immer von dem Prädicat und Subjecte zugleich weg- lassen oder aus dem Satze:
Alle mA sind mB
den allgemeinern Satz:
Alle A sind B
herausziehen können, ohne die Zuläßigkeit vorher aus andern Gründen erwiesen zu haben.
§. 506.
Es haben ferner auch nicht alle Sätze, wobey diese Abstraction angeht, eine so entwickelte Form, daß die Bestimmung m im Subject und im Prädicat mit einem und eben dem Worte wirklich angezeigt wäre, sondern sie liegt zuweilen in dem Begriffe A, oder B oder in beyden, so daß man sie durch eine Defi- nition oder durch Zuziehung andrer Sätze erst heraus- bringen muß. Hierauf beruht der Kunstgriff: all- gemeine Sätze aus specialern oder auch nur aus einzelnen Beyspielen zu abstrahiren. So z. E. wird der Lehrsatz des §. 481. aus dem dabey angeführ- ten Beyspiele folgender Maaßen abstrahirt.
Wenn zween Winkel eines geradlinichten Triangels bestimmt sind, so ist auch der dritte bestimmt.
Nimmt man nun, daß die Winkel die Lage der gera- den Linien gegen einander bestimmen; so verwandelt sich dieser Satz in folgenden:
Wenn die Lage zwoer geraden Linien ge- gen eine dritte bestimmt ist: so ist auch die Lage der beyden erstern gegen ein- ander bestimmt.
Nimmt man ferner, daß der Begriff der Lage ein bloßer Verhältnißbegriff ist; so wird der Satz noch allgemeiner folgender Maaßen vorgestellt werden können:
Wenn
Lamb. Org. I. Band. X
von den Aufgaben.
immer von dem Praͤdicat und Subjecte zugleich weg- laſſen oder aus dem Satze:
Alle mA ſind mB
den allgemeinern Satz:
Alle A ſind B
herausziehen koͤnnen, ohne die Zulaͤßigkeit vorher aus andern Gruͤnden erwieſen zu haben.
§. 506.
Es haben ferner auch nicht alle Saͤtze, wobey dieſe Abſtraction angeht, eine ſo entwickelte Form, daß die Beſtimmung m im Subject und im Praͤdicat mit einem und eben dem Worte wirklich angezeigt waͤre, ſondern ſie liegt zuweilen in dem Begriffe A, oder B oder in beyden, ſo daß man ſie durch eine Defi- nition oder durch Zuziehung andrer Saͤtze erſt heraus- bringen muß. Hierauf beruht der Kunſtgriff: all- gemeine Saͤtze aus ſpecialern oder auch nur aus einzelnen Beyſpielen zu abſtrahiren. So z. E. wird der Lehrſatz des §. 481. aus dem dabey angefuͤhr- ten Beyſpiele folgender Maaßen abſtrahirt.
Wenn zween Winkel eines geradlinichten Triangels beſtimmt ſind, ſo iſt auch der dritte beſtimmt.
Nimmt man nun, daß die Winkel die Lage der gera- den Linien gegen einander beſtimmen; ſo verwandelt ſich dieſer Satz in folgenden:
Wenn die Lage zwoer geraden Linien ge- gen eine dritte beſtimmt iſt: ſo iſt auch die Lage der beyden erſtern gegen ein- ander beſtimmt.
Nimmt man ferner, daß der Begriff der Lage ein bloßer Verhaͤltnißbegriff iſt; ſo wird der Satz noch allgemeiner folgender Maaßen vorgeſtellt werden koͤnnen:
Wenn
Lamb. Org. I. Band. X
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von den Aufgaben.
immer von dem Praͤdicat und Subjecte zugleich weg-
laſſen oder aus dem Satze:
Alle mA ſind mB
den allgemeinern Satz:
Alle A ſind B
herausziehen koͤnnen, ohne die Zulaͤßigkeit vorher aus
andern Gruͤnden erwieſen zu haben.
§. 506.
Es haben ferner auch nicht alle Saͤtze, wobey
dieſe Abſtraction angeht, eine ſo entwickelte Form,
daß die Beſtimmung m im Subject und im Praͤdicat
mit einem und eben dem Worte wirklich angezeigt
waͤre, ſondern ſie liegt zuweilen in dem Begriffe A,
oder B oder in beyden, ſo daß man ſie durch eine Defi-
nition oder durch Zuziehung andrer Saͤtze erſt heraus-
bringen muß. Hierauf beruht der Kunſtgriff: all-
gemeine Saͤtze aus ſpecialern oder auch nur aus
einzelnen Beyſpielen zu abſtrahiren. So z. E.
wird der Lehrſatz des §. 481. aus dem dabey angefuͤhr-
ten Beyſpiele folgender Maaßen abſtrahirt.
Wenn zween Winkel eines geradlinichten
Triangels beſtimmt ſind, ſo iſt auch der
dritte beſtimmt.
Nimmt man nun, daß die Winkel die Lage der gera-
den Linien gegen einander beſtimmen; ſo verwandelt
ſich dieſer Satz in folgenden:
Wenn die Lage zwoer geraden Linien ge-
gen eine dritte beſtimmt iſt: ſo iſt auch
die Lage der beyden erſtern gegen ein-
ander beſtimmt.
Nimmt man ferner, daß der Begriff der Lage ein
bloßer Verhaͤltnißbegriff iſt; ſo wird der Satz noch
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/343>, abgerufen am 29.03.2024.
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