, auch als Holzschuher'sche Tabakbaumethode be-
kannt, besteht darin, daß man nach dem vorangegangenen Abnehmen der Sandblätter
die Staude mit einem Hackmesser umhaut und sie einige Tage abwelken läßt. Hier-
auf wird die ganze Pflanze mit allen ihren Blättern, mit der Spitze des Stengels
nach unten, in einem abgeschlossenen Raume zum Trocknen aufgehängt oder noch häu-
figer in Trockenkammern durch Anwendung künstlicher, innerhalb 3--4 Tage allmählig
von 30 bis 70°C. steigender Wärme getrocknet1).

Die nach dem gewöhnlichen Verfahren abgenommenen Tabakblätter enthalten
bis zu 90 % Vegetationswasser, welches durch Trocknen verringert werden muß. Das
Trocknen ist mit der größten Vorsicht und Sachkenntniß vorzunehmen, damit die
Blätter nicht spröde werden, sondern zäh bleiben und ihre charakteristische Farbe un-
verändert erhalten. Am besten eignen sich dazu eigene mit Jalousien zur Reguli-
rung des Luftzuges und des Lichteintrittes versehene Tabaktrockenhäuser. Im Noth-

1) Wold. Tscherbatscheff. Der Tabak und seine Cultur in den nordamerikanischen
Staaten mit einer vollständigen Darstellung der Methode des Trocknens durch Feuer.
Landwirthschaftliche Jahrbücher von Nathusius und Thiel. Berlin 1875. 1. Heft.
Die Blattpflanzen.

An ſchädlichen Inſecten ſtellen ſich auf den Tabakfeldern die Folgenden ein:

[Spaltenumbruch]
Reizkäfer (Mylabris Fuesslini Pz.).
Käfer ſchädlich.
Kohleule (Mamestra brassicae L.),
Fig. 77, Raupe ſchädlich.

[Spaltenumbruch]
Flöhkrauteule (Mamestra persicariae
L.
). Raupe ſchädlich.
Ypſiloneule (Plusia gamma L.), Fig. 88,
Raupe ſehr ſchädlich.
5. Die Ernte.

Der richtigſte Reifezuſtand für die Ernte von Cigarrentabak tritt gewöhnlich
Mitte September ein, wenn die dunkelgrünen Blätter anfangen gelbgrün zu werden
und auf denſelben gelbliche Tupfen erſcheinen. Die Blätter werden klebrig und bekommen
gegen Abend einen honigartigen Geruch. Wird der Tabak reifer, ſo verlieren die fetter
werdenden Blätter an Brennbarkeit, Wohlgeruch und Farbe. Für Pfeifengut erhält
man ein feineres Product, wenn man die Blätter derart überreif werden läßt, daß ſich
ihre Ränder einzurollen beginnen. Die oberen Blätter reifen gewöhnlich ſpäter, als
die unteren.

Bei ſorgfältiger Ernte werden vorerſt die unterſten, durch Sand und Erde be-
ſchmutzten Blätter, die Sand- und Erdblätter, abgenommen. Dann erſt beginnt die
Haupternte der übrigen 8—10 Blätter. Am zweckmäßigſten iſt es, die Blätter, wie
ſie nach und nach reifen, in drei Zeitintervallen abzubrechen. Die abgenommenen
Blätter werden mit der unteren Seite nach oben gekehrt, in kleinen Bündeln auf-
einandergelegt und mehrere Stunden am Felde abwelken gelaſſen; dabei können die
Blätter vorläufig nach ihrer Qualität ſortirt werden.

In neuerer Zeit widmet man einer in Amerika und Südfrankreich gebräuchlichen
Erntemethode vermehrte Aufmerkſamkeit, nachdem dieſelbe mehr Sicherheit für das
Trocknen gewährt. Dieſe Methode, auch als Holzſchuher’ſche Tabakbaumethode be-
kannt, beſteht darin, daß man nach dem vorangegangenen Abnehmen der Sandblätter
die Staude mit einem Hackmeſſer umhaut und ſie einige Tage abwelken läßt. Hier-
auf wird die ganze Pflanze mit allen ihren Blättern, mit der Spitze des Stengels
nach unten, in einem abgeſchloſſenen Raume zum Trocknen aufgehängt oder noch häu-
figer in Trockenkammern durch Anwendung künſtlicher, innerhalb 3—4 Tage allmählig
von 30 bis 70°C. ſteigender Wärme getrocknet1).

Die nach dem gewöhnlichen Verfahren abgenommenen Tabakblätter enthalten
bis zu 90 % Vegetationswaſſer, welches durch Trocknen verringert werden muß. Das
Trocknen iſt mit der größten Vorſicht und Sachkenntniß vorzunehmen, damit die
Blätter nicht ſpröde werden, ſondern zäh bleiben und ihre charakteriſtiſche Farbe un-
verändert erhalten. Am beſten eignen ſich dazu eigene mit Jalouſien zur Reguli-
rung des Luftzuges und des Lichteintrittes verſehene Tabaktrockenhäuſer. Im Noth-

1) Wold. Tſcherbatſcheff. Der Tabak und ſeine Cultur in den nordamerikaniſchen
Staaten mit einer vollſtändigen Darſtellung der Methode des Trocknens durch Feuer.
Landwirthſchaftliche Jahrbücher von Nathuſius und Thiel. Berlin 1875. 1. Heft.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0131" n="117"/>
              <fw place="top" type="header">Die Blattpflanzen.</fw><lb/>
              <p>An &#x017F;chädlichen In&#x017F;ecten &#x017F;tellen &#x017F;ich auf den Tabakfeldern die Folgenden ein:</p><lb/>
              <list>
                <cb/>
                <item>Reizkäfer (<hi rendition="#aq">Mylabris Fuesslini Pz.</hi>).<lb/>
Käfer &#x017F;chädlich.</item><lb/>
                <item>Kohleule (<hi rendition="#aq">Mamestra brassicae L.</hi>),<lb/>
Fig. 77, Raupe &#x017F;chädlich.</item><lb/>
                <cb/>
                <item>Flöhkrauteule (<hi rendition="#aq">Mamestra persicariae<lb/>
L.</hi>). Raupe &#x017F;chädlich.</item><lb/>
                <item>Yp&#x017F;iloneule (<hi rendition="#aq">Plusia gamma L.</hi>), Fig. 88,<lb/>
Raupe &#x017F;ehr &#x017F;chädlich.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">5. Die Ernte.</hi> </head><lb/>
              <p>Der richtig&#x017F;te Reifezu&#x017F;tand für die Ernte von Cigarrentabak tritt gewöhnlich<lb/>
Mitte September ein, wenn die dunkelgrünen Blätter anfangen gelbgrün zu werden<lb/>
und auf den&#x017F;elben gelbliche Tupfen er&#x017F;cheinen. Die Blätter werden klebrig und bekommen<lb/>
gegen Abend einen honigartigen Geruch. Wird der Tabak reifer, &#x017F;o verlieren die fetter<lb/>
werdenden Blätter an Brennbarkeit, Wohlgeruch und Farbe. Für Pfeifengut erhält<lb/>
man ein feineres Product, wenn man die Blätter derart überreif werden läßt, daß &#x017F;ich<lb/>
ihre Ränder einzurollen beginnen. Die oberen Blätter reifen gewöhnlich &#x017F;päter, als<lb/>
die unteren.</p><lb/>
              <p>Bei &#x017F;orgfältiger Ernte werden vorer&#x017F;t die unter&#x017F;ten, durch Sand und Erde be-<lb/>
&#x017F;chmutzten Blätter, die Sand- und Erdblätter, abgenommen. Dann er&#x017F;t beginnt die<lb/>
Haupternte der übrigen 8&#x2014;10 Blätter. Am zweckmäßig&#x017F;ten i&#x017F;t es, die Blätter, wie<lb/>
&#x017F;ie nach und nach reifen, in drei Zeitintervallen abzubrechen. Die abgenommenen<lb/>
Blätter werden mit der unteren Seite nach oben gekehrt, in kleinen Bündeln auf-<lb/>
einandergelegt und mehrere Stunden am Felde abwelken gela&#x017F;&#x017F;en; dabei können die<lb/>
Blätter vorläufig nach ihrer Qualität &#x017F;ortirt werden.</p><lb/>
              <p>In neuerer Zeit widmet man einer in Amerika und Südfrankreich gebräuchlichen<lb/>
Erntemethode vermehrte Aufmerk&#x017F;amkeit, nachdem die&#x017F;elbe mehr Sicherheit für das<lb/>
Trocknen gewährt. Die&#x017F;e Methode, auch als Holz&#x017F;chuher&#x2019;&#x017F;che Tabakbaumethode be-<lb/>
kannt, be&#x017F;teht darin, daß man nach dem vorangegangenen Abnehmen der Sandblätter<lb/>
die Staude mit einem Hackme&#x017F;&#x017F;er umhaut und &#x017F;ie einige Tage abwelken läßt. Hier-<lb/>
auf wird die ganze Pflanze mit allen ihren Blättern, mit der Spitze des Stengels<lb/>
nach unten, in einem abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Raume zum Trocknen aufgehängt oder noch häu-<lb/>
figer in Trockenkammern durch Anwendung kün&#x017F;tlicher, innerhalb 3&#x2014;4 Tage allmählig<lb/>
von 30 bis 70°<hi rendition="#aq">C.</hi> &#x017F;teigender Wärme getrocknet<note place="foot" n="1)">Wold. T&#x017F;cherbat&#x017F;cheff. Der Tabak und &#x017F;eine Cultur in den nordamerikani&#x017F;chen<lb/>
Staaten mit einer voll&#x017F;tändigen Dar&#x017F;tellung der Methode des Trocknens durch Feuer.<lb/>
Landwirth&#x017F;chaftliche Jahrbücher von Nathu&#x017F;ius und Thiel. Berlin 1875. 1. Heft.</note>.</p><lb/>
              <p>Die nach dem gewöhnlichen Verfahren abgenommenen Tabakblätter enthalten<lb/>
bis zu 90 % Vegetationswa&#x017F;&#x017F;er, welches durch Trocknen verringert werden muß. Das<lb/>
Trocknen i&#x017F;t mit der größten Vor&#x017F;icht und Sachkenntniß vorzunehmen, damit die<lb/>
Blätter nicht &#x017F;pröde werden, &#x017F;ondern zäh bleiben und ihre charakteri&#x017F;ti&#x017F;che Farbe un-<lb/>
verändert erhalten. Am be&#x017F;ten eignen &#x017F;ich dazu eigene mit Jalou&#x017F;ien zur Reguli-<lb/>
rung des Luftzuges und des Lichteintrittes ver&#x017F;ehene Tabaktrockenhäu&#x017F;er. Im Noth-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0131] Die Blattpflanzen. An ſchädlichen Inſecten ſtellen ſich auf den Tabakfeldern die Folgenden ein: Reizkäfer (Mylabris Fuesslini Pz.). Käfer ſchädlich. Kohleule (Mamestra brassicae L.), Fig. 77, Raupe ſchädlich. Flöhkrauteule (Mamestra persicariae L.). Raupe ſchädlich. Ypſiloneule (Plusia gamma L.), Fig. 88, Raupe ſehr ſchädlich. 5. Die Ernte. Der richtigſte Reifezuſtand für die Ernte von Cigarrentabak tritt gewöhnlich Mitte September ein, wenn die dunkelgrünen Blätter anfangen gelbgrün zu werden und auf denſelben gelbliche Tupfen erſcheinen. Die Blätter werden klebrig und bekommen gegen Abend einen honigartigen Geruch. Wird der Tabak reifer, ſo verlieren die fetter werdenden Blätter an Brennbarkeit, Wohlgeruch und Farbe. Für Pfeifengut erhält man ein feineres Product, wenn man die Blätter derart überreif werden läßt, daß ſich ihre Ränder einzurollen beginnen. Die oberen Blätter reifen gewöhnlich ſpäter, als die unteren. Bei ſorgfältiger Ernte werden vorerſt die unterſten, durch Sand und Erde be- ſchmutzten Blätter, die Sand- und Erdblätter, abgenommen. Dann erſt beginnt die Haupternte der übrigen 8—10 Blätter. Am zweckmäßigſten iſt es, die Blätter, wie ſie nach und nach reifen, in drei Zeitintervallen abzubrechen. Die abgenommenen Blätter werden mit der unteren Seite nach oben gekehrt, in kleinen Bündeln auf- einandergelegt und mehrere Stunden am Felde abwelken gelaſſen; dabei können die Blätter vorläufig nach ihrer Qualität ſortirt werden. In neuerer Zeit widmet man einer in Amerika und Südfrankreich gebräuchlichen Erntemethode vermehrte Aufmerkſamkeit, nachdem dieſelbe mehr Sicherheit für das Trocknen gewährt. Dieſe Methode, auch als Holzſchuher’ſche Tabakbaumethode be- kannt, beſteht darin, daß man nach dem vorangegangenen Abnehmen der Sandblätter die Staude mit einem Hackmeſſer umhaut und ſie einige Tage abwelken läßt. Hier- auf wird die ganze Pflanze mit allen ihren Blättern, mit der Spitze des Stengels nach unten, in einem abgeſchloſſenen Raume zum Trocknen aufgehängt oder noch häu- figer in Trockenkammern durch Anwendung künſtlicher, innerhalb 3—4 Tage allmählig von 30 bis 70°C. ſteigender Wärme getrocknet 1). Die nach dem gewöhnlichen Verfahren abgenommenen Tabakblätter enthalten bis zu 90 % Vegetationswaſſer, welches durch Trocknen verringert werden muß. Das Trocknen iſt mit der größten Vorſicht und Sachkenntniß vorzunehmen, damit die Blätter nicht ſpröde werden, ſondern zäh bleiben und ihre charakteriſtiſche Farbe un- verändert erhalten. Am beſten eignen ſich dazu eigene mit Jalouſien zur Reguli- rung des Luftzuges und des Lichteintrittes verſehene Tabaktrockenhäuſer. Im Noth- 1) Wold. Tſcherbatſcheff. Der Tabak und ſeine Cultur in den nordamerikaniſchen Staaten mit einer vollſtändigen Darſtellung der Methode des Trocknens durch Feuer. Landwirthſchaftliche Jahrbücher von Nathuſius und Thiel. Berlin 1875. 1. Heft.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/131
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/131>, abgerufen am 19.04.2024.