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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
wurzeln. Verästelungen der Rüben erschweren sehr das Waschen. Die Zuckerrübe
soll ein hartes, dichtes, weißes Fleisch, einen kleinen Kopf mit wenig und gedrängten
Blättern besitzen, um bei der Ernte wenig Abfall zu geben. Wegen ihres Zucker-
gehaltes und geringen Abganges sind besonders berühmt: die weiße, weiß- und fest-
fleischige, schlesische Zuckerrübe mit grünem Kopfe, breiten Blättern und aufrecht-
stehenden, hellgrünen Blattstielen, Fig. 98; die mehr spindelförmige Quedlinburger
Rübe mit rosafarbenem Kopfe und röthlich geränderten Blattstielen; die weiße, weiß-
und festfleischige von Knauer gezüchtete Imperial-Zuckerrübe mit sehr stumpfem Kopfe
und stark gekräuselten Blättern, Fig. 99. Zuckerreiche Rüben mit etwas größerem
Abgange sind: die mährische Zuckerrübe, Fig. 100, auch Castelnaudary genannt;
die in neuerer Zeit, jedoch übermäßig, gerühmte Bestehorn'sche Zuckerrübe; die oliven-
förmige Zuckerrübe von Büchner in Erfurt; die ursprünglich von Vilmorin's
Rübe abstammende französische Rübe, deren Zuckergehalt sich jedoch durch die Acclimati-
sation in Deutschland verringert hat.

[Abbildung] Fig. 98.

Schlesische Zucker-
rübe (Beta vulgaris L.)
Sun und .

[Abbildung] Fig. 99.

Imperial-Zuckerrübe
(Beta vulgaris L.)
Sun und .

[Abbildung] Fig. 100.

Mährische Zucker-
rübe (Beta vulgaris L.)
Sun und .

Die Rübenwurzel enthält Rohrzucker, stickstoffhaltige Körper, und zwar vorzugsweise
Pflanzeneiweiß, dann Asparagin und ein Alkaloid, Betain genannt, Pektose und Pektin-
körper, Faser, Farbstoffe, Citronensäure, Oxalsäure und Aschensalze.

In Betreff des anatomischen Baues der Rübenwurzel unterscheidet J. Wiesner 1) 1. als

1) J. Wiesner. Einleitung in die technische Mikroskopie. Wien 1867.

Die Knollen- und Wurzelfrüchte.
wurzeln. Veräſtelungen der Rüben erſchweren ſehr das Waſchen. Die Zuckerrübe
ſoll ein hartes, dichtes, weißes Fleiſch, einen kleinen Kopf mit wenig und gedrängten
Blättern beſitzen, um bei der Ernte wenig Abfall zu geben. Wegen ihres Zucker-
gehaltes und geringen Abganges ſind beſonders berühmt: die weiße, weiß- und feſt-
fleiſchige, ſchleſiſche Zuckerrübe mit grünem Kopfe, breiten Blättern und aufrecht-
ſtehenden, hellgrünen Blattſtielen, Fig. 98; die mehr ſpindelförmige Quedlinburger
Rübe mit roſafarbenem Kopfe und röthlich geränderten Blattſtielen; die weiße, weiß-
und feſtfleiſchige von Knauer gezüchtete Imperial-Zuckerrübe mit ſehr ſtumpfem Kopfe
und ſtark gekräuſelten Blättern, Fig. 99. Zuckerreiche Rüben mit etwas größerem
Abgange ſind: die mähriſche Zuckerrübe, Fig. 100, auch Caſtelnaudary genannt;
die in neuerer Zeit, jedoch übermäßig, gerühmte Beſtehorn’ſche Zuckerrübe; die oliven-
förmige Zuckerrübe von Büchner in Erfurt; die urſprünglich von Vilmorin’s
Rübe abſtammende franzöſiſche Rübe, deren Zuckergehalt ſich jedoch durch die Acclimati-
ſation in Deutſchland verringert hat.

[Abbildung] Fig. 98.

Schleſiſche Zucker-
rübe (Beta vulgaris L.)
☉ und ⚇.

[Abbildung] Fig. 99.

Imperial-Zuckerrübe
(Beta vulgaris L.)
☉ und ⚇.

[Abbildung] Fig. 100.

Mähriſche Zucker-
rübe (Beta vulgaris L.)
☉ und ⚇.

Die Rübenwurzel enthält Rohrzucker, ſtickſtoffhaltige Körper, und zwar vorzugsweiſe
Pflanzeneiweiß, dann Aſparagin und ein Alkaloid, Betain genannt, Pektoſe und Pektin-
körper, Faſer, Farbſtoffe, Citronenſäure, Oxalſäure und Aſchenſalze.

In Betreff des anatomiſchen Baues der Rübenwurzel unterſcheidet J. Wiesner 1) 1. als

1) J. Wiesner. Einleitung in die techniſche Mikroſkopie. Wien 1867.
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[153/0167] Die Knollen- und Wurzelfrüchte. wurzeln. Veräſtelungen der Rüben erſchweren ſehr das Waſchen. Die Zuckerrübe ſoll ein hartes, dichtes, weißes Fleiſch, einen kleinen Kopf mit wenig und gedrängten Blättern beſitzen, um bei der Ernte wenig Abfall zu geben. Wegen ihres Zucker- gehaltes und geringen Abganges ſind beſonders berühmt: die weiße, weiß- und feſt- fleiſchige, ſchleſiſche Zuckerrübe mit grünem Kopfe, breiten Blättern und aufrecht- ſtehenden, hellgrünen Blattſtielen, Fig. 98; die mehr ſpindelförmige Quedlinburger Rübe mit roſafarbenem Kopfe und röthlich geränderten Blattſtielen; die weiße, weiß- und feſtfleiſchige von Knauer gezüchtete Imperial-Zuckerrübe mit ſehr ſtumpfem Kopfe und ſtark gekräuſelten Blättern, Fig. 99. Zuckerreiche Rüben mit etwas größerem Abgange ſind: die mähriſche Zuckerrübe, Fig. 100, auch Caſtelnaudary genannt; die in neuerer Zeit, jedoch übermäßig, gerühmte Beſtehorn’ſche Zuckerrübe; die oliven- förmige Zuckerrübe von Büchner in Erfurt; die urſprünglich von Vilmorin’s Rübe abſtammende franzöſiſche Rübe, deren Zuckergehalt ſich jedoch durch die Acclimati- ſation in Deutſchland verringert hat. [Abbildung Fig. 98. Schleſiſche Zucker- rübe (Beta vulgaris L.) ☉ und ⚇. ] [Abbildung Fig. 99. Imperial-Zuckerrübe (Beta vulgaris L.) ☉ und ⚇. ] [Abbildung Fig. 100. Mähriſche Zucker- rübe (Beta vulgaris L.) ☉ und ⚇. ] Die Rübenwurzel enthält Rohrzucker, ſtickſtoffhaltige Körper, und zwar vorzugsweiſe Pflanzeneiweiß, dann Aſparagin und ein Alkaloid, Betain genannt, Pektoſe und Pektin- körper, Faſer, Farbſtoffe, Citronenſäure, Oxalſäure und Aſchenſalze. In Betreff des anatomiſchen Baues der Rübenwurzel unterſcheidet J. Wiesner 1) 1. als 1) J. Wiesner. Einleitung in die techniſche Mikroſkopie. Wien 1867.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/167>, abgerufen am 24.04.2024.