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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die einfache Gestalt der Größe.
man dieses gefunden, man nicht nöthig habe, ähn-
liche Dinge erst aufzusuchen, weil man aus diesen
Einfachen und nach den gefundenen Gesetzen und
Möglichkeiten ihrer Combination so viele, stufenweise
ähnliche und verschiedene zusammen setzen kann, als
man will. So bringt man in der Geometrie ver-
mittelst der Linien und Winkel Figuren von jeder Grö-
ße, Art und Gestalt hervor, und versichert sich von
ihrer Möglichkeit, ohne Rücksicht auf die Frage, ob
sie irgend vorkommen oder nicht. Hingegen bey dem
bloßen Aufsuchen der Aehnlichkeiten müßte man alle
schon vor sich haben, um sie vergleichen zu können.

§. 752.

Jndessen da der Grund der Aehnlichkeit mehrerer
Dinge, eben darauf beruhet, daß sie mehrere ein-
fache Bestimmungen gemeinsam haben, so ist es auch
möglich, in Ansehung der Ausmessung eine solche
Aehnlichkeit und in gleicher Allgemeinheit beyzube-
halten, oder sie, wenn man bey dem Einfachen an-
fängt, bis dahin auszudehnen, wenigstens so weit
die einfachen Bestimmungen gemeinsam sind, und
gleich viele Dimensionen angeben. Denn so z. E.
nimmt man in der Geometrie die Räume von Flä-
chen und Körpern nicht in eine Classe, weil letztere
eine Dimension mehr haben. Hingegen, da sich Flä-
chen mit Flächen, und Körper mit Körpern in Ab-
sicht auf den Raum vergleichen lassen, so war es sehr
natürlich, daß man der Mannichfaltigkeiten und Un-
ähnlichkeiten ungeachtet, auf allgemeine Mittel, sie
zu vergleichen und auszumessen bedacht war, und diese
hat man in Absicht auf die Flächen bey den Triangeln
und Quadraten, in Absicht auf die Körper aber bey
den Pyramiden und Cubis gefunden.

§. 753.
A a 3

Die einfache Geſtalt der Groͤße.
man dieſes gefunden, man nicht noͤthig habe, aͤhn-
liche Dinge erſt aufzuſuchen, weil man aus dieſen
Einfachen und nach den gefundenen Geſetzen und
Moͤglichkeiten ihrer Combination ſo viele, ſtufenweiſe
aͤhnliche und verſchiedene zuſammen ſetzen kann, als
man will. So bringt man in der Geometrie ver-
mittelſt der Linien und Winkel Figuren von jeder Groͤ-
ße, Art und Geſtalt hervor, und verſichert ſich von
ihrer Moͤglichkeit, ohne Ruͤckſicht auf die Frage, ob
ſie irgend vorkommen oder nicht. Hingegen bey dem
bloßen Aufſuchen der Aehnlichkeiten muͤßte man alle
ſchon vor ſich haben, um ſie vergleichen zu koͤnnen.

§. 752.

Jndeſſen da der Grund der Aehnlichkeit mehrerer
Dinge, eben darauf beruhet, daß ſie mehrere ein-
fache Beſtimmungen gemeinſam haben, ſo iſt es auch
moͤglich, in Anſehung der Ausmeſſung eine ſolche
Aehnlichkeit und in gleicher Allgemeinheit beyzube-
halten, oder ſie, wenn man bey dem Einfachen an-
faͤngt, bis dahin auszudehnen, wenigſtens ſo weit
die einfachen Beſtimmungen gemeinſam ſind, und
gleich viele Dimenſionen angeben. Denn ſo z. E.
nimmt man in der Geometrie die Raͤume von Flaͤ-
chen und Koͤrpern nicht in eine Claſſe, weil letztere
eine Dimenſion mehr haben. Hingegen, da ſich Flaͤ-
chen mit Flaͤchen, und Koͤrper mit Koͤrpern in Ab-
ſicht auf den Raum vergleichen laſſen, ſo war es ſehr
natuͤrlich, daß man der Mannichfaltigkeiten und Un-
aͤhnlichkeiten ungeachtet, auf allgemeine Mittel, ſie
zu vergleichen und auszumeſſen bedacht war, und dieſe
hat man in Abſicht auf die Flaͤchen bey den Triangeln
und Quadraten, in Abſicht auf die Koͤrper aber bey
den Pyramiden und Cubis gefunden.

§. 753.
A a 3
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[373/0381] Die einfache Geſtalt der Groͤße. man dieſes gefunden, man nicht noͤthig habe, aͤhn- liche Dinge erſt aufzuſuchen, weil man aus dieſen Einfachen und nach den gefundenen Geſetzen und Moͤglichkeiten ihrer Combination ſo viele, ſtufenweiſe aͤhnliche und verſchiedene zuſammen ſetzen kann, als man will. So bringt man in der Geometrie ver- mittelſt der Linien und Winkel Figuren von jeder Groͤ- ße, Art und Geſtalt hervor, und verſichert ſich von ihrer Moͤglichkeit, ohne Ruͤckſicht auf die Frage, ob ſie irgend vorkommen oder nicht. Hingegen bey dem bloßen Aufſuchen der Aehnlichkeiten muͤßte man alle ſchon vor ſich haben, um ſie vergleichen zu koͤnnen. §. 752. Jndeſſen da der Grund der Aehnlichkeit mehrerer Dinge, eben darauf beruhet, daß ſie mehrere ein- fache Beſtimmungen gemeinſam haben, ſo iſt es auch moͤglich, in Anſehung der Ausmeſſung eine ſolche Aehnlichkeit und in gleicher Allgemeinheit beyzube- halten, oder ſie, wenn man bey dem Einfachen an- faͤngt, bis dahin auszudehnen, wenigſtens ſo weit die einfachen Beſtimmungen gemeinſam ſind, und gleich viele Dimenſionen angeben. Denn ſo z. E. nimmt man in der Geometrie die Raͤume von Flaͤ- chen und Koͤrpern nicht in eine Claſſe, weil letztere eine Dimenſion mehr haben. Hingegen, da ſich Flaͤ- chen mit Flaͤchen, und Koͤrper mit Koͤrpern in Ab- ſicht auf den Raum vergleichen laſſen, ſo war es ſehr natuͤrlich, daß man der Mannichfaltigkeiten und Un- aͤhnlichkeiten ungeachtet, auf allgemeine Mittel, ſie zu vergleichen und auszumeſſen bedacht war, und dieſe hat man in Abſicht auf die Flaͤchen bey den Triangeln und Quadraten, in Abſicht auf die Koͤrper aber bey den Pyramiden und Cubis gefunden. §. 753. A a 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/381>, abgerufen am 28.03.2024.