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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des 3ten Bischof Alberts, 24stes Jahr, von 1221 bis 1222.
1221nen einen Ausfal, schlugen sich mit jenen, und GOtt trieb die Esthen in die
Flucht; viele von ihnen blieben auch, so von den Christen umgebracht wurden,
die andern entflohen. Die Christen nahmen ihre Ochsen und Pferde und viele
Beute, und lobten GOtt, der sie auch dismal aus so grossem Unglück erlöset hat.

§. 12.

Wie nun die Letten alles Unglück sahen, so die Esthen wider Liefland
im Schilde führten, fingen sie auch an mit den Esthen anzubinden; Denn Ra-
meko
mit seinen Leuten und Warigerbe mit andern Letten gingen nach Ungan-
nien,
plünderten die Dörfer, nahmen die Leute gefangen, brachten sie um, und
machten viele Beute. Wie diese zurückgingen, kamen wieder andre an, und mach-
ten es eben so arg. Ebenfals setzten die Esthen den Letten nach, brachen in
Lettland ein, und verübten gleichen Schaden.

§. 13.

Nach diesem gingen die Ordensbrüder nach Ungannien, plünderten einige
Dörfer aus, zündeten sie an, und vergolten den Esthen ein gleiches. Wie sie nun
nach Riga kamen, baten sie die Männer des Bischofs und alle Deutsche, sie
möchten ihnen doch gegen die Grausamkeit der Esthen zu Hülfe kommen. Diese
aber antworteten alle aus einem Munde: Wenn ihr wollet der Kirche der heili-
gen Jungfrau Maria und dem Rigischen Bischof ihr Drittel in Esthland las-
sen, und dem Bischof Hermann sein drittes Theil wieder frey geben, und ihr
mit eurem Drittel zu frieden seyn: so wollen wir euch gerne Hülfe verschaf-
fen.
Sie gelobten auch an, nachher den Bischöfen ihre Theile ganz abfolgen zu
lassen. Hierauf machten sich gleich alle Männer der Kirche auf, und beriefen von
ihren Liven und Letten ein Heer, nebst den Rigischen und Ordensbrüdern,
rückten in Saccala und liessen sich mit frühem Morgen bey dem Schloß Viliende
sehen. Die Esthen fielen auch aus, und fochten mit ihnen bis um drey Uhr, sie
wandten sich aber weg, vertheilten ihre Armee auf alle Dörfer, plünderten im
Lande, nahmen und schlugen todt, so viel sie nur funden, zogen ihr Heer wieder zu-
sammen, wandten sich nach Liefland zu dem Schloß an der Pala, und klopften
sich da drey Tage mit ihnen herum; ein Theil ging über die Pale, plünderten und
sengten in ganz Nurmegunde, machten da viele nieder, kamen endlich wieder zu
den Jhrigen, und kehrten mit gesamter Armee wieder nach Liefland. Allen Män-
nern, die sie gefangen weggeführet, schlugen sie die Köpfe ab, damit an den Ueber-
tretern und an diesen untreuen Nationen Rache verübet würde. Nach Theilung
ihrer Beute lobten sie den, der da allezeit gelobt ist.



Des

Geſchichte des 3ten Biſchof Alberts, 24ſtes Jahr, von 1221 bis 1222.
1221nen einen Ausfal, ſchlugen ſich mit jenen, und GOtt trieb die Eſthen in die
Flucht; viele von ihnen blieben auch, ſo von den Chriſten umgebracht wurden,
die andern entflohen. Die Chriſten nahmen ihre Ochſen und Pferde und viele
Beute, und lobten GOtt, der ſie auch dismal aus ſo groſſem Ungluͤck erloͤſet hat.

§. 12.

Wie nun die Letten alles Ungluͤck ſahen, ſo die Eſthen wider Liefland
im Schilde fuͤhrten, fingen ſie auch an mit den Eſthen anzubinden; Denn Ra-
meko
mit ſeinen Leuten und Warigerbe mit andern Letten gingen nach Ungan-
nien,
pluͤnderten die Doͤrfer, nahmen die Leute gefangen, brachten ſie um, und
machten viele Beute. Wie dieſe zuruͤckgingen, kamen wieder andre an, und mach-
ten es eben ſo arg. Ebenfals ſetzten die Eſthen den Letten nach, brachen in
Lettland ein, und veruͤbten gleichen Schaden.

§. 13.

Nach dieſem gingen die Ordensbruͤder nach Ungannien, pluͤnderten einige
Doͤrfer aus, zuͤndeten ſie an, und vergolten den Eſthen ein gleiches. Wie ſie nun
nach Riga kamen, baten ſie die Maͤnner des Biſchofs und alle Deutſche, ſie
moͤchten ihnen doch gegen die Grauſamkeit der Eſthen zu Huͤlfe kommen. Dieſe
aber antworteten alle aus einem Munde: Wenn ihr wollet der Kirche der heili-
gen Jungfrau Maria und dem Rigiſchen Biſchof ihr Drittel in Eſthland laſ-
ſen, und dem Biſchof Hermann ſein drittes Theil wieder frey geben, und ihr
mit eurem Drittel zu frieden ſeyn: ſo wollen wir euch gerne Huͤlfe verſchaf-
fen.
Sie gelobten auch an, nachher den Biſchoͤfen ihre Theile ganz abfolgen zu
laſſen. Hierauf machten ſich gleich alle Maͤnner der Kirche auf, und beriefen von
ihren Liven und Letten ein Heer, nebſt den Rigiſchen und Ordensbruͤdern,
ruͤckten in Saccala und lieſſen ſich mit fruͤhem Morgen bey dem Schloß Viliende
ſehen. Die Eſthen fielen auch aus, und fochten mit ihnen bis um drey Uhr, ſie
wandten ſich aber weg, vertheilten ihre Armee auf alle Doͤrfer, pluͤnderten im
Lande, nahmen und ſchlugen todt, ſo viel ſie nur funden, zogen ihr Heer wieder zu-
ſammen, wandten ſich nach Liefland zu dem Schloß an der Pala, und klopften
ſich da drey Tage mit ihnen herum; ein Theil ging uͤber die Pale, pluͤnderten und
ſengten in ganz Nurmegunde, machten da viele nieder, kamen endlich wieder zu
den Jhrigen, und kehrten mit geſamter Armee wieder nach Liefland. Allen Maͤn-
nern, die ſie gefangen weggefuͤhret, ſchlugen ſie die Koͤpfe ab, damit an den Ueber-
tretern und an dieſen untreuen Nationen Rache veruͤbet wuͤrde. Nach Theilung
ihrer Beute lobten ſie den, der da allezeit gelobt iſt.



Des
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[184/0216] Geſchichte des 3ten Biſchof Alberts, 24ſtes Jahr, von 1221 bis 1222. nen einen Ausfal, ſchlugen ſich mit jenen, und GOtt trieb die Eſthen in die Flucht; viele von ihnen blieben auch, ſo von den Chriſten umgebracht wurden, die andern entflohen. Die Chriſten nahmen ihre Ochſen und Pferde und viele Beute, und lobten GOtt, der ſie auch dismal aus ſo groſſem Ungluͤck erloͤſet hat. 1221 §. 12. Wie nun die Letten alles Ungluͤck ſahen, ſo die Eſthen wider Liefland im Schilde fuͤhrten, fingen ſie auch an mit den Eſthen anzubinden; Denn Ra- meko mit ſeinen Leuten und Warigerbe mit andern Letten gingen nach Ungan- nien, pluͤnderten die Doͤrfer, nahmen die Leute gefangen, brachten ſie um, und machten viele Beute. Wie dieſe zuruͤckgingen, kamen wieder andre an, und mach- ten es eben ſo arg. Ebenfals ſetzten die Eſthen den Letten nach, brachen in Lettland ein, und veruͤbten gleichen Schaden. §. 13. Nach dieſem gingen die Ordensbruͤder nach Ungannien, pluͤnderten einige Doͤrfer aus, zuͤndeten ſie an, und vergolten den Eſthen ein gleiches. Wie ſie nun nach Riga kamen, baten ſie die Maͤnner des Biſchofs und alle Deutſche, ſie moͤchten ihnen doch gegen die Grauſamkeit der Eſthen zu Huͤlfe kommen. Dieſe aber antworteten alle aus einem Munde: Wenn ihr wollet der Kirche der heili- gen Jungfrau Maria und dem Rigiſchen Biſchof ihr Drittel in Eſthland laſ- ſen, und dem Biſchof Hermann ſein drittes Theil wieder frey geben, und ihr mit eurem Drittel zu frieden ſeyn: ſo wollen wir euch gerne Huͤlfe verſchaf- fen. Sie gelobten auch an, nachher den Biſchoͤfen ihre Theile ganz abfolgen zu laſſen. Hierauf machten ſich gleich alle Maͤnner der Kirche auf, und beriefen von ihren Liven und Letten ein Heer, nebſt den Rigiſchen und Ordensbruͤdern, ruͤckten in Saccala und lieſſen ſich mit fruͤhem Morgen bey dem Schloß Viliende ſehen. Die Eſthen fielen auch aus, und fochten mit ihnen bis um drey Uhr, ſie wandten ſich aber weg, vertheilten ihre Armee auf alle Doͤrfer, pluͤnderten im Lande, nahmen und ſchlugen todt, ſo viel ſie nur funden, zogen ihr Heer wieder zu- ſammen, wandten ſich nach Liefland zu dem Schloß an der Pala, und klopften ſich da drey Tage mit ihnen herum; ein Theil ging uͤber die Pale, pluͤnderten und ſengten in ganz Nurmegunde, machten da viele nieder, kamen endlich wieder zu den Jhrigen, und kehrten mit geſamter Armee wieder nach Liefland. Allen Maͤn- nern, die ſie gefangen weggefuͤhret, ſchlugen ſie die Koͤpfe ab, damit an den Ueber- tretern und an dieſen untreuen Nationen Rache veruͤbet wuͤrde. Nach Theilung ihrer Beute lobten ſie den, der da allezeit gelobt iſt. Des

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/216>, abgerufen am 29.03.2024.