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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Futterpflanzen.
Semen T. Unter den Beschädigern aus der Thierwelt sind zu nennen: der Grau-
rüßler (Sitona griseus F.) und die Lupinenfliege (Anthomyia funesta Kühn),
deren Larve die Samenlappen der Lupine anfressen, wodurch dieselben in Fäulniß
übergehen.

Zu Grünfutter oder Heu werden die Lupinen im Juli gemäht, wenn schon ein
Theil der Hülsen angesetzt ist, während an den Seitenästen sich noch Blüthen zu
entfalten beginnen. Das Trocknen wird entweder in Schwaden, welche nach 8--14
Tagen in größere Haufen zusammengebracht werden oder auf Kleepyramiden vor-
genommen. Der Heuertrag erreicht je nach der Bodenbeschaffenheit und der Witte-
rung bei der gelben Lupine 2--3 Tonnen, bei der blauen Lupine 3 -- 4 Tonnen per
Hektar. Bei spätgeernteten Lupinen und feuchter Erntewitterung empfiehlt sich die
Sauerfutterbereitung. Das Lupinensauerfutter kann bis zu einem Drittel der
Trockenmasse des Gesammtfutters ohne nachtheilige Einwirkung auf die Gesundheit des
Rindviehes verfüttert werden.

Die Samengewinnung ist schwierig, je rauher und feuchter die Lage. Da ein
Theil der Hülsen oft noch grün, während andere schon aufspringen, so ist ein Samen-
verlust nahezu unvermeidlich. Am zweckmäßigsten wird die Lupine gemäht, sobald
die ersten Hülsen reifen. Die gemähte Frucht läßt man 1--2 Tage unberührt
liegen. Weiterhin werden die Lupinen auf Kleereitern oder ähnlichen Trockengerüsten
aufgehängt und nachreifen gelassen. Schließlich werden sie auf der Tenne, um den
Blätterabfall zu vermeiden und um nur die reifsten Samen zu gewinnen, leicht ab-
gedroschen. Im Kleinen werden auch die mit völlig reifen Hülsen besetzten Zweige
nach und nach ausgeschnitten und für sich geerntet. Der Samenertrag stellt sich bei
den gelben Lupinen auf 8 -- 25, bei den blauen Lupinen auf 12--25 Hektoliter von
einem Hektare.

11. Der Grünraps und Grünrübsen.

Ueber diese beiden Pflanzen als Futter gebaut, bemerkt W. Pabst:1)

Früh gesäeter Raps, bloß zur Grünfütterung angebaut (sogenannter Schnitt-
kohl) kann im Herbste einen reichlichen Schnitt gewähren, und wenn er gut durch
den Winter kommt, im zeitigen Frühjahre einen zweiten. Da indessen der Raps
einen guten und vorzüglich vorbereiteten Boden verlangt, und wenn er gedeiht, als
Oelgewächs einen höheren Ertrag verspricht, so wird es selten von Vortheil sein, ihn
auf die eben angedeutete Weise zum Grünfutter zu bauen.

Der Winterrübsen gibt eine vortheilhafte Untersaat unter den Futterroggen.

In den Rheingegenden säet man auch Sommerrübsen als Stoppelfrucht
zur Herbstgrünfütterung, für sich allein oder unter Stoppelrüben. Im letzteren Falle
wird er früher ausgezogen und die Rüben werden später geerntet. --

Außer den genannten Pflanzen, welche einen unstreitig höheren Werth als Oel-
pflanzen besitzen, wird auch der weiße Senf als Grünfutter gebaut. Je älter der

1) W. Pabst. Lehrbuch der Landwirthschaft. 6. Auflg. Wien 1865. S. 386.

Die Futterpflanzen.
Semen T. Unter den Beſchädigern aus der Thierwelt ſind zu nennen: der Grau-
rüßler (Sitona griseus F.) und die Lupinenfliege (Anthomyia funesta Kühn),
deren Larve die Samenlappen der Lupine anfreſſen, wodurch dieſelben in Fäulniß
übergehen.

Zu Grünfutter oder Heu werden die Lupinen im Juli gemäht, wenn ſchon ein
Theil der Hülſen angeſetzt iſt, während an den Seitenäſten ſich noch Blüthen zu
entfalten beginnen. Das Trocknen wird entweder in Schwaden, welche nach 8—14
Tagen in größere Haufen zuſammengebracht werden oder auf Kleepyramiden vor-
genommen. Der Heuertrag erreicht je nach der Bodenbeſchaffenheit und der Witte-
rung bei der gelben Lupine 2—3 Tonnen, bei der blauen Lupine 3 — 4 Tonnen per
Hektar. Bei ſpätgeernteten Lupinen und feuchter Erntewitterung empfiehlt ſich die
Sauerfutterbereitung. Das Lupinenſauerfutter kann bis zu einem Drittel der
Trockenmaſſe des Geſammtfutters ohne nachtheilige Einwirkung auf die Geſundheit des
Rindviehes verfüttert werden.

Die Samengewinnung iſt ſchwierig, je rauher und feuchter die Lage. Da ein
Theil der Hülſen oft noch grün, während andere ſchon aufſpringen, ſo iſt ein Samen-
verluſt nahezu unvermeidlich. Am zweckmäßigſten wird die Lupine gemäht, ſobald
die erſten Hülſen reifen. Die gemähte Frucht läßt man 1—2 Tage unberührt
liegen. Weiterhin werden die Lupinen auf Kleereitern oder ähnlichen Trockengerüſten
aufgehängt und nachreifen gelaſſen. Schließlich werden ſie auf der Tenne, um den
Blätterabfall zu vermeiden und um nur die reifſten Samen zu gewinnen, leicht ab-
gedroſchen. Im Kleinen werden auch die mit völlig reifen Hülſen beſetzten Zweige
nach und nach ausgeſchnitten und für ſich geerntet. Der Samenertrag ſtellt ſich bei
den gelben Lupinen auf 8 — 25, bei den blauen Lupinen auf 12—25 Hektoliter von
einem Hektare.

11. Der Grünraps und Grünrübſen.

Ueber dieſe beiden Pflanzen als Futter gebaut, bemerkt W. Pabſt:1)

Früh geſäeter Raps, bloß zur Grünfütterung angebaut (ſogenannter Schnitt-
kohl) kann im Herbſte einen reichlichen Schnitt gewähren, und wenn er gut durch
den Winter kommt, im zeitigen Frühjahre einen zweiten. Da indeſſen der Raps
einen guten und vorzüglich vorbereiteten Boden verlangt, und wenn er gedeiht, als
Oelgewächs einen höheren Ertrag verſpricht, ſo wird es ſelten von Vortheil ſein, ihn
auf die eben angedeutete Weiſe zum Grünfutter zu bauen.

Der Winterrübſen gibt eine vortheilhafte Unterſaat unter den Futterroggen.

In den Rheingegenden ſäet man auch Sommerrübſen als Stoppelfrucht
zur Herbſtgrünfütterung, für ſich allein oder unter Stoppelrüben. Im letzteren Falle
wird er früher ausgezogen und die Rüben werden ſpäter geerntet. —

Außer den genannten Pflanzen, welche einen unſtreitig höheren Werth als Oel-
pflanzen beſitzen, wird auch der weiße Senf als Grünfutter gebaut. Je älter der

1) W. Pabſt. Lehrbuch der Landwirthſchaft. 6. Auflg. Wien 1865. S. 386.
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[201/0215] Die Futterpflanzen. Semen T. Unter den Beſchädigern aus der Thierwelt ſind zu nennen: der Grau- rüßler (Sitona griseus F.) und die Lupinenfliege (Anthomyia funesta Kühn), deren Larve die Samenlappen der Lupine anfreſſen, wodurch dieſelben in Fäulniß übergehen. Zu Grünfutter oder Heu werden die Lupinen im Juli gemäht, wenn ſchon ein Theil der Hülſen angeſetzt iſt, während an den Seitenäſten ſich noch Blüthen zu entfalten beginnen. Das Trocknen wird entweder in Schwaden, welche nach 8—14 Tagen in größere Haufen zuſammengebracht werden oder auf Kleepyramiden vor- genommen. Der Heuertrag erreicht je nach der Bodenbeſchaffenheit und der Witte- rung bei der gelben Lupine 2—3 Tonnen, bei der blauen Lupine 3 — 4 Tonnen per Hektar. Bei ſpätgeernteten Lupinen und feuchter Erntewitterung empfiehlt ſich die Sauerfutterbereitung. Das Lupinenſauerfutter kann bis zu einem Drittel der Trockenmaſſe des Geſammtfutters ohne nachtheilige Einwirkung auf die Geſundheit des Rindviehes verfüttert werden. Die Samengewinnung iſt ſchwierig, je rauher und feuchter die Lage. Da ein Theil der Hülſen oft noch grün, während andere ſchon aufſpringen, ſo iſt ein Samen- verluſt nahezu unvermeidlich. Am zweckmäßigſten wird die Lupine gemäht, ſobald die erſten Hülſen reifen. Die gemähte Frucht läßt man 1—2 Tage unberührt liegen. Weiterhin werden die Lupinen auf Kleereitern oder ähnlichen Trockengerüſten aufgehängt und nachreifen gelaſſen. Schließlich werden ſie auf der Tenne, um den Blätterabfall zu vermeiden und um nur die reifſten Samen zu gewinnen, leicht ab- gedroſchen. Im Kleinen werden auch die mit völlig reifen Hülſen beſetzten Zweige nach und nach ausgeſchnitten und für ſich geerntet. Der Samenertrag ſtellt ſich bei den gelben Lupinen auf 8 — 25, bei den blauen Lupinen auf 12—25 Hektoliter von einem Hektare. 11. Der Grünraps und Grünrübſen. Ueber dieſe beiden Pflanzen als Futter gebaut, bemerkt W. Pabſt: 1) Früh geſäeter Raps, bloß zur Grünfütterung angebaut (ſogenannter Schnitt- kohl) kann im Herbſte einen reichlichen Schnitt gewähren, und wenn er gut durch den Winter kommt, im zeitigen Frühjahre einen zweiten. Da indeſſen der Raps einen guten und vorzüglich vorbereiteten Boden verlangt, und wenn er gedeiht, als Oelgewächs einen höheren Ertrag verſpricht, ſo wird es ſelten von Vortheil ſein, ihn auf die eben angedeutete Weiſe zum Grünfutter zu bauen. Der Winterrübſen gibt eine vortheilhafte Unterſaat unter den Futterroggen. In den Rheingegenden ſäet man auch Sommerrübſen als Stoppelfrucht zur Herbſtgrünfütterung, für ſich allein oder unter Stoppelrüben. Im letzteren Falle wird er früher ausgezogen und die Rüben werden ſpäter geerntet. — Außer den genannten Pflanzen, welche einen unſtreitig höheren Werth als Oel- pflanzen beſitzen, wird auch der weiße Senf als Grünfutter gebaut. Je älter der 1) W. Pabſt. Lehrbuch der Landwirthſchaft. 6. Auflg. Wien 1865. S. 386.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/215>, abgerufen am 19.04.2024.