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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr,
1218hatte l). Dieser saß am Ufer, und wie er die Heiden kommen sahe, legte er einen
Ermel von seiner Kutte über den Kopf, und erwartete was die Wut der Heiden
mit ihm vornehmen würde. Nachdem er seinen Geist in die Hände des HErrn
empfolen, ward er selbst mit andern erschlagen, deren Seelen sich ohne Zweifel in
Geselschaft der Märtyrer mit Christo freuen werden, weil ihr Geschäfte heilig war,
indem sie gekommen die Heiden zu taufen und den Weinberg des HErrn zu pflan-
zen, so sie auch mit ihrem Blute gethan haben. Deswegen sind ihre Seelen den
Heiligen im Himmel an Seligkeit gleich. Wie nun die Deutschen im Schlosse
von Hinrichtung der Jhrigen hörten, und was auf ein Jahr erforderlich war, nicht
hatten, zugleich auch die Tyranney der Semgallen, Litthauer und Curen
gegen den christlichen Namen in Erwegung zogen; so brachen sie mit allen ihren
Leuten auf, liessen das Schloß stehen und zogen nach Riga zurück. Die getauf-
ten Semgallen aber begingen einen Rückfal, dachten nicht mehr an die empfan-
genen Sacramente, thaten sich mit andern Semgallen zusammen, verschworen
sich mit den Litthauern und verbunden sich gegen die Rigischen, gegen die Li-
ven
und gegen alle Christen. Also versamleten sich alle, sowol Heiden als Ge-
taufte in dasselbe Schloß, schanzten daselbst, und baueten dessen Werke sehr veste,
unternahmen auch einen Zug gegen die Liven von Holme, und fingen an sie zu
ermorden und zu plündern. Die Liven kamen auch wieder in ihre Grenzen, und
thaten ihnen gleichen Schaden. Als nun der Bischof und der Herzog von Sach-
sen, Albert,
von seiner Leute Hinrichtung und von allem durch die Semgallen
verübtem Unheil Zeitung erhielt, schickte er an alle Liven und Letten die Ordre,
sich fertig zu halten, wenn etwan der HErr einen glücklichen Feldzug erlauben wür-
de, um an den Heiden Rache zu nehmen.

l) Siehe, was wir beym Jahre 1217 not. b) gesaget haben.
§. 5.

Jnzwischen hatten die Letten von Kukenois und einige andere Letten
der Ordensbrüder Meluke und Wargribbe noch nicht vergessen, was die Rus-
sen
von Plescekowe und Nogarden voriges Jahr in Liefland vor allerley
Schaden verübet; zogen daher nach Rußland, verwüsteten die Dörfer, schlu-
gen die Mannsleute todt, führten die Weiber gefangen, machten den ganzen
Strich um Plescekowe öde und trugen allezeit fette Beute davon. Sie liessen
zu Hause ihren Ackerbau liegen, baueten sich in dem Lande der Russen an, lauer-
ten ihnen auf dem Felde, im Walde und Dörfern auf, griffen und tödteten sie,
liessen ihnen keine Ruhe und entführten Pferde, Vieh und Weiber. Die Rus-
sen
von Plescekowe aber schaften um die Herbstzeit ein Kriegesheer zusammen,
fielen in Lettland ein, plünderten die Dorfschaften, lagerten sich in den Grenzen
des Meluke und Warigribbe, verwüsteten alles, was sie hatten, verbrenten
ihr Getreide und unterliessen nicht allen möglichen Schaden zu thun. Der Or-
densmeister von Wenden schickte hierauf an alle Letten, daß sie kämen, die
Russen aus dem Lande zu weisen. Wie aber die Russen aufbrachen, sahen die
Letten gleich, daß sie von ihrem Nachsetzen geringen Vortheil haben würden.

§. 6.

Daher wandten sie sich mit ihrem Heer nach Saccala, nahmen die Sac-
calaner
mit sich, gingen über die Pale, brachen in Gerwen ein, schlugen das
ganze Land mit einer harten Plage, brachten die Männer um, nahmen die Wei-
ber gefangen, schlepten viel Pferde, Vieh und Beute mit sich, unter dem Vorge-
ben, jene wären den Revelschen wider die Dänen zu Hülfe gekommen. Die
Landesältesten der Provinz Gerwen kamen daselbst zu dem Ordensmeister Ru-
dolpf
und sagten, sie hätten schon längst mit den Rigischen im Beyseyn des
Grafen Alberts Friede gemacht; sie wolten ihre Taufe annehmen und bäten, er

möchte

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr,
1218hatte l). Dieſer ſaß am Ufer, und wie er die Heiden kommen ſahe, legte er einen
Ermel von ſeiner Kutte uͤber den Kopf, und erwartete was die Wut der Heiden
mit ihm vornehmen wuͤrde. Nachdem er ſeinen Geiſt in die Haͤnde des HErrn
empfolen, ward er ſelbſt mit andern erſchlagen, deren Seelen ſich ohne Zweifel in
Geſelſchaft der Maͤrtyrer mit Chriſto freuen werden, weil ihr Geſchaͤfte heilig war,
indem ſie gekommen die Heiden zu taufen und den Weinberg des HErrn zu pflan-
zen, ſo ſie auch mit ihrem Blute gethan haben. Deswegen ſind ihre Seelen den
Heiligen im Himmel an Seligkeit gleich. Wie nun die Deutſchen im Schloſſe
von Hinrichtung der Jhrigen hoͤrten, und was auf ein Jahr erforderlich war, nicht
hatten, zugleich auch die Tyranney der Semgallen, Litthauer und Curen
gegen den chriſtlichen Namen in Erwegung zogen; ſo brachen ſie mit allen ihren
Leuten auf, lieſſen das Schloß ſtehen und zogen nach Riga zuruͤck. Die getauf-
ten Semgallen aber begingen einen Ruͤckfal, dachten nicht mehr an die empfan-
genen Sacramente, thaten ſich mit andern Semgallen zuſammen, verſchworen
ſich mit den Litthauern und verbunden ſich gegen die Rigiſchen, gegen die Li-
ven
und gegen alle Chriſten. Alſo verſamleten ſich alle, ſowol Heiden als Ge-
taufte in daſſelbe Schloß, ſchanzten daſelbſt, und baueten deſſen Werke ſehr veſte,
unternahmen auch einen Zug gegen die Liven von Holme, und fingen an ſie zu
ermorden und zu pluͤndern. Die Liven kamen auch wieder in ihre Grenzen, und
thaten ihnen gleichen Schaden. Als nun der Biſchof und der Herzog von Sach-
ſen, Albert,
von ſeiner Leute Hinrichtung und von allem durch die Semgallen
veruͤbtem Unheil Zeitung erhielt, ſchickte er an alle Liven und Letten die Ordre,
ſich fertig zu halten, wenn etwan der HErr einen gluͤcklichen Feldzug erlauben wuͤr-
de, um an den Heiden Rache zu nehmen.

l) Siehe, was wir beym Jahre 1217 not. b) geſaget haben.
§. 5.

Jnzwiſchen hatten die Letten von Kukenois und einige andere Letten
der Ordensbruͤder Meluke und Wargribbe noch nicht vergeſſen, was die Ruſ-
ſen
von Pleſcekowe und Nogarden voriges Jahr in Liefland vor allerley
Schaden veruͤbet; zogen daher nach Rußland, verwuͤſteten die Doͤrfer, ſchlu-
gen die Mannsleute todt, fuͤhrten die Weiber gefangen, machten den ganzen
Strich um Pleſcekowe oͤde und trugen allezeit fette Beute davon. Sie lieſſen
zu Hauſe ihren Ackerbau liegen, baueten ſich in dem Lande der Ruſſen an, lauer-
ten ihnen auf dem Felde, im Walde und Doͤrfern auf, griffen und toͤdteten ſie,
lieſſen ihnen keine Ruhe und entfuͤhrten Pferde, Vieh und Weiber. Die Ruſ-
ſen
von Pleſcekowe aber ſchaften um die Herbſtzeit ein Kriegesheer zuſammen,
fielen in Lettland ein, pluͤnderten die Dorfſchaften, lagerten ſich in den Grenzen
des Meluke und Warigribbe, verwuͤſteten alles, was ſie hatten, verbrenten
ihr Getreide und unterlieſſen nicht allen moͤglichen Schaden zu thun. Der Or-
densmeiſter von Wenden ſchickte hierauf an alle Letten, daß ſie kaͤmen, die
Ruſſen aus dem Lande zu weiſen. Wie aber die Ruſſen aufbrachen, ſahen die
Letten gleich, daß ſie von ihrem Nachſetzen geringen Vortheil haben wuͤrden.

§. 6.

Daher wandten ſie ſich mit ihrem Heer nach Saccala, nahmen die Sac-
calaner
mit ſich, gingen uͤber die Pale, brachen in Gerwen ein, ſchlugen das
ganze Land mit einer harten Plage, brachten die Maͤnner um, nahmen die Wei-
ber gefangen, ſchlepten viel Pferde, Vieh und Beute mit ſich, unter dem Vorge-
ben, jene waͤren den Revelſchen wider die Daͤnen zu Huͤlfe gekommen. Die
Landesaͤlteſten der Provinz Gerwen kamen daſelbſt zu dem Ordensmeiſter Ru-
dolpf
und ſagten, ſie haͤtten ſchon laͤngſt mit den Rigiſchen im Beyſeyn des
Grafen Alberts Friede gemacht; ſie wolten ihre Taufe annehmen und baͤten, er

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[148/0180] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr, hatte l⁾ . Dieſer ſaß am Ufer, und wie er die Heiden kommen ſahe, legte er einen Ermel von ſeiner Kutte uͤber den Kopf, und erwartete was die Wut der Heiden mit ihm vornehmen wuͤrde. Nachdem er ſeinen Geiſt in die Haͤnde des HErrn empfolen, ward er ſelbſt mit andern erſchlagen, deren Seelen ſich ohne Zweifel in Geſelſchaft der Maͤrtyrer mit Chriſto freuen werden, weil ihr Geſchaͤfte heilig war, indem ſie gekommen die Heiden zu taufen und den Weinberg des HErrn zu pflan- zen, ſo ſie auch mit ihrem Blute gethan haben. Deswegen ſind ihre Seelen den Heiligen im Himmel an Seligkeit gleich. Wie nun die Deutſchen im Schloſſe von Hinrichtung der Jhrigen hoͤrten, und was auf ein Jahr erforderlich war, nicht hatten, zugleich auch die Tyranney der Semgallen, Litthauer und Curen gegen den chriſtlichen Namen in Erwegung zogen; ſo brachen ſie mit allen ihren Leuten auf, lieſſen das Schloß ſtehen und zogen nach Riga zuruͤck. Die getauf- ten Semgallen aber begingen einen Ruͤckfal, dachten nicht mehr an die empfan- genen Sacramente, thaten ſich mit andern Semgallen zuſammen, verſchworen ſich mit den Litthauern und verbunden ſich gegen die Rigiſchen, gegen die Li- ven und gegen alle Chriſten. Alſo verſamleten ſich alle, ſowol Heiden als Ge- taufte in daſſelbe Schloß, ſchanzten daſelbſt, und baueten deſſen Werke ſehr veſte, unternahmen auch einen Zug gegen die Liven von Holme, und fingen an ſie zu ermorden und zu pluͤndern. Die Liven kamen auch wieder in ihre Grenzen, und thaten ihnen gleichen Schaden. Als nun der Biſchof und der Herzog von Sach- ſen, Albert, von ſeiner Leute Hinrichtung und von allem durch die Semgallen veruͤbtem Unheil Zeitung erhielt, ſchickte er an alle Liven und Letten die Ordre, ſich fertig zu halten, wenn etwan der HErr einen gluͤcklichen Feldzug erlauben wuͤr- de, um an den Heiden Rache zu nehmen. 1218 l⁾ Siehe, was wir beym Jahre 1217 not. b) geſaget haben. §. 5. Jnzwiſchen hatten die Letten von Kukenois und einige andere Letten der Ordensbruͤder Meluke und Wargribbe noch nicht vergeſſen, was die Ruſ- ſen von Pleſcekowe und Nogarden voriges Jahr in Liefland vor allerley Schaden veruͤbet; zogen daher nach Rußland, verwuͤſteten die Doͤrfer, ſchlu- gen die Mannsleute todt, fuͤhrten die Weiber gefangen, machten den ganzen Strich um Pleſcekowe oͤde und trugen allezeit fette Beute davon. Sie lieſſen zu Hauſe ihren Ackerbau liegen, baueten ſich in dem Lande der Ruſſen an, lauer- ten ihnen auf dem Felde, im Walde und Doͤrfern auf, griffen und toͤdteten ſie, lieſſen ihnen keine Ruhe und entfuͤhrten Pferde, Vieh und Weiber. Die Ruſ- ſen von Pleſcekowe aber ſchaften um die Herbſtzeit ein Kriegesheer zuſammen, fielen in Lettland ein, pluͤnderten die Dorfſchaften, lagerten ſich in den Grenzen des Meluke und Warigribbe, verwuͤſteten alles, was ſie hatten, verbrenten ihr Getreide und unterlieſſen nicht allen moͤglichen Schaden zu thun. Der Or- densmeiſter von Wenden ſchickte hierauf an alle Letten, daß ſie kaͤmen, die Ruſſen aus dem Lande zu weiſen. Wie aber die Ruſſen aufbrachen, ſahen die Letten gleich, daß ſie von ihrem Nachſetzen geringen Vortheil haben wuͤrden. §. 6. Daher wandten ſie ſich mit ihrem Heer nach Saccala, nahmen die Sac- calaner mit ſich, gingen uͤber die Pale, brachen in Gerwen ein, ſchlugen das ganze Land mit einer harten Plage, brachten die Maͤnner um, nahmen die Wei- ber gefangen, ſchlepten viel Pferde, Vieh und Beute mit ſich, unter dem Vorge- ben, jene waͤren den Revelſchen wider die Daͤnen zu Huͤlfe gekommen. Die Landesaͤlteſten der Provinz Gerwen kamen daſelbſt zu dem Ordensmeiſter Ru- dolpf und ſagten, ſie haͤtten ſchon laͤngſt mit den Rigiſchen im Beyſeyn des Grafen Alberts Friede gemacht; ſie wolten ihre Taufe annehmen und baͤten, er moͤchte

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/180>, abgerufen am 29.03.2024.