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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Hülsenfrüchte.
zuweilen auch als Futterpflanze auf sandigem Boden gebaut. Sie unterscheidet sich
von der Linse und der echten Linsenwicke oder Ervenlinse (Vicia Ervilia Willd.) Sun
dadurch, daß die Blüthenstiele nur eine einzige Blüthe tragen. Sie wächst auf
armem, kalklosem Sandboden, auf welchem weder Erbsen noch Wicken gedeihen.
Den Bedarf an Saatgut gibt O. Rhode1) bei Drillsaat mit 0.74--1.08 Hektoliter für
ein Hektar an. Der Ertrag an Körnern schwankt von 13--22 Hektoliter, an Stroh
von 1.5--2.3 Tonnen vom Hektar.

[Abbildung] Fig. 55.

Wicklinse (Vicia monantha Koch)Sun.

[Abbildung] Fig. 56.

Kicher (Cicer arietinum L.) Sun.

Die Platterbse, punische Kicher, Kicherling (Lathyrus sativus L.) Sun unter-
scheidet sich von den übrigen Hülsenfrüchten durch ihre einpaarigen Blätter und durch
die in lange Ranken auslaufenden Blattstiele, welche 1--2 helllila oder violett gefärbte
Blüthen tragen. Die flach zusammengedrückte Hülse ist zweiklappig und meist vier-
samig. Der weiße oder dunkelbraune Same ist glatt und faltig. Ihre Verbreitung
als Culturpflanze beschränkt sich auf Frankreich, Spanien und Rumänien. Bei uns
wird sie kaum im Großen, sondern nur in Gärten angebaut.

Die Kicher, Kichererbse, Kaffeeerbse (Cicer arietinum L.) Sun, Fig. 56, ist leicht
an den drüsenhaarigen, scharf gezahnten Fiederblättchen, welche freie Oxalsäure ent-
halten und an den aufgeblasenen Hülsen zu erkennen. Varietäten: Braunsamige,
Gelbe, Weiße, Kugelige, Gemeine Kichererbse. Die Kicher wird in Algier, Aegypten, Spa-
nien, Südfrankreich, Italien, Rumänien, in der Türkei, in Griechenland häufig an
Stelle der Erbse, welche durch die anhaltende Dürre zu stark leiden würde, angebaut.
Dieselbe gedeiht selbst auf einem mageren, trockenen Kalkboden. Als Saatquantum
gibt O. Rhode per Hektar gedrillt 0.86--1.29 Hektoliter, als Ernteertrag 10.8
bis 17 2 Hektoliter a 80 Kilogramm Körner und 1.17 bis 1.96 Tonnen Stroh an.


1) Mentzel u. Lengerke. Landwirthschaftlicher Kalender. Berlin: Aussaat-Tabelle und
Tabelle über den Ertrag der vornehmsten Feldgewächse.

Die Hülſenfrüchte.
zuweilen auch als Futterpflanze auf ſandigem Boden gebaut. Sie unterſcheidet ſich
von der Linſe und der echten Linſenwicke oder Ervenlinſe (Vicia Ervilia Willd.) ☉
dadurch, daß die Blüthenſtiele nur eine einzige Blüthe tragen. Sie wächſt auf
armem, kalkloſem Sandboden, auf welchem weder Erbſen noch Wicken gedeihen.
Den Bedarf an Saatgut gibt O. Rhode1) bei Drillſaat mit 0.74—1.08 Hektoliter für
ein Hektar an. Der Ertrag an Körnern ſchwankt von 13—22 Hektoliter, an Stroh
von 1.5—2.3 Tonnen vom Hektar.

[Abbildung] Fig. 55.

Wicklinſe (Vicia monantha Koch)☉.

[Abbildung] Fig. 56.

Kicher (Cicer arietinum L.) ☉.

Die Platterbſe, puniſche Kicher, Kicherling (Lathyrus sativus L.) ☉ unter-
ſcheidet ſich von den übrigen Hülſenfrüchten durch ihre einpaarigen Blätter und durch
die in lange Ranken auslaufenden Blattſtiele, welche 1—2 helllila oder violett gefärbte
Blüthen tragen. Die flach zuſammengedrückte Hülſe iſt zweiklappig und meiſt vier-
ſamig. Der weiße oder dunkelbraune Same iſt glatt und faltig. Ihre Verbreitung
als Culturpflanze beſchränkt ſich auf Frankreich, Spanien und Rumänien. Bei uns
wird ſie kaum im Großen, ſondern nur in Gärten angebaut.

Die Kicher, Kichererbſe, Kaffeeerbſe (Cicer arietinum L.) ☉, Fig. 56, iſt leicht
an den drüſenhaarigen, ſcharf gezahnten Fiederblättchen, welche freie Oxalſäure ent-
halten und an den aufgeblaſenen Hülſen zu erkennen. Varietäten: Braunſamige,
Gelbe, Weiße, Kugelige, Gemeine Kichererbſe. Die Kicher wird in Algier, Aegypten, Spa-
nien, Südfrankreich, Italien, Rumänien, in der Türkei, in Griechenland häufig an
Stelle der Erbſe, welche durch die anhaltende Dürre zu ſtark leiden würde, angebaut.
Dieſelbe gedeiht ſelbſt auf einem mageren, trockenen Kalkboden. Als Saatquantum
gibt O. Rhode per Hektar gedrillt 0.86—1.29 Hektoliter, als Ernteertrag 10.8
bis 17 2 Hektoliter à 80 Kilogramm Körner und 1.17 bis 1.96 Tonnen Stroh an.


1) Mentzel u. Lengerke. Landwirthſchaftlicher Kalender. Berlin: Ausſaat-Tabelle und
Tabelle über den Ertrag der vornehmſten Feldgewächſe.
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[77/0091] Die Hülſenfrüchte. zuweilen auch als Futterpflanze auf ſandigem Boden gebaut. Sie unterſcheidet ſich von der Linſe und der echten Linſenwicke oder Ervenlinſe (Vicia Ervilia Willd.) ☉ dadurch, daß die Blüthenſtiele nur eine einzige Blüthe tragen. Sie wächſt auf armem, kalkloſem Sandboden, auf welchem weder Erbſen noch Wicken gedeihen. Den Bedarf an Saatgut gibt O. Rhode 1) bei Drillſaat mit 0.74—1.08 Hektoliter für ein Hektar an. Der Ertrag an Körnern ſchwankt von 13—22 Hektoliter, an Stroh von 1.5—2.3 Tonnen vom Hektar. [Abbildung Fig. 55. Wicklinſe (Vicia monantha Koch)☉. ] [Abbildung Fig. 56. Kicher (Cicer arietinum L.) ☉. ] Die Platterbſe, puniſche Kicher, Kicherling (Lathyrus sativus L.) ☉ unter- ſcheidet ſich von den übrigen Hülſenfrüchten durch ihre einpaarigen Blätter und durch die in lange Ranken auslaufenden Blattſtiele, welche 1—2 helllila oder violett gefärbte Blüthen tragen. Die flach zuſammengedrückte Hülſe iſt zweiklappig und meiſt vier- ſamig. Der weiße oder dunkelbraune Same iſt glatt und faltig. Ihre Verbreitung als Culturpflanze beſchränkt ſich auf Frankreich, Spanien und Rumänien. Bei uns wird ſie kaum im Großen, ſondern nur in Gärten angebaut. Die Kicher, Kichererbſe, Kaffeeerbſe (Cicer arietinum L.) ☉, Fig. 56, iſt leicht an den drüſenhaarigen, ſcharf gezahnten Fiederblättchen, welche freie Oxalſäure ent- halten und an den aufgeblaſenen Hülſen zu erkennen. Varietäten: Braunſamige, Gelbe, Weiße, Kugelige, Gemeine Kichererbſe. Die Kicher wird in Algier, Aegypten, Spa- nien, Südfrankreich, Italien, Rumänien, in der Türkei, in Griechenland häufig an Stelle der Erbſe, welche durch die anhaltende Dürre zu ſtark leiden würde, angebaut. Dieſelbe gedeiht ſelbſt auf einem mageren, trockenen Kalkboden. Als Saatquantum gibt O. Rhode per Hektar gedrillt 0.86—1.29 Hektoliter, als Ernteertrag 10.8 bis 17 2 Hektoliter à 80 Kilogramm Körner und 1.17 bis 1.96 Tonnen Stroh an. 1) Mentzel u. Lengerke. Landwirthſchaftlicher Kalender. Berlin: Ausſaat-Tabelle und Tabelle über den Ertrag der vornehmſten Feldgewächſe.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/91>, abgerufen am 29.03.2024.