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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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aufmerksam machte. Ein Mainzer Patent um
freywillige Kriegsbeysteuer, hatte nämlich ange-
geben, wie wenn die Staatskassen durch die Ver-
pflegung der Mainzer Geißeln in Frankreich wä-
ren erschöpft worden, Lever nannte dieß eine
grobe Betise auf die französische Nation, und eine
enorme Lüge -- weil die Mainzer Staatskassen
schon vorher nichts mehr gehabt hätten. Man
wüßte ja, was für enormen Prunk der Hr. Kur-
fürst, auf Kosten seiner armen Unterthanen, allein
bey der Krönung Kaiser Leopolds gemacht hät-
te, der übrigen nicht zu gedenken.

Dreyzehntes Kapitel.

Landau durch die Franzosen entsezt.



General Laubadere hatte, durch einen Spion
von der Rheinarmee, Nachricht erhalten, daß man
alle Kräfte aufbiete, die Weißenburger Linien zu
durchbrechen, um Landau zu deblokiren; und die
bey der Armee befindlichen Repräsentanten hatten
ihm befehlen lassen, täglich früh um 6 Uhr eine
Anzahl 24 Pfünder abzufeuern, zum Signal, daß
die Festung noch außer der Gefahr sey, sich der
Gewalt zu ergeben. Diese Orde[r] wurde auch täg-

aufmerkſam machte. Ein Mainzer Patent um
freywillige Kriegsbeyſteuer, hatte naͤmlich ange-
geben, wie wenn die Staatskaſſen durch die Ver-
pflegung der Mainzer Geißeln in Frankreich waͤ-
ren erſchoͤpft worden, Lever nannte dieß eine
grobe Betiſe auf die franzoͤſiſche Nation, und eine
enorme Luͤge — weil die Mainzer Staatskaſſen
ſchon vorher nichts mehr gehabt haͤtten. Man
wuͤßte ja, was fuͤr enormen Prunk der Hr. Kur-
fuͤrſt, auf Koſten ſeiner armen Unterthanen, allein
bey der Kroͤnung Kaiſer Leopolds gemacht haͤt-
te, der uͤbrigen nicht zu gedenken.

Dreyzehntes Kapitel.

Landau durch die Franzoſen entſezt.



General Laubadere hatte, durch einen Spion
von der Rheinarmee, Nachricht erhalten, daß man
alle Kraͤfte aufbiete, die Weißenburger Linien zu
durchbrechen, um Landau zu deblokiren; und die
bey der Armee befindlichen Repraͤſentanten hatten
ihm befehlen laſſen, taͤglich fruͤh um 6 Uhr eine
Anzahl 24 Pfuͤnder abzufeuern, zum Signal, daß
die Feſtung noch außer der Gefahr ſey, ſich der
Gewalt zu ergeben. Dieſe Orde[r] wurde auch taͤg-

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[172/0176] aufmerkſam machte. Ein Mainzer Patent um freywillige Kriegsbeyſteuer, hatte naͤmlich ange- geben, wie wenn die Staatskaſſen durch die Ver- pflegung der Mainzer Geißeln in Frankreich waͤ- ren erſchoͤpft worden, Lever nannte dieß eine grobe Betiſe auf die franzoͤſiſche Nation, und eine enorme Luͤge — weil die Mainzer Staatskaſſen ſchon vorher nichts mehr gehabt haͤtten. Man wuͤßte ja, was fuͤr enormen Prunk der Hr. Kur- fuͤrſt, auf Koſten ſeiner armen Unterthanen, allein bey der Kroͤnung Kaiſer Leopolds gemacht haͤt- te, der uͤbrigen nicht zu gedenken. Dreyzehntes Kapitel. Landau durch die Franzoſen entſezt. General Laubadere hatte, durch einen Spion von der Rheinarmee, Nachricht erhalten, daß man alle Kraͤfte aufbiete, die Weißenburger Linien zu durchbrechen, um Landau zu deblokiren; und die bey der Armee befindlichen Repraͤſentanten hatten ihm befehlen laſſen, taͤglich fruͤh um 6 Uhr eine Anzahl 24 Pfuͤnder abzufeuern, zum Signal, daß die Feſtung noch außer der Gefahr ſey, ſich der Gewalt zu ergeben. Dieſe Order wurde auch taͤg-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/176>, abgerufen am 16.04.2024.