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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die einfache Gestalt der Größe.
gleich in Betrachtungen ziehen, dagegen aber bestim-
men muß, wie das Licht nach denselben vertheilet und
modificirt werde. Alle solche einfachen Fälle werden
anfangs besonders betrachtet, damit man sie da, wo sie
zusammengesetzt sind, ohne Mühe zusammen nehmen,
und das Product aus denselben bestimmen könne.

§. 750.

Da dieses in der Photometrie bereits geschehen, so
nehme man die magnetische Materie zum Beyspiele.
Von dieser weiß man noch kaum das Gesetz, daß sich
ihre Kraft nach dem Sinu des Jncidenzwinkels richtet.
Wie sie sich aber in Absicht auf die Masse, Figur und
intensiue Kraft des Magneten, in Absicht auf seine
Lage und Distanz verhalte, wie sie in der Erde sich
allmählig der Stärke und der Lage nach ändere, da-
von hat man, außer den Beobachtungen, welche
dieses überhaupt anzeigen, noch kaum Muthmassun-
gen. Und von richtigen, einfachen und anwendbaren
Gesetzen, meines Wissens, noch gar nichts, und die
Hauptfrage kömmt dabey darauf an, wie man die
Experimente anstellen solle, so daß man nicht nur
wisse, was die Natur, die man dadurch befraget,
antwortet, sondern, daß man auch genau wisse, was
man sie eigentlich befraget habe, und ob die Frage
weder mehr noch minder als das Einfache enthalte,
das man hätte wissen wollen.

§. 751.

Da wir das Allgemeine, welches nach Aehn-
lichkeiten
geht, dem Einfachen, welches durch-
gängig vorkömmt,
in dem vorhergehenden schon
oft entgegengesetzt haben, so ist hier der Ort beydes
genauer gegen einander zu halten. Wenn man näm-
lich ersteres aufsuchet, so nimmt man mehrere Dinge

zusam-
A a 2

Die einfache Geſtalt der Groͤße.
gleich in Betrachtungen ziehen, dagegen aber beſtim-
men muß, wie das Licht nach denſelben vertheilet und
modificirt werde. Alle ſolche einfachen Faͤlle werden
anfangs beſonders betrachtet, damit man ſie da, wo ſie
zuſammengeſetzt ſind, ohne Muͤhe zuſammen nehmen,
und das Product aus denſelben beſtimmen koͤnne.

§. 750.

Da dieſes in der Photometrie bereits geſchehen, ſo
nehme man die magnetiſche Materie zum Beyſpiele.
Von dieſer weiß man noch kaum das Geſetz, daß ſich
ihre Kraft nach dem Sinu des Jncidenzwinkels richtet.
Wie ſie ſich aber in Abſicht auf die Maſſe, Figur und
intenſiue Kraft des Magneten, in Abſicht auf ſeine
Lage und Diſtanz verhalte, wie ſie in der Erde ſich
allmaͤhlig der Staͤrke und der Lage nach aͤndere, da-
von hat man, außer den Beobachtungen, welche
dieſes uͤberhaupt anzeigen, noch kaum Muthmaſſun-
gen. Und von richtigen, einfachen und anwendbaren
Geſetzen, meines Wiſſens, noch gar nichts, und die
Hauptfrage koͤmmt dabey darauf an, wie man die
Experimente anſtellen ſolle, ſo daß man nicht nur
wiſſe, was die Natur, die man dadurch befraget,
antwortet, ſondern, daß man auch genau wiſſe, was
man ſie eigentlich befraget habe, und ob die Frage
weder mehr noch minder als das Einfache enthalte,
das man haͤtte wiſſen wollen.

§. 751.

Da wir das Allgemeine, welches nach Aehn-
lichkeiten
geht, dem Einfachen, welches durch-
gaͤngig vorkoͤmmt,
in dem vorhergehenden ſchon
oft entgegengeſetzt haben, ſo iſt hier der Ort beydes
genauer gegen einander zu halten. Wenn man naͤm-
lich erſteres aufſuchet, ſo nimmt man mehrere Dinge

zuſam-
A a 2
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[371/0379] Die einfache Geſtalt der Groͤße. gleich in Betrachtungen ziehen, dagegen aber beſtim- men muß, wie das Licht nach denſelben vertheilet und modificirt werde. Alle ſolche einfachen Faͤlle werden anfangs beſonders betrachtet, damit man ſie da, wo ſie zuſammengeſetzt ſind, ohne Muͤhe zuſammen nehmen, und das Product aus denſelben beſtimmen koͤnne. §. 750. Da dieſes in der Photometrie bereits geſchehen, ſo nehme man die magnetiſche Materie zum Beyſpiele. Von dieſer weiß man noch kaum das Geſetz, daß ſich ihre Kraft nach dem Sinu des Jncidenzwinkels richtet. Wie ſie ſich aber in Abſicht auf die Maſſe, Figur und intenſiue Kraft des Magneten, in Abſicht auf ſeine Lage und Diſtanz verhalte, wie ſie in der Erde ſich allmaͤhlig der Staͤrke und der Lage nach aͤndere, da- von hat man, außer den Beobachtungen, welche dieſes uͤberhaupt anzeigen, noch kaum Muthmaſſun- gen. Und von richtigen, einfachen und anwendbaren Geſetzen, meines Wiſſens, noch gar nichts, und die Hauptfrage koͤmmt dabey darauf an, wie man die Experimente anſtellen ſolle, ſo daß man nicht nur wiſſe, was die Natur, die man dadurch befraget, antwortet, ſondern, daß man auch genau wiſſe, was man ſie eigentlich befraget habe, und ob die Frage weder mehr noch minder als das Einfache enthalte, das man haͤtte wiſſen wollen. §. 751. Da wir das Allgemeine, welches nach Aehn- lichkeiten geht, dem Einfachen, welches durch- gaͤngig vorkoͤmmt, in dem vorhergehenden ſchon oft entgegengeſetzt haben, ſo iſt hier der Ort beydes genauer gegen einander zu halten. Wenn man naͤm- lich erſteres aufſuchet, ſo nimmt man mehrere Dinge zuſam- A a 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/379>, abgerufen am 24.04.2024.