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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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ten, daß, wer dieses thut, sich gewiß als ein De-
serteur, das heißt, als ein verdorbner Mensch, in
Frankreich betragen hat, der nur die physische Mo-
ral des Stockes und nicht die der Gesetze zu achten
gelernt hatte.

Vier und dreißigstes Kapitel.

Meine Beschäftigung in Dijon. Rechtspflege in Frankreich.



Ich konnte es unter der infamen Bande der De-
serteurs nicht lange aushalten, und suchte mir da-
her ein Quartier in der Stadt, wo ich zwar täg-
lich 4 Sous für Kammer und Bette zahlen mußte,
aber nun auch bequem und artig wohnte. Es war
bey einem gewesenen Bedienten des Exprinzen von
Conde, der mir manche Anekdote von seinem ehe-
maligen Herrn mittheilte, welche ich zu seiner
Zeit in den Abentheuern des Marki von Vilencon
erzählen werde. Er hatte mit ihm auswandern
sollen, aber er hatte lieber in seinem Vaterlande blei-
ben wollen, als in andern Ländern den Vagabun-
den machen; und daran that er recht.

Der Kommendant Belin konnte mich, wie
ich öfters merkte, gut leiden: er war seines Ge-
werbes ein Eisenhändler, und ein Mann von eini-

ten, daß, wer dieſes thut, ſich gewiß als ein De-
ſerteur, das heißt, als ein verdorbner Menſch, in
Frankreich betragen hat, der nur die phyſiſche Mo-
ral des Stockes und nicht die der Geſetze zu achten
gelernt hatte.

Vier und dreißigſtes Kapitel.

Meine Beſchaͤftigung in Dijon. Rechtspflege in Frankreich.



Ich konnte es unter der infamen Bande der De-
ſerteurs nicht lange aushalten, und ſuchte mir da-
her ein Quartier in der Stadt, wo ich zwar taͤg-
lich 4 Sous fuͤr Kammer und Bette zahlen mußte,
aber nun auch bequem und artig wohnte. Es war
bey einem geweſenen Bedienten des Exprinzen von
Condé, der mir manche Anekdote von ſeinem ehe-
maligen Herrn mittheilte, welche ich zu ſeiner
Zeit in den Abentheuern des Marki von Vilencon
erzaͤhlen werde. Er hatte mit ihm auswandern
ſollen, aber er hatte lieber in ſeinem Vaterlande blei-
ben wollen, als in andern Laͤndern den Vagabun-
den machen; und daran that er recht.

Der Kommendant Belin konnte mich, wie
ich oͤfters merkte, gut leiden: er war ſeines Ge-
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[478/0482] ten, daß, wer dieſes thut, ſich gewiß als ein De- ſerteur, das heißt, als ein verdorbner Menſch, in Frankreich betragen hat, der nur die phyſiſche Mo- ral des Stockes und nicht die der Geſetze zu achten gelernt hatte. Vier und dreißigſtes Kapitel. Meine Beſchaͤftigung in Dijon. Rechtspflege in Frankreich. Ich konnte es unter der infamen Bande der De- ſerteurs nicht lange aushalten, und ſuchte mir da- her ein Quartier in der Stadt, wo ich zwar taͤg- lich 4 Sous fuͤr Kammer und Bette zahlen mußte, aber nun auch bequem und artig wohnte. Es war bey einem geweſenen Bedienten des Exprinzen von Condé, der mir manche Anekdote von ſeinem ehe- maligen Herrn mittheilte, welche ich zu ſeiner Zeit in den Abentheuern des Marki von Vilencon erzaͤhlen werde. Er hatte mit ihm auswandern ſollen, aber er hatte lieber in ſeinem Vaterlande blei- ben wollen, als in andern Laͤndern den Vagabun- den machen; und daran that er recht. Der Kommendant Belin konnte mich, wie ich oͤfters merkte, gut leiden: er war ſeines Ge- werbes ein Eiſenhaͤndler, und ein Mann von eini-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/482>, abgerufen am 28.03.2024.