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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
1. Die Wachsthumsbedingungen.

Der Raps wird unter den verschiedensten klimatischen Verhältnissen gebaut, so-
wohl in den heißen Küstenstrichen von Algier, den warmen Gegenden von Italien,
dem Banat und dem ungarischen Flachlande, als auch in dem kühlen Schlesien, in
Norddeutschland, Frankreich und in den südlichen Theilen von Schweden. Er ge-
deiht überall dort, wo das Wintergetreide fortkommt.

Der Raps verlangt einen nährstoffreichen, mäßig frischen und gebundenen Boden,
der um so tiefgründiger sein soll, je trockener die Lage, damit sich die Winterfeuchte
leichter erhalten kann. Am zusagendsten sind dem Rapse Weizen- und Gerstenböden.
In frischen Lagen gedeiht er auch auf tiefem, kalkhaltigem, lehmigem Sandboden vorzüglich.
Auf flachgründigem, sehr leichtem Boden leidet er sehr häufig durch die Trockene.
Auf Moorboden gewachsene Oelsaat ist verhältnißmäßig arm an Oel und wird des-
halb von den Oelfabriken ungern gekauft. Für einen derartigen Boden eignet sich
noch am besten der Sommerraps.

2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.

In den meisten Fällen, besonders in trockenen Lagen, wird vor dem Rapse
Brache gehalten. Wird keine Brache gehalten, so erhält der Raps als Vorfrucht:
Rothklee, von welchem jedoch nur ein Schnitt genommen wurde, oder Futtermischling,
Futterroggen, welche frühzeitig das Feld räumen, Luzerne, Incarnatklee, Buchweizen.
Bei sehr gutem Culturzustande des Feldes baut man den Winterraps, häufiger den
Sommerraps, auch nach Getreide oder, wenn auch wegen der leichten Verunkrautung
seltener, nach sich selbst. Für Getreide, besonders für Weizen, ist der Raps eine
vorzügliche Vorfrucht. Vor dem Anbaue des Getreides wird bei frischem Boden zu-
weilen eine Stoppelfrucht eingeschaltet.

Außer dem Stoppelsturze werden zum Rapse bei der Brachhaltung drei, nach Roth-
klee oder Futtermischling zwei bis drei Ackerungen gegeben. Eine Pflugfurche wird
womöglich vor Winter mit dem Tiefpfluge oder dem Wühler ausgeführt. Der
Stallmist kann vor der Saat, zweckmäßiger aber früher untergebracht werden. Im
letzteren Falle erhält die Rapspflanze einen reicheren Vorrath aufnehmbarer Nähr-
stoffe und kann somit leichter ihren zahlreichen Feinden entwachsen.

Der Boden wird durch den Raps stark angestrengt, da durch denselben mehr
Aschenbestandtheile als durch eine mittlere Weizenernte entnommen werden. Ein
Theil der Nährstoffe wird allerdings durch die Pfahlwurzel aus tieferen Boden-
schichten entnommen.

Eine Mittelernte entzieht dem Boden per Hektar in Kilogramm in 20 Hektoliter
Raps, a 68 Kilogramm oder in

1360 Kilogr. Körner: 53.17 Asche, 13.05 Kali, 7.48 Kalk, 22.44 Phosphorsäure,
3000 " Stroh: 121.60 " 33.30 " 34.80 " 7.20 "
Zusammen: 174.77 " 46.35 " 42.28 " 29.64 "

Beſondere Pflanzenbaulehre.
1. Die Wachsthumsbedingungen.

Der Raps wird unter den verſchiedenſten klimatiſchen Verhältniſſen gebaut, ſo-
wohl in den heißen Küſtenſtrichen von Algier, den warmen Gegenden von Italien,
dem Banat und dem ungariſchen Flachlande, als auch in dem kühlen Schleſien, in
Norddeutſchland, Frankreich und in den ſüdlichen Theilen von Schweden. Er ge-
deiht überall dort, wo das Wintergetreide fortkommt.

Der Raps verlangt einen nährſtoffreichen, mäßig friſchen und gebundenen Boden,
der um ſo tiefgründiger ſein ſoll, je trockener die Lage, damit ſich die Winterfeuchte
leichter erhalten kann. Am zuſagendſten ſind dem Rapſe Weizen- und Gerſtenböden.
In friſchen Lagen gedeiht er auch auf tiefem, kalkhaltigem, lehmigem Sandboden vorzüglich.
Auf flachgründigem, ſehr leichtem Boden leidet er ſehr häufig durch die Trockene.
Auf Moorboden gewachſene Oelſaat iſt verhältnißmäßig arm an Oel und wird des-
halb von den Oelfabriken ungern gekauft. Für einen derartigen Boden eignet ſich
noch am beſten der Sommerraps.

2. Die Vorfrucht und Vorbereitung.

In den meiſten Fällen, beſonders in trockenen Lagen, wird vor dem Rapſe
Brache gehalten. Wird keine Brache gehalten, ſo erhält der Raps als Vorfrucht:
Rothklee, von welchem jedoch nur ein Schnitt genommen wurde, oder Futtermiſchling,
Futterroggen, welche frühzeitig das Feld räumen, Luzerne, Incarnatklee, Buchweizen.
Bei ſehr gutem Culturzuſtande des Feldes baut man den Winterraps, häufiger den
Sommerraps, auch nach Getreide oder, wenn auch wegen der leichten Verunkrautung
ſeltener, nach ſich ſelbſt. Für Getreide, beſonders für Weizen, iſt der Raps eine
vorzügliche Vorfrucht. Vor dem Anbaue des Getreides wird bei friſchem Boden zu-
weilen eine Stoppelfrucht eingeſchaltet.

Außer dem Stoppelſturze werden zum Rapſe bei der Brachhaltung drei, nach Roth-
klee oder Futtermiſchling zwei bis drei Ackerungen gegeben. Eine Pflugfurche wird
womöglich vor Winter mit dem Tiefpfluge oder dem Wühler ausgeführt. Der
Stallmiſt kann vor der Saat, zweckmäßiger aber früher untergebracht werden. Im
letzteren Falle erhält die Rapspflanze einen reicheren Vorrath aufnehmbarer Nähr-
ſtoffe und kann ſomit leichter ihren zahlreichen Feinden entwachſen.

Der Boden wird durch den Raps ſtark angeſtrengt, da durch denſelben mehr
Aſchenbeſtandtheile als durch eine mittlere Weizenernte entnommen werden. Ein
Theil der Nährſtoffe wird allerdings durch die Pfahlwurzel aus tieferen Boden-
ſchichten entnommen.

Eine Mittelernte entzieht dem Boden per Hektar in Kilogramm in 20 Hektoliter
Raps, à 68 Kilogramm oder in

1360 Kilogr. Körner: 53.17 Aſche, 13.05 Kali, 7.48 Kalk, 22.44 Phosphorſäure,
3000 „ Stroh: 121.60 „ 33.30 „ 34.80 „ 7.20 „
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[82/0096] Beſondere Pflanzenbaulehre. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Der Raps wird unter den verſchiedenſten klimatiſchen Verhältniſſen gebaut, ſo- wohl in den heißen Küſtenſtrichen von Algier, den warmen Gegenden von Italien, dem Banat und dem ungariſchen Flachlande, als auch in dem kühlen Schleſien, in Norddeutſchland, Frankreich und in den ſüdlichen Theilen von Schweden. Er ge- deiht überall dort, wo das Wintergetreide fortkommt. Der Raps verlangt einen nährſtoffreichen, mäßig friſchen und gebundenen Boden, der um ſo tiefgründiger ſein ſoll, je trockener die Lage, damit ſich die Winterfeuchte leichter erhalten kann. Am zuſagendſten ſind dem Rapſe Weizen- und Gerſtenböden. In friſchen Lagen gedeiht er auch auf tiefem, kalkhaltigem, lehmigem Sandboden vorzüglich. Auf flachgründigem, ſehr leichtem Boden leidet er ſehr häufig durch die Trockene. Auf Moorboden gewachſene Oelſaat iſt verhältnißmäßig arm an Oel und wird des- halb von den Oelfabriken ungern gekauft. Für einen derartigen Boden eignet ſich noch am beſten der Sommerraps. 2. Die Vorfrucht und Vorbereitung. In den meiſten Fällen, beſonders in trockenen Lagen, wird vor dem Rapſe Brache gehalten. Wird keine Brache gehalten, ſo erhält der Raps als Vorfrucht: Rothklee, von welchem jedoch nur ein Schnitt genommen wurde, oder Futtermiſchling, Futterroggen, welche frühzeitig das Feld räumen, Luzerne, Incarnatklee, Buchweizen. Bei ſehr gutem Culturzuſtande des Feldes baut man den Winterraps, häufiger den Sommerraps, auch nach Getreide oder, wenn auch wegen der leichten Verunkrautung ſeltener, nach ſich ſelbſt. Für Getreide, beſonders für Weizen, iſt der Raps eine vorzügliche Vorfrucht. Vor dem Anbaue des Getreides wird bei friſchem Boden zu- weilen eine Stoppelfrucht eingeſchaltet. Außer dem Stoppelſturze werden zum Rapſe bei der Brachhaltung drei, nach Roth- klee oder Futtermiſchling zwei bis drei Ackerungen gegeben. Eine Pflugfurche wird womöglich vor Winter mit dem Tiefpfluge oder dem Wühler ausgeführt. Der Stallmiſt kann vor der Saat, zweckmäßiger aber früher untergebracht werden. Im letzteren Falle erhält die Rapspflanze einen reicheren Vorrath aufnehmbarer Nähr- ſtoffe und kann ſomit leichter ihren zahlreichen Feinden entwachſen. Der Boden wird durch den Raps ſtark angeſtrengt, da durch denſelben mehr Aſchenbeſtandtheile als durch eine mittlere Weizenernte entnommen werden. Ein Theil der Nährſtoffe wird allerdings durch die Pfahlwurzel aus tieferen Boden- ſchichten entnommen. Eine Mittelernte entzieht dem Boden per Hektar in Kilogramm in 20 Hektoliter Raps, à 68 Kilogramm oder in 1360 Kilogr. Körner: 53.17 Aſche, 13.05 Kali, 7.48 Kalk, 22.44 Phosphorſäure, 3000 „ Stroh: 121.60 „ 33.30 „ 34.80 „ 7.20 „ Zuſammen: 174.77 „ 46.35 „ 42.28 „ 29.64 „

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/96>, abgerufen am 29.03.2024.