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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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IX.
Die Sehnsucht.

Haben wir auch schön geträumet
Von des Glückes Zauberlanden,
Wo sich ew'ge Freudenkränze
Um die trunknen Schläfe wanden,
Und wir wachen auf am Morgen,
Kehren zu des Lebens Mühen
Ohne Klagen wir zurücke;
Träume müssen ja verblühen.
Also waltet in dem Gasthof
Klara nach der alten Weise,
Nur ein seliges Erinnern
An den Traum umschwebt sie leise.
Mit gewohnter holder Miene
Grüßet sie die frohen Zecher;
Doch am freundlichsten vor allen,
Füllet Einem sie den Becher.
IX.
Die Sehnsucht.

Haben wir auch ſchoͤn getraͤumet
Von des Gluͤckes Zauberlanden,
Wo ſich ew'ge Freudenkraͤnze
Um die trunknen Schlaͤfe wanden,
Und wir wachen auf am Morgen,
Kehren zu des Lebens Muͤhen
Ohne Klagen wir zuruͤcke;
Traͤume muͤſſen ja verbluͤhen.
Alſo waltet in dem Gaſthof
Klara nach der alten Weiſe,
Nur ein ſeliges Erinnern
An den Traum umſchwebt ſie leiſe.
Mit gewohnter holder Miene
Gruͤßet ſie die frohen Zecher;
Doch am freundlichſten vor allen,
Fuͤllet Einem ſie den Becher.
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[266/0280] IX. Die Sehnsucht. Haben wir auch ſchoͤn getraͤumet Von des Gluͤckes Zauberlanden, Wo ſich ew'ge Freudenkraͤnze Um die trunknen Schlaͤfe wanden, Und wir wachen auf am Morgen, Kehren zu des Lebens Muͤhen Ohne Klagen wir zuruͤcke; Traͤume muͤſſen ja verbluͤhen. Alſo waltet in dem Gaſthof Klara nach der alten Weiſe, Nur ein ſeliges Erinnern An den Traum umſchwebt ſie leiſe. Mit gewohnter holder Miene Gruͤßet ſie die frohen Zecher; Doch am freundlichſten vor allen, Fuͤllet Einem ſie den Becher.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/280>, abgerufen am 23.04.2024.