Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
von 1184. bis 1196.
zählet vorerwehnter Erich l. c. p. 99, daß der Schwedische König Canut schon Anno1196
1192. Todes verblichen, dem es Ioh. Magnus Histor. Goth. lib. 19 c. 9 p. 603 so
nachschreibet. Claudius Oernhiaelm aber hist. Suec. eccles. lib. 4. c. 7 erweiset es aus
beygebrachten Urkunden, daß er sein Leben bis 1199 gebracht, und schliesset, die Schwe-
den
und Dänen hätten gegen die Esthen den Krieg gemeinschaftlich geführet; ob er
gleich auch von diesem Feldzuge nichts weiß, wenn er n. 67 schreibet: Canutus war
zu frieden, daß er dieses Unglück (die Esthen, die in Schweden eingefallen waren,) von
seinem Lande abgehalten hatte, und traute sich aus Furcht vor den einheimischen Compe-
tenten nicht sein Rachschwerdt auswerts gegen die Länder dieser Räuber auszuziehen.
y) Man kan leicht sehen, daß aus Versehen des Abschreibers die Worte: Rediit in ter-
ram
*) suam, die unten ofte vorkommen, hier ausgelassen seyn.
§. 14.

Während der Zeit ward der Bischof Meinhard, gottseliges Gedächtnisses, nach
vielen ausgestandnen Beschwerden und Kummer bettlägerig, und da er sein Ende
merkte, so ließ er alle Aeltesten von Liefland und Thoreida vor sich kommen, und
befragte sie, ob sie nach seinem Tode ohne Bischof bleiben wolten. Diese aber ant-
worteten einmüthig, sie wollten lieber wieder einen Bischof und Vater haben.
Kurze Zeit darauf ist der Bischof verschieden z).

z) Nemlich 1196, weil seines Amtsfolgers Tod, der im Julius 1198 erfolget, ins ander
Jahr seines Bisthums gesetzet wird. Wenn man das zum Grunde setzet, so hat
Meinhard sein Leben nicht über besagtes 1196 Jahr bringen noch seine Grabschrift
falsch seyn können. Die Fasti sacri Colonienses bey Gelen. de magnitud. Colon. p.
713 haben den 19 Cal. Sept. zum Todestage, so der 14te August ist.


Ge-
*) Jn dem Revelschen Manuscript heist es: Vela sustollens diuertit in molestiam Teutonicorum; in
dem Rigischen stehen die Worte: Abiit in patriam, am Ende eingeschlossen.
D 2
von 1184. bis 1196.
zaͤhlet vorerwehnter Erich l. c. p. 99, daß der Schwediſche Koͤnig Canut ſchon Anno1196
1192. Todes verblichen, dem es Ioh. Magnus Hiſtor. Goth. lib. 19 c. 9 p. 603 ſo
nachſchreibet. Claudius Oernhiaelm aber hiſt. Suec. eccleſ. lib. 4. c. 7 erweiſet es aus
beygebrachten Urkunden, daß er ſein Leben bis 1199 gebracht, und ſchlieſſet, die Schwe-
den
und Daͤnen haͤtten gegen die Eſthen den Krieg gemeinſchaftlich gefuͤhret; ob er
gleich auch von dieſem Feldzuge nichts weiß, wenn er n. 67 ſchreibet: Canutus war
zu frieden, daß er dieſes Ungluͤck (die Eſthen, die in Schweden eingefallen waren,) von
ſeinem Lande abgehalten hatte, und traute ſich aus Furcht vor den einheimiſchen Compe-
tenten nicht ſein Rachſchwerdt auswerts gegen die Laͤnder dieſer Raͤuber auszuziehen.
y) Man kan leicht ſehen, daß aus Verſehen des Abſchreibers die Worte: Rediit in ter-
ram
*) ſuam, die unten ofte vorkommen, hier ausgelaſſen ſeyn.
§. 14.

Waͤhrend der Zeit ward der Biſchof Meinhard, gottſeliges Gedaͤchtniſſes, nach
vielen ausgeſtandnen Beſchwerden und Kummer bettlaͤgerig, und da er ſein Ende
merkte, ſo ließ er alle Aelteſten von Liefland und Thoreida vor ſich kommen, und
befragte ſie, ob ſie nach ſeinem Tode ohne Biſchof bleiben wolten. Dieſe aber ant-
worteten einmuͤthig, ſie wollten lieber wieder einen Biſchof und Vater haben.
Kurze Zeit darauf iſt der Biſchof verſchieden z).

z) Nemlich 1196, weil ſeines Amtsfolgers Tod, der im Julius 1198 erfolget, ins ander
Jahr ſeines Bisthums geſetzet wird. Wenn man das zum Grunde ſetzet, ſo hat
Meinhard ſein Leben nicht uͤber beſagtes 1196 Jahr bringen noch ſeine Grabſchrift
falſch ſeyn koͤnnen. Die Faſti ſacri Colonienſes bey Gelen. de magnitud. Colon. p.
713 haben den 19 Cal. Sept. zum Todestage, ſo der 14te Auguſt iſt.


Ge-
*) Jn dem Revelſchen Manuſcript heiſt es: Vela ſuſtollens diuertit in moleſtiam Teutonicorum; in
dem Rigiſchen ſtehen die Worte: Abiit in patriam, am Ende eingeſchloſſen.
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="x)"><pb facs="#f0047" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von 1184. bis 1196.</hi></fw><lb/>
za&#x0364;hlet vorerwehnter <hi rendition="#fr">Erich</hi> <hi rendition="#aq">l. c. p.</hi> 99, daß der <hi rendition="#fr">Schwedi&#x017F;che</hi> Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">Canut</hi> &#x017F;chon Anno<note place="right">1196</note><lb/>
1192. Todes verblichen, dem es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ioh. Magnus</hi> Hi&#x017F;tor. Goth. lib. 19 c. 9 p.</hi> 603 &#x017F;o<lb/>
nach&#x017F;chreibet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Claudius Oernhiaelm</hi></hi> aber <hi rendition="#aq">hi&#x017F;t. Suec. eccle&#x017F;. lib. 4. c.</hi> 7 erwei&#x017F;et es aus<lb/>
beygebrachten Urkunden, daß er &#x017F;ein Leben bis 1199 gebracht, und &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et, die <hi rendition="#fr">Schwe-<lb/>
den</hi> und <hi rendition="#fr">Da&#x0364;nen</hi> ha&#x0364;tten gegen die <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> den Krieg gemein&#x017F;chaftlich gefu&#x0364;hret; ob er<lb/>
gleich auch von die&#x017F;em Feldzuge nichts weiß, wenn er <hi rendition="#aq">n.</hi> 67 &#x017F;chreibet: <hi rendition="#fr">Canutus</hi> war<lb/>
zu frieden, daß er die&#x017F;es Unglu&#x0364;ck (die <hi rendition="#fr">E&#x017F;then,</hi> die in <hi rendition="#fr">Schweden</hi> eingefallen waren,) von<lb/>
&#x017F;einem Lande abgehalten hatte, und traute &#x017F;ich aus Furcht vor den einheimi&#x017F;chen Compe-<lb/>
tenten nicht &#x017F;ein Rach&#x017F;chwerdt auswerts gegen die La&#x0364;nder die&#x017F;er Ra&#x0364;uber auszuziehen.</note><lb/>
            <note place="end" n="y)">Man kan leicht &#x017F;ehen, daß aus Ver&#x017F;ehen des Ab&#x017F;chreibers die Worte: <hi rendition="#aq">Rediit in ter-<lb/>
ram</hi><note place="foot" n="*)">Jn dem <hi rendition="#fr">Revel&#x017F;chen</hi> Manu&#x017F;cript hei&#x017F;t es: <hi rendition="#aq">Vela &#x017F;u&#x017F;tollens diuertit in mole&#x017F;tiam Teutonicorum;</hi> in<lb/>
dem <hi rendition="#fr">Rigi&#x017F;chen</hi> &#x017F;tehen die Worte: <hi rendition="#aq">Abiit in patriam,</hi> am Ende einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</note> <hi rendition="#aq">&#x017F;uam,</hi> die unten ofte vorkommen, hier ausgela&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.</head><lb/>
            <p>Wa&#x0364;hrend der Zeit ward der Bi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Meinhard,</hi> gott&#x017F;eliges Geda&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;es, nach<lb/>
vielen ausge&#x017F;tandnen Be&#x017F;chwerden und Kummer bettla&#x0364;gerig, und da er &#x017F;ein Ende<lb/>
merkte, &#x017F;o ließ er alle Aelte&#x017F;ten von <hi rendition="#fr">Liefland</hi> und <hi rendition="#fr">Thoreida</hi> vor &#x017F;ich kommen, und<lb/>
befragte &#x017F;ie, ob &#x017F;ie nach &#x017F;einem Tode ohne Bi&#x017F;chof bleiben wolten. Die&#x017F;e aber ant-<lb/>
worteten einmu&#x0364;thig, &#x017F;ie wollten lieber wieder einen Bi&#x017F;chof und Vater haben.<lb/>
Kurze Zeit darauf i&#x017F;t der Bi&#x017F;chof ver&#x017F;chieden <note place="end" n="z)"/>.</p><lb/>
            <note place="end" n="z)">Nemlich 1196, weil &#x017F;eines Amtsfolgers Tod, der im Julius 1198 erfolget, ins ander<lb/>
Jahr &#x017F;eines Bisthums ge&#x017F;etzet wird. Wenn man das zum Grunde &#x017F;etzet, &#x017F;o hat<lb/><hi rendition="#fr">Meinhard</hi> &#x017F;ein Leben nicht u&#x0364;ber be&#x017F;agtes 1196 Jahr bringen noch &#x017F;eine Grab&#x017F;chrift<lb/>
fal&#x017F;ch &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Die <hi rendition="#aq">Fa&#x017F;ti &#x017F;acri Colonien&#x017F;es</hi> bey <hi rendition="#aq">Gelen. de magnitud. Colon. p.</hi><lb/>
713 haben den 19 <hi rendition="#aq">Cal. Sept.</hi> zum Todestage, &#x017F;o der 14te Augu&#x017F;t i&#x017F;t.</note>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ge-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0047] von 1184. bis 1196. x⁾ zaͤhlet vorerwehnter Erich l. c. p. 99, daß der Schwediſche Koͤnig Canut ſchon Anno 1192. Todes verblichen, dem es Ioh. Magnus Hiſtor. Goth. lib. 19 c. 9 p. 603 ſo nachſchreibet. Claudius Oernhiaelm aber hiſt. Suec. eccleſ. lib. 4. c. 7 erweiſet es aus beygebrachten Urkunden, daß er ſein Leben bis 1199 gebracht, und ſchlieſſet, die Schwe- den und Daͤnen haͤtten gegen die Eſthen den Krieg gemeinſchaftlich gefuͤhret; ob er gleich auch von dieſem Feldzuge nichts weiß, wenn er n. 67 ſchreibet: Canutus war zu frieden, daß er dieſes Ungluͤck (die Eſthen, die in Schweden eingefallen waren,) von ſeinem Lande abgehalten hatte, und traute ſich aus Furcht vor den einheimiſchen Compe- tenten nicht ſein Rachſchwerdt auswerts gegen die Laͤnder dieſer Raͤuber auszuziehen. y⁾ Man kan leicht ſehen, daß aus Verſehen des Abſchreibers die Worte: Rediit in ter- ram *) ſuam, die unten ofte vorkommen, hier ausgelaſſen ſeyn. §. 14. Waͤhrend der Zeit ward der Biſchof Meinhard, gottſeliges Gedaͤchtniſſes, nach vielen ausgeſtandnen Beſchwerden und Kummer bettlaͤgerig, und da er ſein Ende merkte, ſo ließ er alle Aelteſten von Liefland und Thoreida vor ſich kommen, und befragte ſie, ob ſie nach ſeinem Tode ohne Biſchof bleiben wolten. Dieſe aber ant- worteten einmuͤthig, ſie wollten lieber wieder einen Biſchof und Vater haben. Kurze Zeit darauf iſt der Biſchof verſchieden z⁾ . z⁾ Nemlich 1196, weil ſeines Amtsfolgers Tod, der im Julius 1198 erfolget, ins ander Jahr ſeines Bisthums geſetzet wird. Wenn man das zum Grunde ſetzet, ſo hat Meinhard ſein Leben nicht uͤber beſagtes 1196 Jahr bringen noch ſeine Grabſchrift falſch ſeyn koͤnnen. Die Faſti ſacri Colonienſes bey Gelen. de magnitud. Colon. p. 713 haben den 19 Cal. Sept. zum Todestage, ſo der 14te Auguſt iſt. Ge- *) Jn dem Revelſchen Manuſcript heiſt es: Vela ſuſtollens diuertit in moleſtiam Teutonicorum; in dem Rigiſchen ſtehen die Worte: Abiit in patriam, am Ende eingeſchloſſen. D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/47
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/47>, abgerufen am 28.03.2024.