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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
für beide Klauen gemeinschaftliches Eisen, Fig. 109, S. 165. Das Auflegen eines
solchen Eisens erfordert jedoch besonderes Verständniß, wenn es nicht zu Uebelständen
Veranlassung geben soll.

Die Eisen werden bei dem Beschlagen der Ochsen stets kalt aufgepaßt, und
die Löcher bei der Dünnheit des Hornes vorsichtshalber vorgebohrt.

II.
Die Schafzucht.

Für extensive Verhältnisse, in welchen das Betriebscapital und die menschliche
Arbeitskraft in ungenügendem Verhältnisse zu dem Flächeninhalte der Wirthschaften
stehen, weshalb ein großer Theil der Bodenfläche als Weide liegen bleiben muß, ist das
Schaf 1) unentbehrlich. Aber auch unter intensiven Verhältnissen ermöglicht dasselbe die
Ausnutzung spärlich bewachsener, trockener Höhenweiden, welche nicht in Ackerland um-
gewandelt werden können. Unter solchen Verhältnissen wird das Schaf, wenn auch
nicht als Hauptnutzthier, so doch neben dem Rindviehe von nicht zu unterschätzendem
Werthe sein. Durch dasselbe können manche Futterstoffe, sowie zufällig sich ergebende
Weiden auf Brachschlägen, Stoppelfeldern etc. verwerthet werden. Ungeeignet ist
das Schaf für den kleinen Landwirth mit zerstreut liegendem Grundbesitze. Das Schaf
und zwar das Wolleschaf paßt demnach vorzugsweise für großen Grundbesitz mit
ausgedehnten Weideflächen, für schwach bevölkerte Gegenden. Bei mangelnder Weide
und daher bei Stallfütterung tritt dagegen das Wolleschaf zu Gunsten des Fleischschafes
zurück. Ungünstige Oertlichkeiten für die Schafzucht und Schafhaltung sind Torf-
und Moorböden, Sumpfländereien, da die Schafe unter solchen Verhältnissen zu sehr
verschiedenen Krankheiten unterworfen sind. Das Schaf verträgt ungünstige klimatische
Verhältnisse und nicht zusagende Nahrungsmittel schlechter als das Rind. Es liebt
vielmehr trockene, sonnige Weiden, Höhen und Bergweiden, auf welchen sich das
Rind nicht mehr ernähren kann. Trockener Aufenthalt und trockenes Futter sind ihm
am meisten zusagend.

1. Die Entwickelung des Schafes.

Die Bezeichnungen für das Schaf wechseln je nach dessen Alter, Geschlecht und
Nutzung. Nach der Geburt bis zum Alter von einem Jahre heißt das Schaf

1) Aus der Literatur über Schafzucht sind folgende ausführliche Werke zu empfehlen:
J. Bohm, Die Schafzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkte, 1. Theil: Die Wolle-
kunde, 2. Theil: Die Schafzucht, Berlin 1873 -- 1876; v. Schmidt, Die Schafzucht und
Wollekunde, 4. Aufl., Stuttgart 1872; Mentzel, Handbuch der rationellen Schafzucht, ge-
krönte Preisschrift, Berlin 1861; A. Körte, Das deutsche Merinoschaf, seine Wolle, Züchtung,
Ernährung und Pflege, Breslau 1862.

Beſondere Thierzuchtlehre.
für beide Klauen gemeinſchaftliches Eiſen, Fig. 109, S. 165. Das Auflegen eines
ſolchen Eiſens erfordert jedoch beſonderes Verſtändniß, wenn es nicht zu Uebelſtänden
Veranlaſſung geben ſoll.

Die Eiſen werden bei dem Beſchlagen der Ochſen ſtets kalt aufgepaßt, und
die Löcher bei der Dünnheit des Hornes vorſichtshalber vorgebohrt.

II.
Die Schafzucht.

Für extenſive Verhältniſſe, in welchen das Betriebscapital und die menſchliche
Arbeitskraft in ungenügendem Verhältniſſe zu dem Flächeninhalte der Wirthſchaften
ſtehen, weshalb ein großer Theil der Bodenfläche als Weide liegen bleiben muß, iſt das
Schaf 1) unentbehrlich. Aber auch unter intenſiven Verhältniſſen ermöglicht daſſelbe die
Ausnutzung ſpärlich bewachſener, trockener Höhenweiden, welche nicht in Ackerland um-
gewandelt werden können. Unter ſolchen Verhältniſſen wird das Schaf, wenn auch
nicht als Hauptnutzthier, ſo doch neben dem Rindviehe von nicht zu unterſchätzendem
Werthe ſein. Durch daſſelbe können manche Futterſtoffe, ſowie zufällig ſich ergebende
Weiden auf Brachſchlägen, Stoppelfeldern ꝛc. verwerthet werden. Ungeeignet iſt
das Schaf für den kleinen Landwirth mit zerſtreut liegendem Grundbeſitze. Das Schaf
und zwar das Wolleſchaf paßt demnach vorzugsweiſe für großen Grundbeſitz mit
ausgedehnten Weideflächen, für ſchwach bevölkerte Gegenden. Bei mangelnder Weide
und daher bei Stallfütterung tritt dagegen das Wolleſchaf zu Gunſten des Fleiſchſchafes
zurück. Ungünſtige Oertlichkeiten für die Schafzucht und Schafhaltung ſind Torf-
und Moorböden, Sumpfländereien, da die Schafe unter ſolchen Verhältniſſen zu ſehr
verſchiedenen Krankheiten unterworfen ſind. Das Schaf verträgt ungünſtige klimatiſche
Verhältniſſe und nicht zuſagende Nahrungsmittel ſchlechter als das Rind. Es liebt
vielmehr trockene, ſonnige Weiden, Höhen und Bergweiden, auf welchen ſich das
Rind nicht mehr ernähren kann. Trockener Aufenthalt und trockenes Futter ſind ihm
am meiſten zuſagend.

1. Die Entwickelung des Schafes.

Die Bezeichnungen für das Schaf wechſeln je nach deſſen Alter, Geſchlecht und
Nutzung. Nach der Geburt bis zum Alter von einem Jahre heißt das Schaf

1) Aus der Literatur über Schafzucht ſind folgende ausführliche Werke zu empfehlen:
J. Bohm, Die Schafzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkte, 1. Theil: Die Wolle-
kunde, 2. Theil: Die Schafzucht, Berlin 1873 — 1876; v. Schmidt, Die Schafzucht und
Wollekunde, 4. Aufl., Stuttgart 1872; Mentzel, Handbuch der rationellen Schafzucht, ge-
krönte Preisſchrift, Berlin 1861; A. Körte, Das deutſche Merinoſchaf, ſeine Wolle, Züchtung,
Ernährung und Pflege, Breslau 1862.
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[166/0182] Beſondere Thierzuchtlehre. für beide Klauen gemeinſchaftliches Eiſen, Fig. 109, S. 165. Das Auflegen eines ſolchen Eiſens erfordert jedoch beſonderes Verſtändniß, wenn es nicht zu Uebelſtänden Veranlaſſung geben ſoll. Die Eiſen werden bei dem Beſchlagen der Ochſen ſtets kalt aufgepaßt, und die Löcher bei der Dünnheit des Hornes vorſichtshalber vorgebohrt. II. Die Schafzucht. Für extenſive Verhältniſſe, in welchen das Betriebscapital und die menſchliche Arbeitskraft in ungenügendem Verhältniſſe zu dem Flächeninhalte der Wirthſchaften ſtehen, weshalb ein großer Theil der Bodenfläche als Weide liegen bleiben muß, iſt das Schaf 1) unentbehrlich. Aber auch unter intenſiven Verhältniſſen ermöglicht daſſelbe die Ausnutzung ſpärlich bewachſener, trockener Höhenweiden, welche nicht in Ackerland um- gewandelt werden können. Unter ſolchen Verhältniſſen wird das Schaf, wenn auch nicht als Hauptnutzthier, ſo doch neben dem Rindviehe von nicht zu unterſchätzendem Werthe ſein. Durch daſſelbe können manche Futterſtoffe, ſowie zufällig ſich ergebende Weiden auf Brachſchlägen, Stoppelfeldern ꝛc. verwerthet werden. Ungeeignet iſt das Schaf für den kleinen Landwirth mit zerſtreut liegendem Grundbeſitze. Das Schaf und zwar das Wolleſchaf paßt demnach vorzugsweiſe für großen Grundbeſitz mit ausgedehnten Weideflächen, für ſchwach bevölkerte Gegenden. Bei mangelnder Weide und daher bei Stallfütterung tritt dagegen das Wolleſchaf zu Gunſten des Fleiſchſchafes zurück. Ungünſtige Oertlichkeiten für die Schafzucht und Schafhaltung ſind Torf- und Moorböden, Sumpfländereien, da die Schafe unter ſolchen Verhältniſſen zu ſehr verſchiedenen Krankheiten unterworfen ſind. Das Schaf verträgt ungünſtige klimatiſche Verhältniſſe und nicht zuſagende Nahrungsmittel ſchlechter als das Rind. Es liebt vielmehr trockene, ſonnige Weiden, Höhen und Bergweiden, auf welchen ſich das Rind nicht mehr ernähren kann. Trockener Aufenthalt und trockenes Futter ſind ihm am meiſten zuſagend. 1. Die Entwickelung des Schafes. Die Bezeichnungen für das Schaf wechſeln je nach deſſen Alter, Geſchlecht und Nutzung. Nach der Geburt bis zum Alter von einem Jahre heißt das Schaf 1) Aus der Literatur über Schafzucht ſind folgende ausführliche Werke zu empfehlen: J. Bohm, Die Schafzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkte, 1. Theil: Die Wolle- kunde, 2. Theil: Die Schafzucht, Berlin 1873 — 1876; v. Schmidt, Die Schafzucht und Wollekunde, 4. Aufl., Stuttgart 1872; Mentzel, Handbuch der rationellen Schafzucht, ge- krönte Preisſchrift, Berlin 1861; A. Körte, Das deutſche Merinoſchaf, ſeine Wolle, Züchtung, Ernährung und Pflege, Breslau 1862.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/182>, abgerufen am 23.04.2024.