Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Hauptstück,
nennen, weil die figürlichen Redensarten als eine
besondere und zur Zeichnung dienende Sprache an-
gesehen werden können. Wir haben auch oben
(§. 220.) nachdem schon alle Schlußarten gefunden
und gezeichnet waren, das Dictum de omni et nullo
nur historisch angeführt, weil unsre Art die Schluß-
arten zu bestimmen, sich unmittelbar auf die Natur
der Sätze gründet, von welcher dieses Dictum nur
eine Folge ist. Diese Folge ist überdies special,
weil sie auf den Begriffen von Arten und Gattun-
gen
beruht. Daher gilt sie nur, in so ferne die
Sätze auf diese Begriffe können gezogen werden, wie
z. E. in der ersten Figur. Jn der zweyten kömmt
der Begriff der Verschiedenheit vor, und in der
dritten der Begriff von Exempel, Beyspiel. Wenn
wir daher für jede Figur besondre Dicta haben wollen,
so werden es folgende seyn, und es wird zugleich dar-
aus erhellen, daß das Mittelglied des Schlusses für
sich betrachtet, in der ersten Figur ein Grund, in
der zweyten die Verschiedenheit, in der dritten ein
Beyspiel, und in der vierten der Grund des reci-
procirens
ist.

1. Für die erste Figur. Dictum de omni et
nullo.
Was von allen A gilt, gilt von
jedem
A.
2. Für die zweyte Figur. Dictum de diuerso.
Dinge die verschieden sind, kommen ein-
ander nicht zu.
3. Für die dritte Figur. Dictum de Exemplo.
Wenn man Dinge A findet, die B sind,
so giebt es
A die B sind.
4. Für die vierte Figur. Dictum de recipro-
co I.
Wenn kein M, B ist; so ist auch
kein
B dieses oder jenes M. II. Wenn
C die-

IV. Hauptſtuͤck,
nennen, weil die figuͤrlichen Redensarten als eine
beſondere und zur Zeichnung dienende Sprache an-
geſehen werden koͤnnen. Wir haben auch oben
(§. 220.) nachdem ſchon alle Schlußarten gefunden
und gezeichnet waren, das Dictum de omni et nullo
nur hiſtoriſch angefuͤhrt, weil unſre Art die Schluß-
arten zu beſtimmen, ſich unmittelbar auf die Natur
der Saͤtze gruͤndet, von welcher dieſes Dictum nur
eine Folge iſt. Dieſe Folge iſt uͤberdies ſpecial,
weil ſie auf den Begriffen von Arten und Gattun-
gen
beruht. Daher gilt ſie nur, in ſo ferne die
Saͤtze auf dieſe Begriffe koͤnnen gezogen werden, wie
z. E. in der erſten Figur. Jn der zweyten koͤmmt
der Begriff der Verſchiedenheit vor, und in der
dritten der Begriff von Exempel, Beyſpiel. Wenn
wir daher fuͤr jede Figur beſondre Dicta haben wollen,
ſo werden es folgende ſeyn, und es wird zugleich dar-
aus erhellen, daß das Mittelglied des Schluſſes fuͤr
ſich betrachtet, in der erſten Figur ein Grund, in
der zweyten die Verſchiedenheit, in der dritten ein
Beyſpiel, und in der vierten der Grund des reci-
procirens
iſt.

1. Fuͤr die erſte Figur. Dictum de omni et
nullo.
Was von allen A gilt, gilt von
jedem
A.
2. Fuͤr die zweyte Figur. Dictum de diuerſo.
Dinge die verſchieden ſind, kommen ein-
ander nicht zu.
3. Fuͤr die dritte Figur. Dictum de Exemplo.
Wenn man Dinge A findet, die B ſind,
ſo giebt es
A die B ſind.
4. Fuͤr die vierte Figur. Dictum de recipro-
co I.
Wenn kein M, B iſt; ſo iſt auch
kein
B dieſes oder jenes M. II. Wenn
C die-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0164" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
nennen, weil die figu&#x0364;rlichen Redensarten als eine<lb/>
be&#x017F;ondere und zur Zeichnung dienende Sprache an-<lb/>
ge&#x017F;ehen werden ko&#x0364;nnen. Wir haben auch oben<lb/>
(§. 220.) nachdem &#x017F;chon alle Schlußarten gefunden<lb/>
und gezeichnet waren, das <hi rendition="#aq">Dictum de omni et nullo</hi><lb/>
nur hi&#x017F;tori&#x017F;ch angefu&#x0364;hrt, weil un&#x017F;re Art die Schluß-<lb/>
arten zu be&#x017F;timmen, &#x017F;ich unmittelbar auf die Natur<lb/>
der Sa&#x0364;tze gru&#x0364;ndet, von welcher die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Dictum</hi> nur<lb/>
eine Folge i&#x017F;t. Die&#x017F;e Folge i&#x017F;t u&#x0364;berdies &#x017F;pecial,<lb/>
weil &#x017F;ie auf den Begriffen von <hi rendition="#fr">Arten</hi> und <hi rendition="#fr">Gattun-<lb/>
gen</hi> beruht. Daher gilt &#x017F;ie nur, in &#x017F;o ferne die<lb/>
Sa&#x0364;tze auf die&#x017F;e Begriffe ko&#x0364;nnen gezogen werden, wie<lb/>
z. E. in der er&#x017F;ten Figur. Jn der zweyten ko&#x0364;mmt<lb/>
der Begriff der <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;chiedenheit</hi> vor, und in der<lb/>
dritten der Begriff von <hi rendition="#fr">Exempel, Bey&#x017F;piel.</hi> Wenn<lb/>
wir daher fu&#x0364;r jede Figur be&#x017F;ondre <hi rendition="#aq">Dicta</hi> haben wollen,<lb/>
&#x017F;o werden es folgende &#x017F;eyn, und es wird zugleich dar-<lb/>
aus erhellen, daß das Mittelglied des Schlu&#x017F;&#x017F;es fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich betrachtet, in der er&#x017F;ten Figur ein <hi rendition="#fr">Grund,</hi> in<lb/>
der zweyten die <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;chiedenheit,</hi> in der dritten ein<lb/><hi rendition="#fr">Bey&#x017F;piel,</hi> und in der vierten der <hi rendition="#fr">Grund des reci-<lb/>
procirens</hi> i&#x017F;t.</p><lb/>
            <list>
              <item>1. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r die er&#x017F;te Figur.</hi> <hi rendition="#aq">Dictum de omni et<lb/>
nullo.</hi> <hi rendition="#fr">Was von allen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">gilt, gilt von<lb/>
jedem</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi></item><lb/>
              <item>2. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r die zweyte Figur.</hi> <hi rendition="#aq">Dictum de diuer&#x017F;o.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Dinge die ver&#x017F;chieden &#x017F;ind, kommen ein-<lb/>
ander nicht zu.</hi></item><lb/>
              <item>3. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r die dritte Figur.</hi> <hi rendition="#aq">Dictum de Exemplo.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Wenn man Dinge</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">findet, die</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi></hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;o giebt es</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">die</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi></hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;ind.</hi></item><lb/>
              <item>4. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r die vierte Figur.</hi> <hi rendition="#aq">Dictum de recipro-<lb/>
co I.</hi> <hi rendition="#fr">Wenn kein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M, B</hi></hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t; &#x017F;o i&#x017F;t auch<lb/>
kein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi></hi> <hi rendition="#fr">die&#x017F;es oder jenes</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M. II.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Wenn</hi></item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">C</hi> </hi> <hi rendition="#fr">die-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0164] IV. Hauptſtuͤck, nennen, weil die figuͤrlichen Redensarten als eine beſondere und zur Zeichnung dienende Sprache an- geſehen werden koͤnnen. Wir haben auch oben (§. 220.) nachdem ſchon alle Schlußarten gefunden und gezeichnet waren, das Dictum de omni et nullo nur hiſtoriſch angefuͤhrt, weil unſre Art die Schluß- arten zu beſtimmen, ſich unmittelbar auf die Natur der Saͤtze gruͤndet, von welcher dieſes Dictum nur eine Folge iſt. Dieſe Folge iſt uͤberdies ſpecial, weil ſie auf den Begriffen von Arten und Gattun- gen beruht. Daher gilt ſie nur, in ſo ferne die Saͤtze auf dieſe Begriffe koͤnnen gezogen werden, wie z. E. in der erſten Figur. Jn der zweyten koͤmmt der Begriff der Verſchiedenheit vor, und in der dritten der Begriff von Exempel, Beyſpiel. Wenn wir daher fuͤr jede Figur beſondre Dicta haben wollen, ſo werden es folgende ſeyn, und es wird zugleich dar- aus erhellen, daß das Mittelglied des Schluſſes fuͤr ſich betrachtet, in der erſten Figur ein Grund, in der zweyten die Verſchiedenheit, in der dritten ein Beyſpiel, und in der vierten der Grund des reci- procirens iſt. 1. Fuͤr die erſte Figur. Dictum de omni et nullo. Was von allen A gilt, gilt von jedem A. 2. Fuͤr die zweyte Figur. Dictum de diuerſo. Dinge die verſchieden ſind, kommen ein- ander nicht zu. 3. Fuͤr die dritte Figur. Dictum de Exemplo. Wenn man Dinge A findet, die B ſind, ſo giebt es A die B ſind. 4. Fuͤr die vierte Figur. Dictum de recipro- co I. Wenn kein M, B iſt; ſo iſt auch kein B dieſes oder jenes M. II. Wenn C die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/164
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/164>, abgerufen am 29.03.2024.