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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, vierzehntes Jahr,
1211gegangen, oder Boten geschickt, oder, da sie schon unter Wegens waren, sich wie-
der nach Hause gemacht, oder, die wenigstens ihre Pferde zum Ritt gesattelt hatten,
musten sich bey ihren Advocaten mit einem Stück Geldes abfinden.

e) Siehe beym Jahr 1210 n. 5.
§. 6.

Es kamen auch die Letten von Antine nach Riga, und gaben bey den
Bischöfen wider die Ordensbrüder von Wenden ihre Beschwerde ein, wie ihnen
zu viel geschehen und überdem ihre Bienenbäume weggenommen wären. Sie er-
wählten sich also Schiedsrichter, und es fiel der Ausspruch f), daß die Letten ih-
re Bienbäume nach abgelegtem Eide wieder haben solten. Die Brüder aber der
Ritterschaft solten auf ihren Schwur die Aecker behalten, und den Letten ihren
Schaden mit einer hinlänglichen Summe Geldes ersetzen.

f) Man sehe doch die Schreibart und den Gebrauch des Sächsischen Rechts ehe noch des
Repekov sein Magdeburgischer Sachsenspiegel jung geworden; welches Recht jedoch
die Sachsen mit den Dänen gemein hatten. Denn nach diesem Rechte waren die
Eidschwüre stark im Schwange, und bey jeder Klage entstund unter den Parten die
Hauptfrage, welche von beyden zum Eide zu lassen wäre. Das Recht gab gemeinig-
lich den Ausschlag für den Beklagten, sonderlich, wenn er, um den Verdacht seines
Leichtsinnes zu heben, noch einige an der Seite hatte, die mit schworen (consacramen-
tales
). Dieses schien dem Pabst Honorius III gegen das algemeine Recht zu laufen,
daß Beklagte gegen rechtmäßige Beschuldigungen mit leugnen sich behelfen könten. Er
gab daher eine Bulle heraus, daß man den Beweiß des Klägers hören solle, und schrieb
an die Bischöfe: Wir wollen diese Pest, die wider alle Rechte ist, ganz ausgetilget
wissen, und befehlen, ihr solt niemand hören, der sein Nein auf dergleichen Art bewei-
sen wil, da doch des andern Ja im Gegentheil erwiesen werden kan. Raynald beym
Jahre 1218 n. 41. Die Sachsen hatten auch diesen gemeinen Beweiß mit nach Lief-
land
gebracht. Doch Pabst Honorius der III schafte ihn wieder ab, und schrieb an
den Bischof, er solte das Gerichte, welches durch ein glühendes Eisen mit den Neuge-
tauften so in Tag hinein gehalten würde, gänzlich einstellen. Raynald beym Jahre
1222. n. 40.
§. 7.

Hierauf zog der König Woldemar mit diesen Letten nach Antine, und
stand bey ihnen der Advocatur so lange vor, bis auf den getroffenen Tausch die
Ordensbrüder das Schloß Kukenois dem Bischof gänzlich überliessen, und sie
wieder Antine für ihr Drittel an Kukenois unter ihre Botmäßigkeit bekamen.
Also ward dem König Woldemar die Advocatur seines Schwiegersohns Die-
trichs
über Ydumea übertragen, weil Dietrich nach Deutschland ging.

§. 8.

Zu der Zeit kamen die Litthauer nach Kukenois und baten um Friede und
freyen Durchzug nach Esthland. Es ward ihnen auch der Friede und Weg zu
denen noch nicht bekehrten Esthen zugestanden. Gleich kamen sie mit einer Ar-
mee, gingen in aller Stille durch Lettland, fielen in Saccala ein, nahmen
viele Männer bey den Köpfen, schlugen sie todt, entführten ihr ganz Vermögen,
schlepten ihre Weiber, Kinder und Vieh mit sich, und, nachdem sie vielen Raub
zusammen getragen, zogen sie einen andern Weg wieder in ihr Land. Daher wur-
den die Deutschen unwillig, daß sie Saccala geplündert, das sich schon unter
den Bischof begeben. Sie antworteten aber, wie es die Wahrheit war, und sag-
ten, die Esthen trügen den Hals noch zu steif, und wären weder den Deut-
schen
noch andern Völkern unterthänig.

Not. Jn dieses Jahr gehöret noch die Gesandschaft der Brüder der Ritterschaft Christi,
da sie einen Mitbruder an Pabst Jnnocentius den III schickten, und sich einen eigenen
Bischof in ihrem dritten Theil ausbaten, welches ihnen freundlich und in Gnaden ab-

geschla-

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, vierzehntes Jahr,
1211gegangen, oder Boten geſchickt, oder, da ſie ſchon unter Wegens waren, ſich wie-
der nach Hauſe gemacht, oder, die wenigſtens ihre Pferde zum Ritt geſattelt hatten,
muſten ſich bey ihren Advocaten mit einem Stuͤck Geldes abfinden.

e) Siehe beym Jahr 1210 n. 5.
§. 6.

Es kamen auch die Letten von Antine nach Riga, und gaben bey den
Biſchoͤfen wider die Ordensbruͤder von Wenden ihre Beſchwerde ein, wie ihnen
zu viel geſchehen und uͤberdem ihre Bienenbaͤume weggenommen waͤren. Sie er-
waͤhlten ſich alſo Schiedsrichter, und es fiel der Ausſpruch f), daß die Letten ih-
re Bienbaͤume nach abgelegtem Eide wieder haben ſolten. Die Bruͤder aber der
Ritterſchaft ſolten auf ihren Schwur die Aecker behalten, und den Letten ihren
Schaden mit einer hinlaͤnglichen Summe Geldes erſetzen.

f) Man ſehe doch die Schreibart und den Gebrauch des Saͤchſiſchen Rechts ehe noch des
Repekov ſein Magdeburgiſcher Sachſenſpiegel jung geworden; welches Recht jedoch
die Sachſen mit den Daͤnen gemein hatten. Denn nach dieſem Rechte waren die
Eidſchwuͤre ſtark im Schwange, und bey jeder Klage entſtund unter den Parten die
Hauptfrage, welche von beyden zum Eide zu laſſen waͤre. Das Recht gab gemeinig-
lich den Ausſchlag fuͤr den Beklagten, ſonderlich, wenn er, um den Verdacht ſeines
Leichtſinnes zu heben, noch einige an der Seite hatte, die mit ſchworen (conſacramen-
tales
). Dieſes ſchien dem Pabſt Honorius III gegen das algemeine Recht zu laufen,
daß Beklagte gegen rechtmaͤßige Beſchuldigungen mit leugnen ſich behelfen koͤnten. Er
gab daher eine Bulle heraus, daß man den Beweiß des Klaͤgers hoͤren ſolle, und ſchrieb
an die Biſchoͤfe: Wir wollen dieſe Peſt, die wider alle Rechte iſt, ganz ausgetilget
wiſſen, und befehlen, ihr ſolt niemand hoͤren, der ſein Nein auf dergleichen Art bewei-
ſen wil, da doch des andern Ja im Gegentheil erwieſen werden kan. Raynald beym
Jahre 1218 n. 41. Die Sachſen hatten auch dieſen gemeinen Beweiß mit nach Lief-
land
gebracht. Doch Pabſt Honorius der III ſchafte ihn wieder ab, und ſchrieb an
den Biſchof, er ſolte das Gerichte, welches durch ein gluͤhendes Eiſen mit den Neuge-
tauften ſo in Tag hinein gehalten wuͤrde, gaͤnzlich einſtellen. Raynald beym Jahre
1222. n. 40.
§. 7.

Hierauf zog der Koͤnig Woldemar mit dieſen Letten nach Antine, und
ſtand bey ihnen der Advocatur ſo lange vor, bis auf den getroffenen Tauſch die
Ordensbruͤder das Schloß Kukenois dem Biſchof gaͤnzlich uͤberlieſſen, und ſie
wieder Antine fuͤr ihr Drittel an Kukenois unter ihre Botmaͤßigkeit bekamen.
Alſo ward dem Koͤnig Woldemar die Advocatur ſeines Schwiegerſohns Die-
trichs
uͤber Ydumea uͤbertragen, weil Dietrich nach Deutſchland ging.

§. 8.

Zu der Zeit kamen die Litthauer nach Kukenois und baten um Friede und
freyen Durchzug nach Eſthland. Es ward ihnen auch der Friede und Weg zu
denen noch nicht bekehrten Eſthen zugeſtanden. Gleich kamen ſie mit einer Ar-
mee, gingen in aller Stille durch Lettland, fielen in Saccala ein, nahmen
viele Maͤnner bey den Koͤpfen, ſchlugen ſie todt, entfuͤhrten ihr ganz Vermoͤgen,
ſchlepten ihre Weiber, Kinder und Vieh mit ſich, und, nachdem ſie vielen Raub
zuſammen getragen, zogen ſie einen andern Weg wieder in ihr Land. Daher wur-
den die Deutſchen unwillig, daß ſie Saccala gepluͤndert, das ſich ſchon unter
den Biſchof begeben. Sie antworteten aber, wie es die Wahrheit war, und ſag-
ten, die Eſthen truͤgen den Hals noch zu ſteif, und waͤren weder den Deut-
ſchen
noch andern Voͤlkern unterthaͤnig.

Not. Jn dieſes Jahr gehoͤret noch die Geſandſchaft der Bruͤder der Ritterſchaft Chriſti,
da ſie einen Mitbruder an Pabſt Jnnocentius den III ſchickten, und ſich einen eigenen
Biſchof in ihrem dritten Theil ausbaten, welches ihnen freundlich und in Gnaden ab-

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[104/0136] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, vierzehntes Jahr, gegangen, oder Boten geſchickt, oder, da ſie ſchon unter Wegens waren, ſich wie- der nach Hauſe gemacht, oder, die wenigſtens ihre Pferde zum Ritt geſattelt hatten, muſten ſich bey ihren Advocaten mit einem Stuͤck Geldes abfinden. 1211 e⁾ Siehe beym Jahr 1210 n. 5. §. 6. Es kamen auch die Letten von Antine nach Riga, und gaben bey den Biſchoͤfen wider die Ordensbruͤder von Wenden ihre Beſchwerde ein, wie ihnen zu viel geſchehen und uͤberdem ihre Bienenbaͤume weggenommen waͤren. Sie er- waͤhlten ſich alſo Schiedsrichter, und es fiel der Ausſpruch f⁾ , daß die Letten ih- re Bienbaͤume nach abgelegtem Eide wieder haben ſolten. Die Bruͤder aber der Ritterſchaft ſolten auf ihren Schwur die Aecker behalten, und den Letten ihren Schaden mit einer hinlaͤnglichen Summe Geldes erſetzen. f⁾ Man ſehe doch die Schreibart und den Gebrauch des Saͤchſiſchen Rechts ehe noch des Repekov ſein Magdeburgiſcher Sachſenſpiegel jung geworden; welches Recht jedoch die Sachſen mit den Daͤnen gemein hatten. Denn nach dieſem Rechte waren die Eidſchwuͤre ſtark im Schwange, und bey jeder Klage entſtund unter den Parten die Hauptfrage, welche von beyden zum Eide zu laſſen waͤre. Das Recht gab gemeinig- lich den Ausſchlag fuͤr den Beklagten, ſonderlich, wenn er, um den Verdacht ſeines Leichtſinnes zu heben, noch einige an der Seite hatte, die mit ſchworen (conſacramen- tales). Dieſes ſchien dem Pabſt Honorius III gegen das algemeine Recht zu laufen, daß Beklagte gegen rechtmaͤßige Beſchuldigungen mit leugnen ſich behelfen koͤnten. Er gab daher eine Bulle heraus, daß man den Beweiß des Klaͤgers hoͤren ſolle, und ſchrieb an die Biſchoͤfe: Wir wollen dieſe Peſt, die wider alle Rechte iſt, ganz ausgetilget wiſſen, und befehlen, ihr ſolt niemand hoͤren, der ſein Nein auf dergleichen Art bewei- ſen wil, da doch des andern Ja im Gegentheil erwieſen werden kan. Raynald beym Jahre 1218 n. 41. Die Sachſen hatten auch dieſen gemeinen Beweiß mit nach Lief- land gebracht. Doch Pabſt Honorius der III ſchafte ihn wieder ab, und ſchrieb an den Biſchof, er ſolte das Gerichte, welches durch ein gluͤhendes Eiſen mit den Neuge- tauften ſo in Tag hinein gehalten wuͤrde, gaͤnzlich einſtellen. Raynald beym Jahre 1222. n. 40. §. 7. Hierauf zog der Koͤnig Woldemar mit dieſen Letten nach Antine, und ſtand bey ihnen der Advocatur ſo lange vor, bis auf den getroffenen Tauſch die Ordensbruͤder das Schloß Kukenois dem Biſchof gaͤnzlich uͤberlieſſen, und ſie wieder Antine fuͤr ihr Drittel an Kukenois unter ihre Botmaͤßigkeit bekamen. Alſo ward dem Koͤnig Woldemar die Advocatur ſeines Schwiegerſohns Die- trichs uͤber Ydumea uͤbertragen, weil Dietrich nach Deutſchland ging. §. 8. Zu der Zeit kamen die Litthauer nach Kukenois und baten um Friede und freyen Durchzug nach Eſthland. Es ward ihnen auch der Friede und Weg zu denen noch nicht bekehrten Eſthen zugeſtanden. Gleich kamen ſie mit einer Ar- mee, gingen in aller Stille durch Lettland, fielen in Saccala ein, nahmen viele Maͤnner bey den Koͤpfen, ſchlugen ſie todt, entfuͤhrten ihr ganz Vermoͤgen, ſchlepten ihre Weiber, Kinder und Vieh mit ſich, und, nachdem ſie vielen Raub zuſammen getragen, zogen ſie einen andern Weg wieder in ihr Land. Daher wur- den die Deutſchen unwillig, daß ſie Saccala gepluͤndert, das ſich ſchon unter den Biſchof begeben. Sie antworteten aber, wie es die Wahrheit war, und ſag- ten, die Eſthen truͤgen den Hals noch zu ſteif, und waͤren weder den Deut- ſchen noch andern Voͤlkern unterthaͤnig. Not. Jn dieſes Jahr gehoͤret noch die Geſandſchaft der Bruͤder der Ritterſchaft Chriſti, da ſie einen Mitbruder an Pabſt Jnnocentius den III ſchickten, und ſich einen eigenen Biſchof in ihrem dritten Theil ausbaten, welches ihnen freundlich und in Gnaden ab- geſchla-

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/136>, abgerufen am 18.04.2024.