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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Alexandria.

Der mächtige Nil, "der Vater des Segens" (Abu el Baraka),
theilt nächst Kairo sein Gewässer in sieben Hauptarme, welche
strahlenförmig nordwärts ziehend, längs einer Deltabasis von 250 km
Länge das Mittelmeer erreichen. Die Endpunkte des Deltas sind im
Westen Alexandria, im Osten Port Said (vor Ausbau des Suez-Canals
reichte das Delta bis Pelusium).

Die Küstenstrecke des Deltas hat eine nahezu kreisförmige
Krümmung, aus welcher nur die Mündungen von Damietta und Rosetta,
dann das Promontorium von Abukir zungenartig heraustreten.

Die Küste ist hier flach und von See aus erst auf geringe Ent-
fernung wahrnehmbar, doch erleichtern hohe Leuchthürme die Orien-
tirung. Hinter den Nehrungen der Küste dehnen sich haffartige Seen
und Lagunen von Brakwasser aus, deren westlichster, der Mareotis-
oder Mariut-See, bis 15 km westlich von Alexandria reicht.

Die ehrwürdige Residenzstadt der Kleopatra liegt jedoch auf
keiner angeschwemmten Nehrung, sondern auf felsigem Boden, da
von der libyschen Küste aus eine flache Terrainwelle gegen
Abukir streicht, und diesem Theil der Deltaküste einen besonderen
Charakter aufprägt, der nur dort, wo durch Bewässerung und fleissige
Arbeit Culturen gewonnen wurden, freundlich, ja lieblich erscheint,
sonst aber das Gepräge der öden Wüste, über die der Sandsturm
braust, aufweist. So trägt die nächste Umgebung von Alexandria
ein Doppelbild, den Contrast zwischen Oase und Wüste, zur Schau
und schliesst sich so recht der Eigenthümlichkeit Egyptens an, in
dessen Landschaftsbildern scharfe Gegensätze, wie Leben und Tod,
hart aneinanderstossen.

Die Beschaffenheit des Hafens von Alexandria ist aus unserem
Plane zu ersehen. Der eigentliche Hafen liegt, durch den langen, in
einer gebrochenen Linie geführten Wellenbrecher geschützt, im Westen

Alexandria.

Der mächtige Nil, „der Vater des Segens“ (Abu el Baraka),
theilt nächst Kairo sein Gewässer in sieben Hauptarme, welche
strahlenförmig nordwärts ziehend, längs einer Deltabasis von 250 km
Länge das Mittelmeer erreichen. Die Endpunkte des Deltas sind im
Westen Alexandria, im Osten Port Saïd (vor Ausbau des Suez-Canals
reichte das Delta bis Pelusium).

Die Küstenstrecke des Deltas hat eine nahezu kreisförmige
Krümmung, aus welcher nur die Mündungen von Damietta und Rosetta,
dann das Promontorium von Abukir zungenartig heraustreten.

Die Küste ist hier flach und von See aus erst auf geringe Ent-
fernung wahrnehmbar, doch erleichtern hohe Leuchthürme die Orien-
tirung. Hinter den Nehrungen der Küste dehnen sich haffartige Seen
und Lagunen von Brakwasser aus, deren westlichster, der Mareotis-
oder Mariut-See, bis 15 km westlich von Alexandria reicht.

Die ehrwürdige Residenzstadt der Kleopatra liegt jedoch auf
keiner angeschwemmten Nehrung, sondern auf felsigem Boden, da
von der libyschen Küste aus eine flache Terrainwelle gegen
Abukir streicht, und diesem Theil der Deltaküste einen besonderen
Charakter aufprägt, der nur dort, wo durch Bewässerung und fleissige
Arbeit Culturen gewonnen wurden, freundlich, ja lieblich erscheint,
sonst aber das Gepräge der öden Wüste, über die der Sandsturm
braust, aufweist. So trägt die nächste Umgebung von Alexandria
ein Doppelbild, den Contrast zwischen Oase und Wüste, zur Schau
und schliesst sich so recht der Eigenthümlichkeit Egyptens an, in
dessen Landschaftsbildern scharfe Gegensätze, wie Leben und Tod,
hart aneinanderstossen.

Die Beschaffenheit des Hafens von Alexandria ist aus unserem
Plane zu ersehen. Der eigentliche Hafen liegt, durch den langen, in
einer gebrochenen Linie geführten Wellenbrecher geschützt, im Westen

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[[276]/0296] Alexandria. Der mächtige Nil, „der Vater des Segens“ (Abu el Baraka), theilt nächst Kairo sein Gewässer in sieben Hauptarme, welche strahlenförmig nordwärts ziehend, längs einer Deltabasis von 250 km Länge das Mittelmeer erreichen. Die Endpunkte des Deltas sind im Westen Alexandria, im Osten Port Saïd (vor Ausbau des Suez-Canals reichte das Delta bis Pelusium). Die Küstenstrecke des Deltas hat eine nahezu kreisförmige Krümmung, aus welcher nur die Mündungen von Damietta und Rosetta, dann das Promontorium von Abukir zungenartig heraustreten. Die Küste ist hier flach und von See aus erst auf geringe Ent- fernung wahrnehmbar, doch erleichtern hohe Leuchthürme die Orien- tirung. Hinter den Nehrungen der Küste dehnen sich haffartige Seen und Lagunen von Brakwasser aus, deren westlichster, der Mareotis- oder Mariut-See, bis 15 km westlich von Alexandria reicht. Die ehrwürdige Residenzstadt der Kleopatra liegt jedoch auf keiner angeschwemmten Nehrung, sondern auf felsigem Boden, da von der libyschen Küste aus eine flache Terrainwelle gegen Abukir streicht, und diesem Theil der Deltaküste einen besonderen Charakter aufprägt, der nur dort, wo durch Bewässerung und fleissige Arbeit Culturen gewonnen wurden, freundlich, ja lieblich erscheint, sonst aber das Gepräge der öden Wüste, über die der Sandsturm braust, aufweist. So trägt die nächste Umgebung von Alexandria ein Doppelbild, den Contrast zwischen Oase und Wüste, zur Schau und schliesst sich so recht der Eigenthümlichkeit Egyptens an, in dessen Landschaftsbildern scharfe Gegensätze, wie Leben und Tod, hart aneinanderstossen. Die Beschaffenheit des Hafens von Alexandria ist aus unserem Plane zu ersehen. Der eigentliche Hafen liegt, durch den langen, in einer gebrochenen Linie geführten Wellenbrecher geschützt, im Westen

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/296>, abgerufen am 19.04.2024.