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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXII. Hauptstück.
nicht schlechthin von sich selbst, sondern sie werden
entweder von außenher aufgehäufet und dadurch ver-
stärket, wiewohl die Möglichkeit dazu immer auch
mit in der Sache selbst ist, oder wenigstens ist die
Ursache und Veranlassung zu der Verstärkung und
Aufhäufung der Grade außer dem Intenso. Unge-
achtet es demnach bey den Intensis immer nur um die
ganze Summe zu thun ist, so läßt sich bey ihrer Ver-
größerung eine Aufhäufung von neuen Theilen ge-
denken, und diese werden vor der Vergrößerung der
Summe allerdings, als noch nicht dabey und folglich
als außer derselben angesehen. Wir machen hier
diese Anmerkung in einer gedoppelten Absicht. Denn
einmal sind wir gewöhnet, das Maaß der Stärke
oder Jntensität eben so, wie das Maaß der Aus-
dehnung
durch Zahlen und Linien vorzustellen, weil
darinn Klarheit und Deutlichkeit ist. Sodann zei-
get diese Anmerkung, daß eine solche Vorstellungs-
Art ihren Grund habe, und bey der Jntensität immer
etwas mit vorkomme, welches entweder wirklich aus-
gedehnet oder dem ausgedehnten ähnlich ist, und auf
eben die Art tractirt werden kann. Man hat daher,
wo die Grade der Jntensität zu bestimmen sind, dar-
auf zu sehen. 1°. Was sich aufhäufet und gleichsam
in dem Intenso dichter wird? 2°. Wie es sich aufhäu-
fet und dadurch den Grad der Summe größer ma-
chet? 3°. Woher die Aufhäufung möglich ist, das
will sagen, was außer dem Intenso ist, das die Auf-
häufung veranlaßt und verursachet?

§. 696.

Sollen wir nun die eigentliche Quelle der Jnten-
sität in irgend einer Substanz finden, so wird diese
nicht das Solide, als welches schlechthin nur aus-

gedehnet

XXII. Hauptſtuͤck.
nicht ſchlechthin von ſich ſelbſt, ſondern ſie werden
entweder von außenher aufgehaͤufet und dadurch ver-
ſtaͤrket, wiewohl die Moͤglichkeit dazu immer auch
mit in der Sache ſelbſt iſt, oder wenigſtens iſt die
Urſache und Veranlaſſung zu der Verſtaͤrkung und
Aufhaͤufung der Grade außer dem Intenſo. Unge-
achtet es demnach bey den Intenſis immer nur um die
ganze Summe zu thun iſt, ſo laͤßt ſich bey ihrer Ver-
groͤßerung eine Aufhaͤufung von neuen Theilen ge-
denken, und dieſe werden vor der Vergroͤßerung der
Summe allerdings, als noch nicht dabey und folglich
als außer derſelben angeſehen. Wir machen hier
dieſe Anmerkung in einer gedoppelten Abſicht. Denn
einmal ſind wir gewoͤhnet, das Maaß der Staͤrke
oder Jntenſitaͤt eben ſo, wie das Maaß der Aus-
dehnung
durch Zahlen und Linien vorzuſtellen, weil
darinn Klarheit und Deutlichkeit iſt. Sodann zei-
get dieſe Anmerkung, daß eine ſolche Vorſtellungs-
Art ihren Grund habe, und bey der Jntenſitaͤt immer
etwas mit vorkomme, welches entweder wirklich aus-
gedehnet oder dem ausgedehnten aͤhnlich iſt, und auf
eben die Art tractirt werden kann. Man hat daher,
wo die Grade der Jntenſitaͤt zu beſtimmen ſind, dar-
auf zu ſehen. 1°. Was ſich aufhaͤufet und gleichſam
in dem Intenſo dichter wird? 2°. Wie es ſich aufhaͤu-
fet und dadurch den Grad der Summe groͤßer ma-
chet? 3°. Woher die Aufhaͤufung moͤglich iſt, das
will ſagen, was außer dem Intenſo iſt, das die Auf-
haͤufung veranlaßt und verurſachet?

§. 696.

Sollen wir nun die eigentliche Quelle der Jnten-
ſitaͤt in irgend einer Subſtanz finden, ſo wird dieſe
nicht das Solide, als welches ſchlechthin nur aus-

gedehnet
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[318/0326] XXII. Hauptſtuͤck. nicht ſchlechthin von ſich ſelbſt, ſondern ſie werden entweder von außenher aufgehaͤufet und dadurch ver- ſtaͤrket, wiewohl die Moͤglichkeit dazu immer auch mit in der Sache ſelbſt iſt, oder wenigſtens iſt die Urſache und Veranlaſſung zu der Verſtaͤrkung und Aufhaͤufung der Grade außer dem Intenſo. Unge- achtet es demnach bey den Intenſis immer nur um die ganze Summe zu thun iſt, ſo laͤßt ſich bey ihrer Ver- groͤßerung eine Aufhaͤufung von neuen Theilen ge- denken, und dieſe werden vor der Vergroͤßerung der Summe allerdings, als noch nicht dabey und folglich als außer derſelben angeſehen. Wir machen hier dieſe Anmerkung in einer gedoppelten Abſicht. Denn einmal ſind wir gewoͤhnet, das Maaß der Staͤrke oder Jntenſitaͤt eben ſo, wie das Maaß der Aus- dehnung durch Zahlen und Linien vorzuſtellen, weil darinn Klarheit und Deutlichkeit iſt. Sodann zei- get dieſe Anmerkung, daß eine ſolche Vorſtellungs- Art ihren Grund habe, und bey der Jntenſitaͤt immer etwas mit vorkomme, welches entweder wirklich aus- gedehnet oder dem ausgedehnten aͤhnlich iſt, und auf eben die Art tractirt werden kann. Man hat daher, wo die Grade der Jntenſitaͤt zu beſtimmen ſind, dar- auf zu ſehen. 1°. Was ſich aufhaͤufet und gleichſam in dem Intenſo dichter wird? 2°. Wie es ſich aufhaͤu- fet und dadurch den Grad der Summe groͤßer ma- chet? 3°. Woher die Aufhaͤufung moͤglich iſt, das will ſagen, was außer dem Intenſo iſt, das die Auf- haͤufung veranlaßt und verurſachet? §. 696. Sollen wir nun die eigentliche Quelle der Jnten- ſitaͤt in irgend einer Subſtanz finden, ſo wird dieſe nicht das Solide, als welches ſchlechthin nur aus- gedehnet

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/326>, abgerufen am 29.03.2024.