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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Hülsenfrüchte.
gleichzeitige Entfaltung der Blüthen und somit auch die gleichmäßige Reife der
Samen.

Der Ertrag stellt sich auf Bodenarten, welche 20 Hektoliter Roggen geben, auf
16--18 Hektoliter von einem Hektar. Im Uebrigen ist der Ertrag sehr unsicher und
schwankt von einer totalen Mißernte bis 32 Hektoliter im Gewichte von 77--81
Kilogramm. An Stroh, welches, jedoch nur wenn gut eingebracht, ein werthvolles
Futterstroh gewährt, erhält man von einem Hektar 1.5--35 Tonnen a 1000 Kilogramm.

2. Die Linse.

Die Linse, Acker- oder Saatlinse (Lens esculenta
Moench. [Ervum lens L.])
Sun u. , Fig. 50, besitzt eine glatte,
meist zweisamige Hülse. Ihre Stammform findet sich im
wilden Zustande in Südeuropa; dieselbe gleicht im Baue
und in der Form und Farbe der Samen der Wicke. Gebaut
werden 1. Sommerlinsen, welche wieder nach der Größe
und Farbe der Samen unterschieden werden, als kleine graue
Feldlinse, große gelbgraue Linse (Varietäten: Heller- oder
Pfenniglinse mit großen, mehlreichen Körnern, Provencerlinse),
schwarze Linse etc.; 2. Winterlinsen (rothsamige, französische
Winterlinse etc.). Die Winterlinsen werden nur in milden Lagen
oder in Mischung mit Winterroggen Mitte September angebaut.
In zusagenden Gegenden sind dieselben im Samen und Stroh
ergiebiger als die Sommerlinsen.

Der Anbau der Linse, welche eine Vegetationszeit von
100--130 Tagen besitzt, erstreckt sich bis zum 60° nördl.
Breite. Im Vergleiche zu den Erbsen werden die Linsen
wegen ihres geringeren und unsichereren, wenn auch werthvolle-

[Abbildung] Fig. 50.

Linse (Lens
esculenta Moench.)

Sun und .

ren Samen- und Strohertrages in geringerer Ausdehnung, am häufigsten noch bei
den Kleinwirthen cultivirt.

Die Saatlinse liebt vor Allem unkrautreinen, sandigen oder lehmigen, lockeren,
thätigen Boden und erträgt trockene Wärme viel leichter als die Erbse. Ihre beste
Vorfrucht ist die Kartoffel. Das Feld ist womöglich schon im Herbste zu pflügen;
frische Stallmistdüngung ist zu vermeiden. Da sie empfindlicher gegen stärkere Fröste,
so wird sie etwas später als die Erbse angebaut und mit der Egge untergebracht.
Am besten bewährt sich bei der Linse die Aussaat in etwa 30 Ctm. entfernten
Reihen, welche späterhin behackt werden. Das erforderliche Saatquantum beträgt
bei Breitsaat je nach der Größe der Samen 1--2.2 Hektoliter, bei Drillsaat 0.6
bis 1.6 Hektoliter auf ein Hektar. Sehr zu empfehlen ist, wegen des sicherern Ge-
deihens, die Aussaat der Linsen im Gemenge mit Gerste im Verhältnisse von 1:3.
Das Gemenge läßt sich nach der Ernte leicht durch Werfen oder Sieben trennen.

Wegen ihres niederen (16--30 Ctm.) Wuchses ist ein Jäten unbedingt noth-
wendig, wenn die Linsen nicht von dem Unkraute überwuchert werden sollen. Als

Die Hülſenfrüchte.
gleichzeitige Entfaltung der Blüthen und ſomit auch die gleichmäßige Reife der
Samen.

Der Ertrag ſtellt ſich auf Bodenarten, welche 20 Hektoliter Roggen geben, auf
16—18 Hektoliter von einem Hektar. Im Uebrigen iſt der Ertrag ſehr unſicher und
ſchwankt von einer totalen Mißernte bis 32 Hektoliter im Gewichte von 77—81
Kilogramm. An Stroh, welches, jedoch nur wenn gut eingebracht, ein werthvolles
Futterſtroh gewährt, erhält man von einem Hektar 1.5—35 Tonnen à 1000 Kilogramm.

2. Die Linſe.

Die Linſe, Acker- oder Saatlinſe (Lens esculenta
Moench. [Ervum lens L.])
☉ u. ⚇, Fig. 50, beſitzt eine glatte,
meiſt zweiſamige Hülſe. Ihre Stammform findet ſich im
wilden Zuſtande in Südeuropa; dieſelbe gleicht im Baue
und in der Form und Farbe der Samen der Wicke. Gebaut
werden 1. Sommerlinſen, welche wieder nach der Größe
und Farbe der Samen unterſchieden werden, als kleine graue
Feldlinſe, große gelbgraue Linſe (Varietäten: Heller- oder
Pfenniglinſe mit großen, mehlreichen Körnern, Provencerlinſe),
ſchwarze Linſe ꝛc.; 2. Winterlinſen (rothſamige, franzöſiſche
Winterlinſe ꝛc.). Die Winterlinſen werden nur in milden Lagen
oder in Miſchung mit Winterroggen Mitte September angebaut.
In zuſagenden Gegenden ſind dieſelben im Samen und Stroh
ergiebiger als die Sommerlinſen.

Der Anbau der Linſe, welche eine Vegetationszeit von
100—130 Tagen beſitzt, erſtreckt ſich bis zum 60° nördl.
Breite. Im Vergleiche zu den Erbſen werden die Linſen
wegen ihres geringeren und unſichereren, wenn auch werthvolle-

[Abbildung] Fig. 50.

Linſe (Lens
esculenta Moench.)

☉ und ⚇.

ren Samen- und Strohertrages in geringerer Ausdehnung, am häufigſten noch bei
den Kleinwirthen cultivirt.

Die Saatlinſe liebt vor Allem unkrautreinen, ſandigen oder lehmigen, lockeren,
thätigen Boden und erträgt trockene Wärme viel leichter als die Erbſe. Ihre beſte
Vorfrucht iſt die Kartoffel. Das Feld iſt womöglich ſchon im Herbſte zu pflügen;
friſche Stallmiſtdüngung iſt zu vermeiden. Da ſie empfindlicher gegen ſtärkere Fröſte,
ſo wird ſie etwas ſpäter als die Erbſe angebaut und mit der Egge untergebracht.
Am beſten bewährt ſich bei der Linſe die Ausſaat in etwa 30 Ctm. entfernten
Reihen, welche ſpäterhin behackt werden. Das erforderliche Saatquantum beträgt
bei Breitſaat je nach der Größe der Samen 1—2.2 Hektoliter, bei Drillſaat 0.6
bis 1.6 Hektoliter auf ein Hektar. Sehr zu empfehlen iſt, wegen des ſicherern Ge-
deihens, die Ausſaat der Linſen im Gemenge mit Gerſte im Verhältniſſe von 1:3.
Das Gemenge läßt ſich nach der Ernte leicht durch Werfen oder Sieben trennen.

Wegen ihres niederen (16—30 Ctm.) Wuchſes iſt ein Jäten unbedingt noth-
wendig, wenn die Linſen nicht von dem Unkraute überwuchert werden ſollen. Als

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[71/0085] Die Hülſenfrüchte. gleichzeitige Entfaltung der Blüthen und ſomit auch die gleichmäßige Reife der Samen. Der Ertrag ſtellt ſich auf Bodenarten, welche 20 Hektoliter Roggen geben, auf 16—18 Hektoliter von einem Hektar. Im Uebrigen iſt der Ertrag ſehr unſicher und ſchwankt von einer totalen Mißernte bis 32 Hektoliter im Gewichte von 77—81 Kilogramm. An Stroh, welches, jedoch nur wenn gut eingebracht, ein werthvolles Futterſtroh gewährt, erhält man von einem Hektar 1.5—35 Tonnen à 1000 Kilogramm. 2. Die Linſe. Die Linſe, Acker- oder Saatlinſe (Lens esculenta Moench. [Ervum lens L.]) ☉ u. ⚇, Fig. 50, beſitzt eine glatte, meiſt zweiſamige Hülſe. Ihre Stammform findet ſich im wilden Zuſtande in Südeuropa; dieſelbe gleicht im Baue und in der Form und Farbe der Samen der Wicke. Gebaut werden 1. Sommerlinſen, welche wieder nach der Größe und Farbe der Samen unterſchieden werden, als kleine graue Feldlinſe, große gelbgraue Linſe (Varietäten: Heller- oder Pfenniglinſe mit großen, mehlreichen Körnern, Provencerlinſe), ſchwarze Linſe ꝛc.; 2. Winterlinſen (rothſamige, franzöſiſche Winterlinſe ꝛc.). Die Winterlinſen werden nur in milden Lagen oder in Miſchung mit Winterroggen Mitte September angebaut. In zuſagenden Gegenden ſind dieſelben im Samen und Stroh ergiebiger als die Sommerlinſen. Der Anbau der Linſe, welche eine Vegetationszeit von 100—130 Tagen beſitzt, erſtreckt ſich bis zum 60° nördl. Breite. Im Vergleiche zu den Erbſen werden die Linſen wegen ihres geringeren und unſichereren, wenn auch werthvolle- [Abbildung Fig. 50. Linſe (Lens esculenta Moench.) ☉ und ⚇.] ren Samen- und Strohertrages in geringerer Ausdehnung, am häufigſten noch bei den Kleinwirthen cultivirt. Die Saatlinſe liebt vor Allem unkrautreinen, ſandigen oder lehmigen, lockeren, thätigen Boden und erträgt trockene Wärme viel leichter als die Erbſe. Ihre beſte Vorfrucht iſt die Kartoffel. Das Feld iſt womöglich ſchon im Herbſte zu pflügen; friſche Stallmiſtdüngung iſt zu vermeiden. Da ſie empfindlicher gegen ſtärkere Fröſte, ſo wird ſie etwas ſpäter als die Erbſe angebaut und mit der Egge untergebracht. Am beſten bewährt ſich bei der Linſe die Ausſaat in etwa 30 Ctm. entfernten Reihen, welche ſpäterhin behackt werden. Das erforderliche Saatquantum beträgt bei Breitſaat je nach der Größe der Samen 1—2.2 Hektoliter, bei Drillſaat 0.6 bis 1.6 Hektoliter auf ein Hektar. Sehr zu empfehlen iſt, wegen des ſicherern Ge- deihens, die Ausſaat der Linſen im Gemenge mit Gerſte im Verhältniſſe von 1:3. Das Gemenge läßt ſich nach der Ernte leicht durch Werfen oder Sieben trennen. Wegen ihres niederen (16—30 Ctm.) Wuchſes iſt ein Jäten unbedingt noth- wendig, wenn die Linſen nicht von dem Unkraute überwuchert werden ſollen. Als

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/85>, abgerufen am 29.03.2024.