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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von der wissenschaftlichen Erkenntniß.
finiti noch mehr entwickeln will. Denn es ist klar,
daß man dadurch mehrere Vordersätze zu Schlußreden
erhält. Da aber diese Merkmaale gemeinsum sind,
folglich außer dem Definito noch mehrern Dingen zu-
kommen, so ist klar, daß diese Sätze nicht identisch
sind, und sich folglich auch nicht allgemein umkehren
lassen. Hingegen sind die Begriffe dieser andern Din-
ge mit dem Begriff des Definiti mehr oder minder
verwandt. Daher läßt sich hiebey das anwenden,
was wir vorhin (§. 630. feqq.) angemerkt haben.
Daß man ferner aus allen diesen Sätzen unmittelba-
re Folgen (§. 255. feqq.) ziehen könne, ist unnöthig
hier nochmals anzuzeigen.

§. 670.

Jst der vorgenommene Begriff an sich schon ein
Lehrbegriff, so hat man nicht nur seine Merkmaale,
sondern auch bereits schon den Beweis seiner Mög-
lichkeit. (§. 652.) Und daher auch von den bisher
angezeigten Sätzen (§. 667. feqq.) schon bereits meh-
rere voraus. Denn um zu beweisen, daß sich seine
Merkmaale zusammensetzen lassen, muß man diesel-
ben allerdings schon voraus wissen und in der Theorie
vorgenommen haben. Jndessen ist dieses doch nicht
immer nothwendig, weil ein solcher Beweis öfters
weiter nichts als die bloße Möglichkeit des Begriffes
oder der Sache angiebt, wie dieses nach der (§. 78.) an-
gezeigten Methode geschieht, und wie es auch statt findet,
wenn man die Möglichkeit oder den Begriff einer
Aufgabe nur durch die Anwendung der allgemeinen
Formeln von Aufgaben (§. 161.) herausbringt. Jn
diesen Fällen muß allerdings der Begriff besser entwi-
ckelt, und die etwann noch confuse Vorstellung dessel-
ben auseinandergelesen werden. (§. 617--632. 649.
652.) Es kommen aber dabey gewöhnlich ebenfalls

solche

von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß.
finiti noch mehr entwickeln will. Denn es iſt klar,
daß man dadurch mehrere Vorderſaͤtze zu Schlußreden
erhaͤlt. Da aber dieſe Merkmaale gemeinſum ſind,
folglich außer dem Definito noch mehrern Dingen zu-
kommen, ſo iſt klar, daß dieſe Saͤtze nicht identiſch
ſind, und ſich folglich auch nicht allgemein umkehren
laſſen. Hingegen ſind die Begriffe dieſer andern Din-
ge mit dem Begriff des Definiti mehr oder minder
verwandt. Daher laͤßt ſich hiebey das anwenden,
was wir vorhin (§. 630. feqq.) angemerkt haben.
Daß man ferner aus allen dieſen Saͤtzen unmittelba-
re Folgen (§. 255. feqq.) ziehen koͤnne, iſt unnoͤthig
hier nochmals anzuzeigen.

§. 670.

Jſt der vorgenommene Begriff an ſich ſchon ein
Lehrbegriff, ſo hat man nicht nur ſeine Merkmaale,
ſondern auch bereits ſchon den Beweis ſeiner Moͤg-
lichkeit. (§. 652.) Und daher auch von den bisher
angezeigten Saͤtzen (§. 667. feqq.) ſchon bereits meh-
rere voraus. Denn um zu beweiſen, daß ſich ſeine
Merkmaale zuſammenſetzen laſſen, muß man dieſel-
ben allerdings ſchon voraus wiſſen und in der Theorie
vorgenommen haben. Jndeſſen iſt dieſes doch nicht
immer nothwendig, weil ein ſolcher Beweis oͤfters
weiter nichts als die bloße Moͤglichkeit des Begriffes
oder der Sache angiebt, wie dieſes nach der (§. 78.) an-
gezeigten Methode geſchieht, und wie es auch ſtatt findet,
wenn man die Moͤglichkeit oder den Begriff einer
Aufgabe nur durch die Anwendung der allgemeinen
Formeln von Aufgaben (§. 161.) herausbringt. Jn
dieſen Faͤllen muß allerdings der Begriff beſſer entwi-
ckelt, und die etwann noch confuſe Vorſtellung deſſel-
ben auseinandergeleſen werden. (§. 617—632. 649.
652.) Es kommen aber dabey gewoͤhnlich ebenfalls

ſolche
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[429/0451] von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß. finiti noch mehr entwickeln will. Denn es iſt klar, daß man dadurch mehrere Vorderſaͤtze zu Schlußreden erhaͤlt. Da aber dieſe Merkmaale gemeinſum ſind, folglich außer dem Definito noch mehrern Dingen zu- kommen, ſo iſt klar, daß dieſe Saͤtze nicht identiſch ſind, und ſich folglich auch nicht allgemein umkehren laſſen. Hingegen ſind die Begriffe dieſer andern Din- ge mit dem Begriff des Definiti mehr oder minder verwandt. Daher laͤßt ſich hiebey das anwenden, was wir vorhin (§. 630. feqq.) angemerkt haben. Daß man ferner aus allen dieſen Saͤtzen unmittelba- re Folgen (§. 255. feqq.) ziehen koͤnne, iſt unnoͤthig hier nochmals anzuzeigen. §. 670. Jſt der vorgenommene Begriff an ſich ſchon ein Lehrbegriff, ſo hat man nicht nur ſeine Merkmaale, ſondern auch bereits ſchon den Beweis ſeiner Moͤg- lichkeit. (§. 652.) Und daher auch von den bisher angezeigten Saͤtzen (§. 667. feqq.) ſchon bereits meh- rere voraus. Denn um zu beweiſen, daß ſich ſeine Merkmaale zuſammenſetzen laſſen, muß man dieſel- ben allerdings ſchon voraus wiſſen und in der Theorie vorgenommen haben. Jndeſſen iſt dieſes doch nicht immer nothwendig, weil ein ſolcher Beweis oͤfters weiter nichts als die bloße Moͤglichkeit des Begriffes oder der Sache angiebt, wie dieſes nach der (§. 78.) an- gezeigten Methode geſchieht, und wie es auch ſtatt findet, wenn man die Moͤglichkeit oder den Begriff einer Aufgabe nur durch die Anwendung der allgemeinen Formeln von Aufgaben (§. 161.) herausbringt. Jn dieſen Faͤllen muß allerdings der Begriff beſſer entwi- ckelt, und die etwann noch confuſe Vorſtellung deſſel- ben auseinandergeleſen werden. (§. 617—632. 649. 652.) Es kommen aber dabey gewoͤhnlich ebenfalls ſolche

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/451>, abgerufen am 28.03.2024.