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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Gleichartigkeit.
der Bogen, sondern schlechthin nur der Winkel in
Betrachtung. Jm andern Fall aber, wo die Länge
des Bogens den durchlaufenen Raum ausmißt, kann
der Winkel und der Halbmesser zur Bestimmung die-
ser Länge gebraucht werden. Der Winkel wird der
Zeit und der Geschwindigkeit nach größer, hingegen desto
kleiner, je größer der Halbmesser ist. Setzet man
nun ferner, der Körper werde durch Centralkräfte im
Circul herum getrieben, so wird der Begriff dieser
Bewegung wiederum zusammengesetzter, weil mit
den Begriffen der Zeit, der Geschwindigkeit, des
Halbmessers, Bogens und Winkels, noch die Kraft
und die Maße mit in die Rechnung gezogen werden
muß. Man sieht aus diesem Beyspiele, wie man
stuffenweise mehr einfache Bestimmungen zusammen
nehmen, und die dadurch entstehende Größen, deren
jede eine ihr eigene und benennbare Einheit hat, mit
einander vergleichen kann. Man nimmt aber auch
jedesmal nur so viele zusammen, als nöthig ist, um
die Größe der einen durch die Größe der übrigen zu
bestimmen, und dieses thut man nach allen dabey
möglichen Combinationen, um eine vollständige Ab-
zählung derselben zu haben.

§. 827.

Jn diesem Beyspiele waren alle einfache Bestim-
mungen aus einander gesetzt, und jede für sich kennt-
lich. Es giebt aber eine Menge von Fällen, wo sie
sich in einander so verlieren, daß sich uns nur die
ganze Summe oder das Product von allen zeiget, und
wo man mehrere Mühe hat, jede einzelne Jngredi-
entien oder bestimmende Stücke zu finden. So z. E.
weiß jedermann den Unterschied, den man zwischen
einer todten und lebhaften Farbe machet. Man hat

aber
F f 3

Die Gleichartigkeit.
der Bogen, ſondern ſchlechthin nur der Winkel in
Betrachtung. Jm andern Fall aber, wo die Laͤnge
des Bogens den durchlaufenen Raum ausmißt, kann
der Winkel und der Halbmeſſer zur Beſtimmung die-
ſer Laͤnge gebraucht werden. Der Winkel wird der
Zeit und der Geſchwindigkeit nach groͤßer, hingegen deſto
kleiner, je groͤßer der Halbmeſſer iſt. Setzet man
nun ferner, der Koͤrper werde durch Centralkraͤfte im
Circul herum getrieben, ſo wird der Begriff dieſer
Bewegung wiederum zuſammengeſetzter, weil mit
den Begriffen der Zeit, der Geſchwindigkeit, des
Halbmeſſers, Bogens und Winkels, noch die Kraft
und die Maße mit in die Rechnung gezogen werden
muß. Man ſieht aus dieſem Beyſpiele, wie man
ſtuffenweiſe mehr einfache Beſtimmungen zuſammen
nehmen, und die dadurch entſtehende Groͤßen, deren
jede eine ihr eigene und benennbare Einheit hat, mit
einander vergleichen kann. Man nimmt aber auch
jedesmal nur ſo viele zuſammen, als noͤthig iſt, um
die Groͤße der einen durch die Groͤße der uͤbrigen zu
beſtimmen, und dieſes thut man nach allen dabey
moͤglichen Combinationen, um eine vollſtaͤndige Ab-
zaͤhlung derſelben zu haben.

§. 827.

Jn dieſem Beyſpiele waren alle einfache Beſtim-
mungen aus einander geſetzt, und jede fuͤr ſich kennt-
lich. Es giebt aber eine Menge von Faͤllen, wo ſie
ſich in einander ſo verlieren, daß ſich uns nur die
ganze Summe oder das Product von allen zeiget, und
wo man mehrere Muͤhe hat, jede einzelne Jngredi-
entien oder beſtimmende Stuͤcke zu finden. So z. E.
weiß jedermann den Unterſchied, den man zwiſchen
einer todten und lebhaften Farbe machet. Man hat

aber
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[453/0461] Die Gleichartigkeit. der Bogen, ſondern ſchlechthin nur der Winkel in Betrachtung. Jm andern Fall aber, wo die Laͤnge des Bogens den durchlaufenen Raum ausmißt, kann der Winkel und der Halbmeſſer zur Beſtimmung die- ſer Laͤnge gebraucht werden. Der Winkel wird der Zeit und der Geſchwindigkeit nach groͤßer, hingegen deſto kleiner, je groͤßer der Halbmeſſer iſt. Setzet man nun ferner, der Koͤrper werde durch Centralkraͤfte im Circul herum getrieben, ſo wird der Begriff dieſer Bewegung wiederum zuſammengeſetzter, weil mit den Begriffen der Zeit, der Geſchwindigkeit, des Halbmeſſers, Bogens und Winkels, noch die Kraft und die Maße mit in die Rechnung gezogen werden muß. Man ſieht aus dieſem Beyſpiele, wie man ſtuffenweiſe mehr einfache Beſtimmungen zuſammen nehmen, und die dadurch entſtehende Groͤßen, deren jede eine ihr eigene und benennbare Einheit hat, mit einander vergleichen kann. Man nimmt aber auch jedesmal nur ſo viele zuſammen, als noͤthig iſt, um die Groͤße der einen durch die Groͤße der uͤbrigen zu beſtimmen, und dieſes thut man nach allen dabey moͤglichen Combinationen, um eine vollſtaͤndige Ab- zaͤhlung derſelben zu haben. §. 827. Jn dieſem Beyſpiele waren alle einfache Beſtim- mungen aus einander geſetzt, und jede fuͤr ſich kennt- lich. Es giebt aber eine Menge von Faͤllen, wo ſie ſich in einander ſo verlieren, daß ſich uns nur die ganze Summe oder das Product von allen zeiget, und wo man mehrere Muͤhe hat, jede einzelne Jngredi- entien oder beſtimmende Stuͤcke zu finden. So z. E. weiß jedermann den Unterſchied, den man zwiſchen einer todten und lebhaften Farbe machet. Man hat aber F f 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/461>, abgerufen am 23.04.2024.