Dritter Abschnitt. Von der Bearbeitung des Pferdekörpers.
Erstes Kapitel. Einleitung.
Wir haben in neuerer Zeit eine so grosse Verwirrung in den verschiedenen Gebrauchszwecken des Pferdes, dass es nicht als unnütz erscheint zu erklären, was wir unter Renn-, Jagd-, Campagne- und Schulpferd zu verstehen haben. Es machen oft Leute von Fach an Campagnepferde die Anforderung, dass der Galoppsprung in der Art bei ihnen entwickelt sei, wie es beim Rennpferde der Fall ist, oder andere, dass jedes derselben ohne Unterschied des Gebäudes eine Aufrichtung habe, wie ein Schul- pferd. Jener verlangt von seinem Jagdpferde dagegen eine leichte Anlehnung im vollen Laufe und beansprucht die Wendbarkeit des Soldatenpferdes. Nur die Renn- und Schulpferde sind fast stets in Händen von Männern, die von ihnen nur das verlangen, was sie leisten sollen.
I. Rennpferde sind solche, welche zur Entwickelung der möglichst grössten Geschwindigkeit auf ebener und freier Bahn in dauerndem Laufe durch Uebung und künstliche, diätische Vorbe- reitung erzogen werden. Der Anspruch auf Wendbarkeit und Ver- sammlung ist auf das Minimum beschränkt, ebenso die Gewöhnung an starke Belastung und Körperabhärtung. Der Schwerpunkt ist bei ihnen im Laufe so weit vorgelegt, wie es sich irgend mit der Sicherheit vereinen lässt. Der auf den Bügeln schwebende Jokey
Dritter Abſchnitt. Von der Bearbeitung des Pferdekörpers.
Erstes Kapitel. Einleitung.
Wir haben in neuerer Zeit eine so grosse Verwirrung in den verschiedenen Gebrauchszwecken des Pferdes, dass es nicht als unnütz erscheint zu erklären, was wir unter Renn-, Jagd-, Campagne- und Schulpferd zu verstehen haben. Es machen oft Leute von Fach an Campagnepferde die Anforderung, dass der Galoppsprung in der Art bei ihnen entwickelt sei, wie es beim Rennpferde der Fall ist, oder andere, dass jedes derselben ohne Unterschied des Gebäudes eine Aufrichtung habe, wie ein Schul- pferd. Jener verlangt von seinem Jagdpferde dagegen eine leichte Anlehnung im vollen Laufe und beansprucht die Wendbarkeit des Soldatenpferdes. Nur die Renn- und Schulpferde sind fast stets in Händen von Männern, die von ihnen nur das verlangen, was sie leisten sollen.
I. Rennpferde sind solche, welche zur Entwickelung der möglichst grössten Geschwindigkeit auf ebener und freier Bahn in dauerndem Laufe durch Uebung und künstliche, diätische Vorbe- reitung erzogen werden. Der Anspruch auf Wendbarkeit und Ver- sammlung ist auf das Minimum beschränkt, ebenso die Gewöhnung an starke Belastung und Körperabhärtung. Der Schwerpunkt ist bei ihnen im Laufe so weit vorgelegt, wie es sich irgend mit der Sicherheit vereinen lässt. Der auf den Bügeln schwebende Jokey
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[[84]/0106]
Dritter Abſchnitt.
Von der Bearbeitung des Pferdekörpers.
Erstes Kapitel.
Einleitung.
Wir haben in neuerer Zeit eine so grosse Verwirrung in den
verschiedenen Gebrauchszwecken des Pferdes, dass es nicht
als unnütz erscheint zu erklären, was wir unter Renn-, Jagd-,
Campagne- und Schulpferd zu verstehen haben. Es machen oft
Leute von Fach an Campagnepferde die Anforderung, dass der
Galoppsprung in der Art bei ihnen entwickelt sei, wie es beim
Rennpferde der Fall ist, oder andere, dass jedes derselben ohne
Unterschied des Gebäudes eine Aufrichtung habe, wie ein Schul-
pferd. Jener verlangt von seinem Jagdpferde dagegen eine leichte
Anlehnung im vollen Laufe und beansprucht die Wendbarkeit des
Soldatenpferdes. Nur die Renn- und Schulpferde sind fast stets
in Händen von Männern, die von ihnen nur das verlangen, was sie
leisten sollen.
I. Rennpferde sind solche, welche zur Entwickelung der
möglichst grössten Geschwindigkeit auf ebener und freier Bahn in
dauerndem Laufe durch Uebung und künstliche, diätische Vorbe-
reitung erzogen werden. Der Anspruch auf Wendbarkeit und Ver-
sammlung ist auf das Minimum beschränkt, ebenso die Gewöhnung
an starke Belastung und Körperabhärtung. Der Schwerpunkt ist
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Sicherheit vereinen lässt. Der auf den Bügeln schwebende Jokey
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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. [84]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/106>, abgerufen am 29.03.2024.
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