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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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VII.
Der Löwe mit dem Esel.

Als des Aesopus Löwe mit dem Esel, der ihm
durch seine fürchterliche Stimme die Thiere sollte
jagen helfen, nach dem Walde ging, rief ihm eine
nasenweise Krähe von dem Baume zu: Ein schöner
Gesellschafter! Schämst du dich nicht, mit einem
Esel zu gehen? -- Wen ich brauchen kann, ver-
setzte der Löwe, dem kann ich ja wohl meine
Seite gönnen.

So denken die Grossen alle, wenn sie einen
Niedrigen ihrer Gemeinschaft würdigen.



VIII. Der
VII.
Der Löwe mit dem Eſel.

Als des Aeſopus Löwe mit dem Eſel, der ihm
durch ſeine fürchterliche Stimme die Thiere ſollte
jagen helfen, nach dem Walde ging, rief ihm eine
naſenweiſe Krähe von dem Baume zu: Ein ſchöner
Geſellſchafter! Schämſt du dich nicht, mit einem
Eſel zu gehen? — Wen ich brauchen kann, ver-
ſetzte der Löwe, dem kann ich ja wohl meine
Seite gönnen.

So denken die Groſſen alle, wenn ſie einen
Niedrigen ihrer Gemeinſchaft würdigen.



VIII. Der
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[44/0064] VII. Der Löwe mit dem Eſel. Als des Aeſopus Löwe mit dem Eſel, der ihm durch ſeine fürchterliche Stimme die Thiere ſollte jagen helfen, nach dem Walde ging, rief ihm eine naſenweiſe Krähe von dem Baume zu: Ein ſchöner Geſellſchafter! Schämſt du dich nicht, mit einem Eſel zu gehen? — Wen ich brauchen kann, ver- ſetzte der Löwe, dem kann ich ja wohl meine Seite gönnen. So denken die Groſſen alle, wenn ſie einen Niedrigen ihrer Gemeinſchaft würdigen. VIII. Der

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/64>, abgerufen am 29.03.2024.