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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1223 bis 1224.
Sohn Otto. Diese Grafen hatten aber ihre Vasallen, und hatten einen Adel aufzu-1223
weisen, der mit den ältesten um den Vorzug streiten konte. Siehe Arnolden von Lü-
bek
libr. 6 c. 15 n. 1; das Weingartensche Chronicon c. 3. Doch sind diese nicht
allein so genent worden, wenn sie es ja so heissen; massen diese Ehre auch andern wi-
derfahren, die in dieser Stadt das Amt eines Advocaten führten. Mir schwebt eben
jetzo vor Augen eine geschriebene Urkunde von Anno 1280, darunter als Zeugen stehen
Otto Magnus von Lüneburg und sein Bruder Gerhard. Dieses Grote (Magnus)
von Lüneburg Zuname ruhet auf keinem andern, als vorbesagtem Grunde. Ein
Welfe war er gewiß nicht, und konte es auch nicht seyn.
§. 9.

Die Brüder der Ritterschaft aber gingen nach Saccala, und weil sie
das Schloß Viliende inne hatten; so fingen sie an dasselbe mehr zu bevestigen.
Sie setzten auch Priester an den Kirchen, schlugen ihnen zulängliche Einkünfte zu,
so wol an Getreide als Ländereyen, und empfingen ebenfals den Zehnden von
den Esthen. Ueberdem erhielten sie volständige und gänzliche Gnugthuung für
alles ihnen entwandte, und für den ihnen zugefügten Schaden so wol in Un-
gannien
als in Saccala. Sie theilten auch Wayga, und schlugen die Helfte
nach Ungannien; die andre Helfte mit Saccala, Normegunda und Mo-
cha
behielten sie vor sich. Die Russen von Nogarden und Plescekowe
schickten hierauf Gesandte nach Riga, und baten um Frieden. Die Rigischen
nahmen sie an, machten mit ihnen Friede, und gaben ihnen den Tribut wieder
aus, den sie allezeit in Tholowa gehabt hatten. Die Letten aber von Tho-
lowa
theilte der Bischof mit seinen Ordensbrüdern; zwey Theile nahm der
Bischof, den dritten ließ er den Ordensbrüdern über.

Des Bischof Alberts sieben und zwanzigstes Jahr,
vom Jahr Christi 1224 bis 1225.
§. 1

Als das sieben und zwanzigste Jahr des Bischofs eintrat, so hatte Lief-1224
land
einen geruhigen Frieden. Denn nach Eroberung des sehr vesten
Schlosses Tarbat und nach Hinrichtung aller Esthen und Russen
mit samt ihrem Könige, überfiel die Furcht vor den Rigischen und
Deutschen alle benachbarte Lande und herumliegende Völker. Deswegen schick-
ten alle ihre Abgeordneten mit Geschenken nach Riga, so wol die Russen, als
die Esthen am Strande, die Oeseler, Semgallen und Curen; ingleichen
die Litthauer, welche alle um Friede und Bündniß baten, weil sie bange
waren, es möchte ihnen eben so, wie denen in Tarbat gehen. Die Rigischen
nahmen sie auch an, und gaben allen Friede, die sie nur darum baten, und das
Land hatte Ruhe in ihrem Angesicht. Es gingen gleichermassen die Esthen aus
ihren Schlössern, und baueten ihre abgebranten Dörfer und Kirchen wieder auf;
ebenfals krochen die Liven und Letten aus ihren Löchern im Busche, darinne sie
sich zur Kriegeszeit schon viele Jahre verborgen gehalten, jeder kehrte in sein Dorf,
und zu seinen Aeckern, und alle pflügten und säeten in der grösten Sicherheit, die
sie auf vierzig Jahr a) vorher nicht offenbar gehabt, weil ihnen die Litthauer
und andre Völker so wol vor der Predigt des göttlichen Worts in Liefland, als
nach ihrer Taufe niemals Ruhe und Sicherheit gelassen hatten. Nunmehro aber
von dieser Zeit an und von diesem Jahre an, fingen sie an zu ruhen, und wurden
ihrer Felder und ihrer Arbeit wieder froh, indem niemand sie erschreckte. Und
weil sie im christlichen Glauben mehr Einsicht bekamen, bekanten sie JEsum
Christum
den Sohn GOttes, der nach betrübten Kriegen, nach vieler Hin-

richtung
E e e
von 1223 bis 1224.
Sohn Otto. Dieſe Grafen hatten aber ihre Vaſallen, und hatten einen Adel aufzu-1223
weiſen, der mit den aͤlteſten um den Vorzug ſtreiten konte. Siehe Arnolden von Luͤ-
bek
libr. 6 c. 15 n. 1; das Weingartenſche Chronicon c. 3. Doch ſind dieſe nicht
allein ſo genent worden, wenn ſie es ja ſo heiſſen; maſſen dieſe Ehre auch andern wi-
derfahren, die in dieſer Stadt das Amt eines Advocaten fuͤhrten. Mir ſchwebt eben
jetzo vor Augen eine geſchriebene Urkunde von Anno 1280, darunter als Zeugen ſtehen
Otto Magnus von Luͤneburg und ſein Bruder Gerhard. Dieſes Grote (Magnus)
von Luͤneburg Zuname ruhet auf keinem andern, als vorbeſagtem Grunde. Ein
Welfe war er gewiß nicht, und konte es auch nicht ſeyn.
§. 9.

Die Bruͤder der Ritterſchaft aber gingen nach Saccala, und weil ſie
das Schloß Viliende inne hatten; ſo fingen ſie an daſſelbe mehr zu beveſtigen.
Sie ſetzten auch Prieſter an den Kirchen, ſchlugen ihnen zulaͤngliche Einkuͤnfte zu,
ſo wol an Getreide als Laͤndereyen, und empfingen ebenfals den Zehnden von
den Eſthen. Ueberdem erhielten ſie volſtaͤndige und gaͤnzliche Gnugthuung fuͤr
alles ihnen entwandte, und fuͤr den ihnen zugefuͤgten Schaden ſo wol in Un-
gannien
als in Saccala. Sie theilten auch Wayga, und ſchlugen die Helfte
nach Ungannien; die andre Helfte mit Saccala, Normegunda und Mo-
cha
behielten ſie vor ſich. Die Ruſſen von Nogarden und Plescekowe
ſchickten hierauf Geſandte nach Riga, und baten um Frieden. Die Rigiſchen
nahmen ſie an, machten mit ihnen Friede, und gaben ihnen den Tribut wieder
aus, den ſie allezeit in Tholowa gehabt hatten. Die Letten aber von Tho-
lowa
theilte der Biſchof mit ſeinen Ordensbruͤdern; zwey Theile nahm der
Biſchof, den dritten ließ er den Ordensbruͤdern uͤber.

Des Biſchof Alberts ſieben und zwanzigſtes Jahr,
vom Jahr Chriſti 1224 bis 1225.
§. 1

Als das ſieben und zwanzigſte Jahr des Biſchofs eintrat, ſo hatte Lief-1224
land
einen geruhigen Frieden. Denn nach Eroberung des ſehr veſten
Schloſſes Tarbat und nach Hinrichtung aller Eſthen und Ruſſen
mit ſamt ihrem Koͤnige, uͤberfiel die Furcht vor den Rigiſchen und
Deutſchen alle benachbarte Lande und herumliegende Voͤlker. Deswegen ſchick-
ten alle ihre Abgeordneten mit Geſchenken nach Riga, ſo wol die Ruſſen, als
die Eſthen am Strande, die Oeſeler, Semgallen und Curen; ingleichen
die Litthauer, welche alle um Friede und Buͤndniß baten, weil ſie bange
waren, es moͤchte ihnen eben ſo, wie denen in Tarbat gehen. Die Rigiſchen
nahmen ſie auch an, und gaben allen Friede, die ſie nur darum baten, und das
Land hatte Ruhe in ihrem Angeſicht. Es gingen gleichermaſſen die Eſthen aus
ihren Schloͤſſern, und baueten ihre abgebranten Doͤrfer und Kirchen wieder auf;
ebenfals krochen die Liven und Letten aus ihren Loͤchern im Buſche, darinne ſie
ſich zur Kriegeszeit ſchon viele Jahre verborgen gehalten, jeder kehrte in ſein Dorf,
und zu ſeinen Aeckern, und alle pfluͤgten und ſaͤeten in der groͤſten Sicherheit, die
ſie auf vierzig Jahr a) vorher nicht offenbar gehabt, weil ihnen die Litthauer
und andre Voͤlker ſo wol vor der Predigt des goͤttlichen Worts in Liefland, als
nach ihrer Taufe niemals Ruhe und Sicherheit gelaſſen hatten. Nunmehro aber
von dieſer Zeit an und von dieſem Jahre an, fingen ſie an zu ruhen, und wurden
ihrer Felder und ihrer Arbeit wieder froh, indem niemand ſie erſchreckte. Und
weil ſie im chriſtlichen Glauben mehr Einſicht bekamen, bekanten ſie JEſum
Chriſtum
den Sohn GOttes, der nach betruͤbten Kriegen, nach vieler Hin-

richtung
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[201/0233] von 1223 bis 1224. i⁾ Sohn Otto. Dieſe Grafen hatten aber ihre Vaſallen, und hatten einen Adel aufzu- weiſen, der mit den aͤlteſten um den Vorzug ſtreiten konte. Siehe Arnolden von Luͤ- bek libr. 6 c. 15 n. 1; das Weingartenſche Chronicon c. 3. Doch ſind dieſe nicht allein ſo genent worden, wenn ſie es ja ſo heiſſen; maſſen dieſe Ehre auch andern wi- derfahren, die in dieſer Stadt das Amt eines Advocaten fuͤhrten. Mir ſchwebt eben jetzo vor Augen eine geſchriebene Urkunde von Anno 1280, darunter als Zeugen ſtehen Otto Magnus von Luͤneburg und ſein Bruder Gerhard. Dieſes Grote (Magnus) von Luͤneburg Zuname ruhet auf keinem andern, als vorbeſagtem Grunde. Ein Welfe war er gewiß nicht, und konte es auch nicht ſeyn. §. 9. Die Bruͤder der Ritterſchaft aber gingen nach Saccala, und weil ſie das Schloß Viliende inne hatten; ſo fingen ſie an daſſelbe mehr zu beveſtigen. Sie ſetzten auch Prieſter an den Kirchen, ſchlugen ihnen zulaͤngliche Einkuͤnfte zu, ſo wol an Getreide als Laͤndereyen, und empfingen ebenfals den Zehnden von den Eſthen. Ueberdem erhielten ſie volſtaͤndige und gaͤnzliche Gnugthuung fuͤr alles ihnen entwandte, und fuͤr den ihnen zugefuͤgten Schaden ſo wol in Un- gannien als in Saccala. Sie theilten auch Wayga, und ſchlugen die Helfte nach Ungannien; die andre Helfte mit Saccala, Normegunda und Mo- cha behielten ſie vor ſich. Die Ruſſen von Nogarden und Plescekowe ſchickten hierauf Geſandte nach Riga, und baten um Frieden. Die Rigiſchen nahmen ſie an, machten mit ihnen Friede, und gaben ihnen den Tribut wieder aus, den ſie allezeit in Tholowa gehabt hatten. Die Letten aber von Tho- lowa theilte der Biſchof mit ſeinen Ordensbruͤdern; zwey Theile nahm der Biſchof, den dritten ließ er den Ordensbruͤdern uͤber. Des Biſchof Alberts ſieben und zwanzigſtes Jahr, vom Jahr Chriſti 1224 bis 1225. §. 1 Als das ſieben und zwanzigſte Jahr des Biſchofs eintrat, ſo hatte Lief- land einen geruhigen Frieden. Denn nach Eroberung des ſehr veſten Schloſſes Tarbat und nach Hinrichtung aller Eſthen und Ruſſen mit ſamt ihrem Koͤnige, uͤberfiel die Furcht vor den Rigiſchen und Deutſchen alle benachbarte Lande und herumliegende Voͤlker. Deswegen ſchick- ten alle ihre Abgeordneten mit Geſchenken nach Riga, ſo wol die Ruſſen, als die Eſthen am Strande, die Oeſeler, Semgallen und Curen; ingleichen die Litthauer, welche alle um Friede und Buͤndniß baten, weil ſie bange waren, es moͤchte ihnen eben ſo, wie denen in Tarbat gehen. Die Rigiſchen nahmen ſie auch an, und gaben allen Friede, die ſie nur darum baten, und das Land hatte Ruhe in ihrem Angeſicht. Es gingen gleichermaſſen die Eſthen aus ihren Schloͤſſern, und baueten ihre abgebranten Doͤrfer und Kirchen wieder auf; ebenfals krochen die Liven und Letten aus ihren Loͤchern im Buſche, darinne ſie ſich zur Kriegeszeit ſchon viele Jahre verborgen gehalten, jeder kehrte in ſein Dorf, und zu ſeinen Aeckern, und alle pfluͤgten und ſaͤeten in der groͤſten Sicherheit, die ſie auf vierzig Jahr a⁾ vorher nicht offenbar gehabt, weil ihnen die Litthauer und andre Voͤlker ſo wol vor der Predigt des goͤttlichen Worts in Liefland, als nach ihrer Taufe niemals Ruhe und Sicherheit gelaſſen hatten. Nunmehro aber von dieſer Zeit an und von dieſem Jahre an, fingen ſie an zu ruhen, und wurden ihrer Felder und ihrer Arbeit wieder froh, indem niemand ſie erſchreckte. Und weil ſie im chriſtlichen Glauben mehr Einſicht bekamen, bekanten ſie JEſum Chriſtum den Sohn GOttes, der nach betruͤbten Kriegen, nach vieler Hin- richtung E e e

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/233>, abgerufen am 29.03.2024.