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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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IV. Hauptstück,
7. Etliche A sind B; folglich giebt es B.
8. A ist B; folglich kann es nicht nicht B seyn.
§. 260.

Solche und mehrere dergleichen Schlußfolgen,
die die Natur der Sätze von selbsten anbeut, gebraucht
man mehrentheils zu gewissen Absichten, z. E. die
fünfte, wenn man die Dinge, die B sind, aufzusu-
chen hat, die sechste und siebende zur Versicherung,
zur Widerlegung etc. Mehrentheils giebt man auch
durch unmittelbare Folgen einem Satze diejenige Ge-
stalt, die sich zu dem Vortrage besser schickt, es sey,
daß man ihn durch gleichgültige Worte ausdrückt,
oder umschreibt, oder in die Kürze zieht etc. Z. E.
Man sagt etwann: Weil A, B ist, so kömmt B
dem A zu, und A gehört unter die Klasse der
Dinge, die
B sind. Daher haben wir nur zu
untersuchen, was sich von der Klasse
B sagen
läßt, alles dieses wird sich sodann auf
A bezie-
hen und anwenden lassen
etc. Dieses sind lauter
unmittelbare Folgen, und dergleichen giebt es in je-
dem Vortrage unzählige. Sie werden wegen des
Zusammenhanges mehrentheils mit einander durch-
flochten,
wie in dem erst angeführten Beyspiele,
welches wir, um den Unterschied anzuzeigen, auflö-
sen
wollen. Es begreift folgende Schlußfolgen:

1. A ist B; folglich kömmt B dem A zu.
2. A ist B; folglich gehört A unter die Din-
ge
B.
3. A ist B: Was sich von B sagen läßt, läßt
sich von
A sagen.

Da aber dieser Vortrag trocken und ohne allen Zu-
sammenhang ist; so sieht man leicht, daß er nur dient,
sich die Richtigkeit jeder einzelnen Folge vorzustellen.

§. 261.
IV. Hauptſtuͤck,
7. Etliche A ſind B; folglich giebt es B.
8. A iſt B; folglich kann es nicht nicht B ſeyn.
§. 260.

Solche und mehrere dergleichen Schlußfolgen,
die die Natur der Saͤtze von ſelbſten anbeut, gebraucht
man mehrentheils zu gewiſſen Abſichten, z. E. die
fuͤnfte, wenn man die Dinge, die B ſind, aufzuſu-
chen hat, die ſechſte und ſiebende zur Verſicherung,
zur Widerlegung ꝛc. Mehrentheils giebt man auch
durch unmittelbare Folgen einem Satze diejenige Ge-
ſtalt, die ſich zu dem Vortrage beſſer ſchickt, es ſey,
daß man ihn durch gleichguͤltige Worte ausdruͤckt,
oder umſchreibt, oder in die Kuͤrze zieht ꝛc. Z. E.
Man ſagt etwann: Weil A, B iſt, ſo koͤmmt B
dem A zu, und A gehoͤrt unter die Klaſſe der
Dinge, die
B ſind. Daher haben wir nur zu
unterſuchen, was ſich von der Klaſſe
B ſagen
laͤßt, alles dieſes wird ſich ſodann auf
A bezie-
hen und anwenden laſſen
ꝛc. Dieſes ſind lauter
unmittelbare Folgen, und dergleichen giebt es in je-
dem Vortrage unzaͤhlige. Sie werden wegen des
Zuſammenhanges mehrentheils mit einander durch-
flochten,
wie in dem erſt angefuͤhrten Beyſpiele,
welches wir, um den Unterſchied anzuzeigen, aufloͤ-
ſen
wollen. Es begreift folgende Schlußfolgen:

1. A iſt B; folglich koͤmmt B dem A zu.
2. A iſt B; folglich gehoͤrt A unter die Din-
ge
B.
3. A iſt B: Was ſich von B ſagen laͤßt, laͤßt
ſich von
A ſagen.

Da aber dieſer Vortrag trocken und ohne allen Zu-
ſammenhang iſt; ſo ſieht man leicht, daß er nur dient,
ſich die Richtigkeit jeder einzelnen Folge vorzuſtellen.

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[162/0184] IV. Hauptſtuͤck, 7. Etliche A ſind B; folglich giebt es B. 8. A iſt B; folglich kann es nicht nicht B ſeyn. §. 260. Solche und mehrere dergleichen Schlußfolgen, die die Natur der Saͤtze von ſelbſten anbeut, gebraucht man mehrentheils zu gewiſſen Abſichten, z. E. die fuͤnfte, wenn man die Dinge, die B ſind, aufzuſu- chen hat, die ſechſte und ſiebende zur Verſicherung, zur Widerlegung ꝛc. Mehrentheils giebt man auch durch unmittelbare Folgen einem Satze diejenige Ge- ſtalt, die ſich zu dem Vortrage beſſer ſchickt, es ſey, daß man ihn durch gleichguͤltige Worte ausdruͤckt, oder umſchreibt, oder in die Kuͤrze zieht ꝛc. Z. E. Man ſagt etwann: Weil A, B iſt, ſo koͤmmt B dem A zu, und A gehoͤrt unter die Klaſſe der Dinge, die B ſind. Daher haben wir nur zu unterſuchen, was ſich von der Klaſſe B ſagen laͤßt, alles dieſes wird ſich ſodann auf A bezie- hen und anwenden laſſen ꝛc. Dieſes ſind lauter unmittelbare Folgen, und dergleichen giebt es in je- dem Vortrage unzaͤhlige. Sie werden wegen des Zuſammenhanges mehrentheils mit einander durch- flochten, wie in dem erſt angefuͤhrten Beyſpiele, welches wir, um den Unterſchied anzuzeigen, aufloͤ- ſen wollen. Es begreift folgende Schlußfolgen: 1. A iſt B; folglich koͤmmt B dem A zu. 2. A iſt B; folglich gehoͤrt A unter die Din- ge B. 3. A iſt B: Was ſich von B ſagen laͤßt, laͤßt ſich von A ſagen. Da aber dieſer Vortrag trocken und ohne allen Zu- ſammenhang iſt; ſo ſieht man leicht, daß er nur dient, ſich die Richtigkeit jeder einzelnen Folge vorzuſtellen. §. 261.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/184>, abgerufen am 28.03.2024.