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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, vier und zwanzigstes Jahr,
1221dem Bischof Liefland und alles zu Liefland gehörige samt der ganzen Frey-
heit zu. Jn Saccala und Ungannien überließ er die königlichen Vor-
rechte den Brüdern von der Ritterschaft; dem Bischof von Riga aber die ganze
geistliche Gerichtbarkeit, mit dem Hinzufügen, sie solten ihm eine immerwährende
Treue erzeigen, und ihre Hülfe ihm so wol gegen die Russen als gegen die Heiden
nicht versagen. Sie versprachen auch, so wol ihm als den Seinigen stets getreuen
Beystand f). Daher liessen sie Dietrichen, des Bischofs Bruder, mit einigen
andern Ordensbrüdern auf des Königs Bitte daselbst im neuen Schlosse bleiben,
und sie vor ihre Person kehrten nach Liefland. Nachdem nun die Mauer die-
ses Schlosses so geschwind als möglich zu stande gebracht worden war, legte der
König Besatzung darein, und kehrte wieder nach Dännemark.

e) Das ist eben der Albert, Graf von Orlamünde, des Waldemars Schwestersohn,
der Nordalbingien als Vicekönig regirte: von dem oben. Das Gerüchte von die-
sem wiederholten Feldzuge kam auch vor Alberten von Stade. Denn er schreibet beym
"Jahr 1222. "Der König von Dännemark kam ins Land Leal mit dem Grafen
"Albert, verjagte die Feinde christliches Namens, und bauete in selbigem eine Stadt,
"die nicht lange darauf von den Heiden zerstöret ward." Was weiter in unserm Auctor
folget, zeiget genugsam an, daß er das Land Leal: wie es auch ein Helmstädtisch
Manuscript hat: hat sollen das Land Oesel oder besser die Jnsel Oesel geschrieben wer-
den, weil terra gemeiniglich das veste Land bedeutet und den Jnseln entgegen gesetzet
wird.
f) Man denke ja nicht, daß Liefland durch diesen Vertrag unter Dännemark gekommen.
Der Chronikschreiber redet hier nur von der Brüder der Ritterschaft ihren Gütern in
Saccala und Ungannien.
§. 3.

Die Oeseler kamen hierauf aus allen Dörfern und Provinzen zusammen,
belagerten das Schloß und schickten zu den Strand-Esthen g), sie solten ihnen
zu Hülfe kommen. Einige derselben gingen nach Warbola, und besichtigten
das Kunststück einer Patherelle oder Kriegesmaschine, welche die Dänen den
Bauren von Warbola als ihren Unterthanen geschenket hatten. Da sie nach
Oesel kamen, fingen sie an, solche Patherellen und Maschinen nachzubauen, und
lehrten es auch andern. Ein jeder von ihnen machte sich solche Maschinen. Also
kamen sie alle auf einmal mit siebenzehn Patherellen an, und warfen viele und
grosse Steine fünf Tage lang unabläßig hinein, liessen denen im Schlosse keine
Ruhe, indem sie nicht Häuser noch Gebäude hatten, und weil sie weder Raum
noch Zuflucht in dem unausgebaueten Schlosse funden, wurden ihrer viele beschä-
diget. Von den Oeselern blieben aber auch viele, die von unsern Steinschleu-
derern getroffen wurden. Nichts destoweniger feierten sie nicht, das Schloß zu
stürmen. Doch nach einem Gefechte von vielen Tagen sagten die Oeseler zu de-
nen, die im Schlosse waren: Weil ihr wisset, daß ihr in diesem Schlosse ge-
gen unsern anhaltenden Sturm euch doch gar nicht sichern könt: so rathen
wir euch und bitten darum, daß ihr mit uns Frieden machet, alle gesund
und frisch abziehet, und Schloß und Land uns überlasset.
Da nun diese
unter blossem Himmel fochten, und es ihnen an Wohnungen und allen Nothwen-
digkeiten mangelte: so nahmen sie diesen Vergleich an, zogen aus dem Schlosse
aus, brachten ihre Habseligkeit zu Schiffe, und liessen Schloß und Land den Oese-
lern
über. Die Oeseler behielten auch sieben Dänen und Dietrichen, des
Rigischen Bischofs Bruder, zu Geisseln da, bis der Friede bestätiget war, die
übrigen alle begaben sich nach Revel zu den Dänen.

g) Strandesthen sind die von Werpel, Rötel und alle die andern, die der Jnsel
Oesel gegen über wohnen auf dem vesten Lande an der Seekante. Siehe beym Jahr
1223 not. c).
§. 4. Die

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, vier und zwanzigſtes Jahr,
1221dem Biſchof Liefland und alles zu Liefland gehoͤrige ſamt der ganzen Frey-
heit zu. Jn Saccala und Ungannien uͤberließ er die koͤniglichen Vor-
rechte den Bruͤdern von der Ritterſchaft; dem Biſchof von Riga aber die ganze
geiſtliche Gerichtbarkeit, mit dem Hinzufuͤgen, ſie ſolten ihm eine immerwaͤhrende
Treue erzeigen, und ihre Huͤlfe ihm ſo wol gegen die Ruſſen als gegen die Heiden
nicht verſagen. Sie verſprachen auch, ſo wol ihm als den Seinigen ſtets getreuen
Beyſtand f). Daher lieſſen ſie Dietrichen, des Biſchofs Bruder, mit einigen
andern Ordensbruͤdern auf des Koͤnigs Bitte daſelbſt im neuen Schloſſe bleiben,
und ſie vor ihre Perſon kehrten nach Liefland. Nachdem nun die Mauer die-
ſes Schloſſes ſo geſchwind als moͤglich zu ſtande gebracht worden war, legte der
Koͤnig Beſatzung darein, und kehrte wieder nach Daͤnnemark.

e) Das iſt eben der Albert, Graf von Orlamuͤnde, des Waldemars Schweſterſohn,
der Nordalbingien als Vicekoͤnig regirte: von dem oben. Das Geruͤchte von die-
ſem wiederholten Feldzuge kam auch vor Alberten von Stade. Denn er ſchreibet beym
„Jahr 1222. „Der Koͤnig von Daͤnnemark kam ins Land Leal mit dem Grafen
Albert, verjagte die Feinde chriſtliches Namens, und bauete in ſelbigem eine Stadt,
„die nicht lange darauf von den Heiden zerſtoͤret ward.„ Was weiter in unſerm Auctor
folget, zeiget genugſam an, daß er das Land Leal: wie es auch ein Helmſtaͤdtiſch
Manuſcript hat: hat ſollen das Land Oeſel oder beſſer die Jnſel Oeſel geſchrieben wer-
den, weil terra gemeiniglich das veſte Land bedeutet und den Jnſeln entgegen geſetzet
wird.
f) Man denke ja nicht, daß Liefland durch dieſen Vertrag unter Daͤnnemark gekommen.
Der Chronikſchreiber redet hier nur von der Bruͤder der Ritterſchaft ihren Guͤtern in
Saccala und Ungannien.
§. 3.

Die Oeſeler kamen hierauf aus allen Doͤrfern und Provinzen zuſammen,
belagerten das Schloß und ſchickten zu den Strand-Eſthen g), ſie ſolten ihnen
zu Huͤlfe kommen. Einige derſelben gingen nach Warbola, und beſichtigten
das Kunſtſtuͤck einer Patherelle oder Kriegesmaſchine, welche die Daͤnen den
Bauren von Warbola als ihren Unterthanen geſchenket hatten. Da ſie nach
Oeſel kamen, fingen ſie an, ſolche Patherellen und Maſchinen nachzubauen, und
lehrten es auch andern. Ein jeder von ihnen machte ſich ſolche Maſchinen. Alſo
kamen ſie alle auf einmal mit ſiebenzehn Patherellen an, und warfen viele und
groſſe Steine fuͤnf Tage lang unablaͤßig hinein, lieſſen denen im Schloſſe keine
Ruhe, indem ſie nicht Haͤuſer noch Gebaͤude hatten, und weil ſie weder Raum
noch Zuflucht in dem unausgebaueten Schloſſe funden, wurden ihrer viele beſchaͤ-
diget. Von den Oeſelern blieben aber auch viele, die von unſern Steinſchleu-
derern getroffen wurden. Nichts deſtoweniger feierten ſie nicht, das Schloß zu
ſtuͤrmen. Doch nach einem Gefechte von vielen Tagen ſagten die Oeſeler zu de-
nen, die im Schloſſe waren: Weil ihr wiſſet, daß ihr in dieſem Schloſſe ge-
gen unſern anhaltenden Sturm euch doch gar nicht ſichern koͤnt: ſo rathen
wir euch und bitten darum, daß ihr mit uns Frieden machet, alle geſund
und friſch abziehet, und Schloß und Land uns uͤberlaſſet.
Da nun dieſe
unter bloſſem Himmel fochten, und es ihnen an Wohnungen und allen Nothwen-
digkeiten mangelte: ſo nahmen ſie dieſen Vergleich an, zogen aus dem Schloſſe
aus, brachten ihre Habſeligkeit zu Schiffe, und lieſſen Schloß und Land den Oeſe-
lern
uͤber. Die Oeſeler behielten auch ſieben Daͤnen und Dietrichen, des
Rigiſchen Biſchofs Bruder, zu Geiſſeln da, bis der Friede beſtaͤtiget war, die
uͤbrigen alle begaben ſich nach Revel zu den Daͤnen.

g) Strandeſthen ſind die von Werpel, Roͤtel und alle die andern, die der Jnſel
Oeſel gegen uͤber wohnen auf dem veſten Lande an der Seekante. Siehe beym Jahr
1223 not. c).
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[180/0212] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, vier und zwanzigſtes Jahr, dem Biſchof Liefland und alles zu Liefland gehoͤrige ſamt der ganzen Frey- heit zu. Jn Saccala und Ungannien uͤberließ er die koͤniglichen Vor- rechte den Bruͤdern von der Ritterſchaft; dem Biſchof von Riga aber die ganze geiſtliche Gerichtbarkeit, mit dem Hinzufuͤgen, ſie ſolten ihm eine immerwaͤhrende Treue erzeigen, und ihre Huͤlfe ihm ſo wol gegen die Ruſſen als gegen die Heiden nicht verſagen. Sie verſprachen auch, ſo wol ihm als den Seinigen ſtets getreuen Beyſtand f⁾ . Daher lieſſen ſie Dietrichen, des Biſchofs Bruder, mit einigen andern Ordensbruͤdern auf des Koͤnigs Bitte daſelbſt im neuen Schloſſe bleiben, und ſie vor ihre Perſon kehrten nach Liefland. Nachdem nun die Mauer die- ſes Schloſſes ſo geſchwind als moͤglich zu ſtande gebracht worden war, legte der Koͤnig Beſatzung darein, und kehrte wieder nach Daͤnnemark. 1221 e⁾ Das iſt eben der Albert, Graf von Orlamuͤnde, des Waldemars Schweſterſohn, der Nordalbingien als Vicekoͤnig regirte: von dem oben. Das Geruͤchte von die- ſem wiederholten Feldzuge kam auch vor Alberten von Stade. Denn er ſchreibet beym „Jahr 1222. „Der Koͤnig von Daͤnnemark kam ins Land Leal mit dem Grafen „Albert, verjagte die Feinde chriſtliches Namens, und bauete in ſelbigem eine Stadt, „die nicht lange darauf von den Heiden zerſtoͤret ward.„ Was weiter in unſerm Auctor folget, zeiget genugſam an, daß er das Land Leal: wie es auch ein Helmſtaͤdtiſch Manuſcript hat: hat ſollen das Land Oeſel oder beſſer die Jnſel Oeſel geſchrieben wer- den, weil terra gemeiniglich das veſte Land bedeutet und den Jnſeln entgegen geſetzet wird. f⁾ Man denke ja nicht, daß Liefland durch dieſen Vertrag unter Daͤnnemark gekommen. Der Chronikſchreiber redet hier nur von der Bruͤder der Ritterſchaft ihren Guͤtern in Saccala und Ungannien. §. 3. Die Oeſeler kamen hierauf aus allen Doͤrfern und Provinzen zuſammen, belagerten das Schloß und ſchickten zu den Strand-Eſthen g⁾ , ſie ſolten ihnen zu Huͤlfe kommen. Einige derſelben gingen nach Warbola, und beſichtigten das Kunſtſtuͤck einer Patherelle oder Kriegesmaſchine, welche die Daͤnen den Bauren von Warbola als ihren Unterthanen geſchenket hatten. Da ſie nach Oeſel kamen, fingen ſie an, ſolche Patherellen und Maſchinen nachzubauen, und lehrten es auch andern. Ein jeder von ihnen machte ſich ſolche Maſchinen. Alſo kamen ſie alle auf einmal mit ſiebenzehn Patherellen an, und warfen viele und groſſe Steine fuͤnf Tage lang unablaͤßig hinein, lieſſen denen im Schloſſe keine Ruhe, indem ſie nicht Haͤuſer noch Gebaͤude hatten, und weil ſie weder Raum noch Zuflucht in dem unausgebaueten Schloſſe funden, wurden ihrer viele beſchaͤ- diget. Von den Oeſelern blieben aber auch viele, die von unſern Steinſchleu- derern getroffen wurden. Nichts deſtoweniger feierten ſie nicht, das Schloß zu ſtuͤrmen. Doch nach einem Gefechte von vielen Tagen ſagten die Oeſeler zu de- nen, die im Schloſſe waren: Weil ihr wiſſet, daß ihr in dieſem Schloſſe ge- gen unſern anhaltenden Sturm euch doch gar nicht ſichern koͤnt: ſo rathen wir euch und bitten darum, daß ihr mit uns Frieden machet, alle geſund und friſch abziehet, und Schloß und Land uns uͤberlaſſet. Da nun dieſe unter bloſſem Himmel fochten, und es ihnen an Wohnungen und allen Nothwen- digkeiten mangelte: ſo nahmen ſie dieſen Vergleich an, zogen aus dem Schloſſe aus, brachten ihre Habſeligkeit zu Schiffe, und lieſſen Schloß und Land den Oeſe- lern uͤber. Die Oeſeler behielten auch ſieben Daͤnen und Dietrichen, des Rigiſchen Biſchofs Bruder, zu Geiſſeln da, bis der Friede beſtaͤtiget war, die uͤbrigen alle begaben ſich nach Revel zu den Daͤnen. g⁾ Strandeſthen ſind die von Werpel, Roͤtel und alle die andern, die der Jnſel Oeſel gegen uͤber wohnen auf dem veſten Lande an der Seekante. Siehe beym Jahr 1223 not. c). §. 4. Die

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/212>, abgerufen am 18.04.2024.