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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Beweisen.
2. Daß man auch unter diesen diejenigen weglas-
sen müsse, die nicht eigene Merkmaale von
B sind.

Denn macht man nicht nur A, sondern auch B zum
Subjecte, so muß der Obersatz identisch seyn,
weil in demselben B eigentlich ein Prädicat ist.

§. 411.

Hieraus folgt, daß man am leichtesten damit an-
fängt, die eigenen Merkmaale des B aufzusuchen, das
will sagen, identische Sätze zu finden, deren Sub-
ject B ist. Denn hat man solche, so ist der Unter-
satz: A ist M, unmittelbar und an sich schon gefun-
den.

§. 412.

Hiebey sind nun nicht alle Arten identischer Sä-
tze von gleichem Nutzen und Gebrauche.

1. Die bloße Synonymie und grammatische Ab-
änderung gleichgültiger Wörter (§. 139.) macht in
der Sache keinen Unterschied. So z. E. wenn man
den Satz: Der Magnet zieht Eisen an, durch
die Schlußrede:
Was eine Kraft hat Eisen anzuziehen, kann
Eisen anziehen;
Der Magnet hat eine Kraft Eisen anzuziehen;
Folglich der Magnet kann Eisen anziehen.
auf seine Gründe bringen wollte; so wäre der
Obersatz zwar identisch und richtig, aber weiter
nichts als eine Synonymie, weil die Redensar-
ten können, und eine Kraft haben, schon
in der Sprache so viel als gleichgültig sind.
2. Ungeachtet man aber durch solche Abänderungen
der Ausdrücke in der Kenntniß der Sache selbst
nicht unmittelbar weiter kömmt; so sind sie
dennoch nicht immer ganz zu verwerfen, weil
öfters
von den Beweiſen.
2. Daß man auch unter dieſen diejenigen weglaſ-
ſen muͤſſe, die nicht eigene Merkmaale von
B ſind.

Denn macht man nicht nur A, ſondern auch B zum
Subjecte, ſo muß der Oberſatz identiſch ſeyn,
weil in demſelben B eigentlich ein Praͤdicat iſt.

§. 411.

Hieraus folgt, daß man am leichteſten damit an-
faͤngt, die eigenen Merkmaale des B aufzuſuchen, das
will ſagen, identiſche Saͤtze zu finden, deren Sub-
ject B iſt. Denn hat man ſolche, ſo iſt der Unter-
ſatz: A iſt M, unmittelbar und an ſich ſchon gefun-
den.

§. 412.

Hiebey ſind nun nicht alle Arten identiſcher Saͤ-
tze von gleichem Nutzen und Gebrauche.

1. Die bloße Synonymie und grammatiſche Ab-
aͤnderung gleichguͤltiger Woͤrter (§. 139.) macht in
der Sache keinen Unterſchied. So z. E. wenn man
den Satz: Der Magnet zieht Eiſen an, durch
die Schlußrede:
Was eine Kraft hat Eiſen anzuziehen, kann
Eiſen anziehen;
Der Magnet hat eine Kraft Eiſen anzuziehen;
Folglich der Magnet kann Eiſen anziehen.
auf ſeine Gruͤnde bringen wollte; ſo waͤre der
Oberſatz zwar identiſch und richtig, aber weiter
nichts als eine Synonymie, weil die Redensar-
ten koͤnnen, und eine Kraft haben, ſchon
in der Sprache ſo viel als gleichguͤltig ſind.
2. Ungeachtet man aber durch ſolche Abaͤnderungen
der Ausdruͤcke in der Kenntniß der Sache ſelbſt
nicht unmittelbar weiter koͤmmt; ſo ſind ſie
dennoch nicht immer ganz zu verwerfen, weil
oͤfters
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[269/0291] von den Beweiſen. 2. Daß man auch unter dieſen diejenigen weglaſ- ſen muͤſſe, die nicht eigene Merkmaale von B ſind. Denn macht man nicht nur A, ſondern auch B zum Subjecte, ſo muß der Oberſatz identiſch ſeyn, weil in demſelben B eigentlich ein Praͤdicat iſt. §. 411. Hieraus folgt, daß man am leichteſten damit an- faͤngt, die eigenen Merkmaale des B aufzuſuchen, das will ſagen, identiſche Saͤtze zu finden, deren Sub- ject B iſt. Denn hat man ſolche, ſo iſt der Unter- ſatz: A iſt M, unmittelbar und an ſich ſchon gefun- den. §. 412. Hiebey ſind nun nicht alle Arten identiſcher Saͤ- tze von gleichem Nutzen und Gebrauche. 1. Die bloße Synonymie und grammatiſche Ab- aͤnderung gleichguͤltiger Woͤrter (§. 139.) macht in der Sache keinen Unterſchied. So z. E. wenn man den Satz: Der Magnet zieht Eiſen an, durch die Schlußrede: Was eine Kraft hat Eiſen anzuziehen, kann Eiſen anziehen; Der Magnet hat eine Kraft Eiſen anzuziehen; Folglich der Magnet kann Eiſen anziehen. auf ſeine Gruͤnde bringen wollte; ſo waͤre der Oberſatz zwar identiſch und richtig, aber weiter nichts als eine Synonymie, weil die Redensar- ten koͤnnen, und eine Kraft haben, ſchon in der Sprache ſo viel als gleichguͤltig ſind. 2. Ungeachtet man aber durch ſolche Abaͤnderungen der Ausdruͤcke in der Kenntniß der Sache ſelbſt nicht unmittelbar weiter koͤmmt; ſo ſind ſie dennoch nicht immer ganz zu verwerfen, weil oͤfters

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/291>, abgerufen am 28.03.2024.