Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Zahlengebäude.
licheres finden würde, die Sprache ganz darnach ein-
richten, und sich von Kindheit auf daran gewöhnen
müßte. So lange dieses nicht geschieht, müssen wir
jedes andere Zahlengebäude immer wiederum in das
bisher gewöhnliche übersetzen.

§. 873.

Läßt man aber eine solche Uebersetzung gelten, so
haben wir allerdings noch andere Zahlengebäude. Jn
der Astronomie z. E. zählet man nicht nach 10, 100,
1000 etc. sondern nach 60, 60 mal 60, oder 3600, 60
mal 3600, oder 216000 etc. Und dazu hat man be-
sondere Einmal Eins, welche von 1 bis auf 60 ge-
hen, und so oft das Product über 60 ist, 60 weg-
werfen, und in den nächst höhern Rang 1 setzen.
Das einige, was dabey fehlt, ist, daß man dazu
nicht 60 einfache Zeichen hat, sondern sich mit den
gemeinen Zahlen behilft, und deren, so oft man über
9 zu zählen hat, zwo gebrauchen muß. Man könnte
aber, wenn es der Mühe lohnte, in Absicht auf die
Zeichnung zwo zusammenschlingen, und denselben
dergestalt eine einfachere Gestalt geben, daß sie sich
leicht erkennen ließen. Statt dessen aber unterschei-
det man die Stellen durch andere Zeichen, und schreibt
z. E. den Bogen, dessen Länge dem Halbmesser gleich ist.
57°. 17'. 44". 49'''. etc.
Man hat übrigens die Eintheilung der Grade und
Stunden in Minuten, Secunden, Tertien etc. des-
wegen angenommen, weil sich 60 in 2, 3, 4, 5, 6,
10, 12, 15, 20, 30 Theile eintheilen läßt. Die Ein-
theilung der Füße in Zolle, Linien, Puncte etc. wel-
che nach 12 geht, stellt ebenfalls eine Art von Zahlen-
gebäude vor, wozu man aber, weil es dabey nicht so
viel zu multipliciren giebt, und weil es nicht so weit
reicht, kein besonderes Einmal Eins hat. Ueberdiß

hat
J i 4

Das Zahlengebaͤude.
licheres finden wuͤrde, die Sprache ganz darnach ein-
richten, und ſich von Kindheit auf daran gewoͤhnen
muͤßte. So lange dieſes nicht geſchieht, muͤſſen wir
jedes andere Zahlengebaͤude immer wiederum in das
bisher gewoͤhnliche uͤberſetzen.

§. 873.

Laͤßt man aber eine ſolche Ueberſetzung gelten, ſo
haben wir allerdings noch andere Zahlengebaͤude. Jn
der Aſtronomie z. E. zaͤhlet man nicht nach 10, 100,
1000 ꝛc. ſondern nach 60, 60 mal 60, oder 3600, 60
mal 3600, oder 216000 ꝛc. Und dazu hat man be-
ſondere Einmal Eins, welche von 1 bis auf 60 ge-
hen, und ſo oft das Product uͤber 60 iſt, 60 weg-
werfen, und in den naͤchſt hoͤhern Rang 1 ſetzen.
Das einige, was dabey fehlt, iſt, daß man dazu
nicht 60 einfache Zeichen hat, ſondern ſich mit den
gemeinen Zahlen behilft, und deren, ſo oft man uͤber
9 zu zaͤhlen hat, zwo gebrauchen muß. Man koͤnnte
aber, wenn es der Muͤhe lohnte, in Abſicht auf die
Zeichnung zwo zuſammenſchlingen, und denſelben
dergeſtalt eine einfachere Geſtalt geben, daß ſie ſich
leicht erkennen ließen. Statt deſſen aber unterſchei-
det man die Stellen durch andere Zeichen, und ſchreibt
z. E. den Bogen, deſſen Laͤnge dem Halbmeſſer gleich iſt.
57°. 17′. 44″. 49‴. ꝛc.
Man hat uͤbrigens die Eintheilung der Grade und
Stunden in Minuten, Secunden, Tertien ꝛc. des-
wegen angenommen, weil ſich 60 in 2, 3, 4, 5, 6,
10, 12, 15, 20, 30 Theile eintheilen laͤßt. Die Ein-
theilung der Fuͤße in Zolle, Linien, Puncte ꝛc. wel-
che nach 12 geht, ſtellt ebenfalls eine Art von Zahlen-
gebaͤude vor, wozu man aber, weil es dabey nicht ſo
viel zu multipliciren giebt, und weil es nicht ſo weit
reicht, kein beſonderes Einmal Eins hat. Ueberdiß

hat
J i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0511" n="503"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Zahlengeba&#x0364;ude.</hi></fw><lb/>
licheres finden wu&#x0364;rde, die Sprache ganz darnach ein-<lb/>
richten, und &#x017F;ich von Kindheit auf daran gewo&#x0364;hnen<lb/>
mu&#x0364;ßte. So lange die&#x017F;es nicht ge&#x017F;chieht, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
jedes andere Zahlengeba&#x0364;ude immer wiederum in das<lb/>
bisher gewo&#x0364;hnliche u&#x0364;ber&#x017F;etzen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 873.</head><lb/>
            <p>La&#x0364;ßt man aber eine &#x017F;olche Ueber&#x017F;etzung gelten, &#x017F;o<lb/>
haben wir allerdings noch andere Zahlengeba&#x0364;ude. Jn<lb/>
der A&#x017F;tronomie z. E. za&#x0364;hlet man nicht nach 10, 100,<lb/>
1000 &#xA75B;c. &#x017F;ondern nach 60, 60 mal 60, oder 3600, 60<lb/>
mal 3600, oder 216000 &#xA75B;c. Und dazu hat man be-<lb/>
&#x017F;ondere Einmal Eins, welche von 1 bis auf 60 ge-<lb/>
hen, und &#x017F;o oft das Product u&#x0364;ber 60 i&#x017F;t, 60 weg-<lb/>
werfen, und in den na&#x0364;ch&#x017F;t ho&#x0364;hern Rang 1 &#x017F;etzen.<lb/>
Das einige, was dabey fehlt, i&#x017F;t, daß man dazu<lb/>
nicht 60 einfache Zeichen hat, &#x017F;ondern &#x017F;ich mit den<lb/>
gemeinen Zahlen behilft, und deren, &#x017F;o oft man u&#x0364;ber<lb/>
9 zu za&#x0364;hlen hat, zwo gebrauchen muß. Man ko&#x0364;nnte<lb/>
aber, wenn es der Mu&#x0364;he lohnte, in Ab&#x017F;icht auf die<lb/>
Zeichnung zwo zu&#x017F;ammen&#x017F;chlingen, und den&#x017F;elben<lb/>
derge&#x017F;talt eine einfachere Ge&#x017F;talt geben, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
leicht erkennen ließen. Statt de&#x017F;&#x017F;en aber unter&#x017F;chei-<lb/>
det man die Stellen durch andere Zeichen, und &#x017F;chreibt<lb/>
z. E. den Bogen, de&#x017F;&#x017F;en La&#x0364;nge dem Halbme&#x017F;&#x017F;er gleich i&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#c">57°. 17&#x2032;. 44&#x2033;. 49&#x2034;. &#xA75B;c.</hi><lb/>
Man hat u&#x0364;brigens die Eintheilung der Grade und<lb/>
Stunden in Minuten, Secunden, Tertien &#xA75B;c. des-<lb/>
wegen angenommen, weil &#x017F;ich 60 in 2, 3, 4, 5, 6,<lb/>
10, 12, 15, 20, 30 Theile eintheilen la&#x0364;ßt. Die Ein-<lb/>
theilung der Fu&#x0364;ße in Zolle, Linien, Puncte &#xA75B;c. wel-<lb/>
che nach 12 geht, &#x017F;tellt ebenfalls eine Art von Zahlen-<lb/>
geba&#x0364;ude vor, wozu man aber, weil es dabey nicht &#x017F;o<lb/>
viel zu multipliciren giebt, und weil es nicht &#x017F;o weit<lb/>
reicht, kein be&#x017F;onderes Einmal Eins hat. Ueberdiß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 4</fw><fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0511] Das Zahlengebaͤude. licheres finden wuͤrde, die Sprache ganz darnach ein- richten, und ſich von Kindheit auf daran gewoͤhnen muͤßte. So lange dieſes nicht geſchieht, muͤſſen wir jedes andere Zahlengebaͤude immer wiederum in das bisher gewoͤhnliche uͤberſetzen. §. 873. Laͤßt man aber eine ſolche Ueberſetzung gelten, ſo haben wir allerdings noch andere Zahlengebaͤude. Jn der Aſtronomie z. E. zaͤhlet man nicht nach 10, 100, 1000 ꝛc. ſondern nach 60, 60 mal 60, oder 3600, 60 mal 3600, oder 216000 ꝛc. Und dazu hat man be- ſondere Einmal Eins, welche von 1 bis auf 60 ge- hen, und ſo oft das Product uͤber 60 iſt, 60 weg- werfen, und in den naͤchſt hoͤhern Rang 1 ſetzen. Das einige, was dabey fehlt, iſt, daß man dazu nicht 60 einfache Zeichen hat, ſondern ſich mit den gemeinen Zahlen behilft, und deren, ſo oft man uͤber 9 zu zaͤhlen hat, zwo gebrauchen muß. Man koͤnnte aber, wenn es der Muͤhe lohnte, in Abſicht auf die Zeichnung zwo zuſammenſchlingen, und denſelben dergeſtalt eine einfachere Geſtalt geben, daß ſie ſich leicht erkennen ließen. Statt deſſen aber unterſchei- det man die Stellen durch andere Zeichen, und ſchreibt z. E. den Bogen, deſſen Laͤnge dem Halbmeſſer gleich iſt. 57°. 17′. 44″. 49‴. ꝛc. Man hat uͤbrigens die Eintheilung der Grade und Stunden in Minuten, Secunden, Tertien ꝛc. des- wegen angenommen, weil ſich 60 in 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20, 30 Theile eintheilen laͤßt. Die Ein- theilung der Fuͤße in Zolle, Linien, Puncte ꝛc. wel- che nach 12 geht, ſtellt ebenfalls eine Art von Zahlen- gebaͤude vor, wozu man aber, weil es dabey nicht ſo viel zu multipliciren giebt, und weil es nicht ſo weit reicht, kein beſonderes Einmal Eins hat. Ueberdiß hat J i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/511
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/511>, abgerufen am 28.03.2024.