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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Bertolds, viertes Jahr,
1202nicht sonderlich verschieden sind; so folget daraus, daß Adam unter dem Namen der Jn-
sel Curland nicht Gothland oder Gulland, sondern Oesel verstanden. Weil aber
die Einwohner dieser, noch heutiges Tages Curresaar genanten Jnsel von den ältesten
Zeiten her die Kaperey getrieben; so wollen wirs dem Leser zu beurtheilen überlassen, ob
nicht lieber von dieser, als von den Corsen, der Name Corsare in der Welt bekant wor-
den, wodurch man Seeräuber anzuzeigen pfleget.
§. 2.

Jedoch, da diese es nicht Wort haben, und lieber einen sichern Frieden mit
jenen haben wolten, so wandten sich die Pilger an den Bischof, und begehrten Er-
laubniß sich mit ihnen zu schlagen. Der Bischof bemühete sich daher, als er ihren
Ernst merkte, sie von dem Vorhaben abzuhalten; theils, weil die unter den Hei-
den angelegte Gemeine, die auf ihre Ankunft wartete, ihren Abgang nicht ersetzen
konte; theils weil es möglich war, von den Feinden Schaden zu leiden. Sie aber
drungen bey dieser vortheilhaften Gelegenheit inständigst drauf, und waren von ih-
rem Vorsatz nicht abzubringen, weil sie auf die Barmherzigkeit GOttes ver-
traueten. Sie sagten, zwischen heidnischen Esthen und Liven sey kein Unter-
scheid, und baten, er möchte ihr Flehen erhören und zur Tilgung ihrer Sünden
ihnen dis auflegen. Der Bischof sahe ihre Standhaftigkeit und fand also für rath-
sam, ihnen zu folgen und in die Schlacht zu willigen; weil Gehorsam besser ist
denn Opfer. Deswegen wilfahrte er ihnen, und legte auf ihr Ansuchen ihnen zur
Vergebung der Sünden auf, daß sie als brave Männer wider die Heiden fechten
solten. Daher machten die Pilger alle Anstalt, tapfer für den Namen Christi zu
streiten, legten ihre Waffen an, und machten die Schiffe in Eil zu rechte, mit
denen sie drauf los gehen wolten. Die Esthen (von Oesel) merkten das auf
der andern Seite, und liessen acht Raubschiffe etwas von den andern wegrücken, in
Meinung, sie könten diese Pilger wenn sie in die Mitten kämen einsperren und al-
so die gegen sie gerüsteten Schiffe auch wegkapern. Die Deutschen fielen also
mit einemmale auf sie los, ruderten an zwey Esthnische Kaperschiffe, enterten sie
endlich, hieben auf sechzig Mann darinne nieder, und führten die Schiffe, so mit Glo-
cken, Mesgewandten und Gefangenen Christensklaven beladen waren, nach der
Stadt Wisby. Ein gewisser tapferer Deutscher sprang mit allen Kräften auf
das dritte Raubschif, hielt mit beyden Händen sein blosses Schwerdt, hieb rechts und
links um sich und erlegte zwey und zwanzig Mann von den Feinden. Als er aber
über Vermögen mit diesem Niedermetzeln sich beschäftigte, ward das Segel von acht
Kerlen, die noch drauf übrig waren, in die Höhe gezogen, und da der Wind solcher
gestalt drein strich, ward dieser Deutsche Soldat gefangen mit weggeführet, und
wie nachher die Schiffe wieder zusammen kamen, getödtet; das Schif selbst aber
wurde von ohngefähr, oder von ihnen selbst, angesteckt, weil sie keine hinreichende
Mannschaft mehr hatten.

§. 3.

Wie nun dieses so rühmlich und triumphirend volbracht war, so statteten al-
le Pilger dem allmächtigen GOtt für den ihnen verliehenen Sieg Dank ab. Der
Bischof Albert aber schickte die gefangenen Menschen und Güter, so die Heiden
den Dänen entführet hatten, dem Hochwürdigen Herrn Andreas, Erzbischof
von Lunden d) wieder zu.

d) Der Erzbischof von Lunden, Absolon, von dem Albert nach seiner Einsegnung Ge-
schenke empfangen, war Anno 1201 gestorben, und hatte zu seinem Nachfolger diesen An-
dreas,
von dem gleich ein mehrers. Man besehe hier das Chronicon Sialandicum,
so Arnas Magnäus herausgegeben, p. 50.
§. 4.

Die Pilger wolten hierauf nicht länger zu Wisby bleiben, sondern setzten
die angefangne Reise fort und kamen nach Riga. Die damaligen Bürger und
andere, die zu Riga sich aufhielten, freueten sich über ihre Ankunft ungemein,
gingen ihnen entgegen und holten so wol den Bischof, als dessen ganze Reisegesel-
schaft mit den heiligen Reliquien aufs prächtigste ein.

§. 5. Nach
Geſchichte des dritten Biſchof Bertolds, viertes Jahr,
1202nicht ſonderlich verſchieden ſind; ſo folget daraus, daß Adam unter dem Namen der Jn-
ſel Curland nicht Gothland oder Gulland, ſondern Oeſel verſtanden. Weil aber
die Einwohner dieſer, noch heutiges Tages Curreſaar genanten Jnſel von den aͤlteſten
Zeiten her die Kaperey getrieben; ſo wollen wirs dem Leſer zu beurtheilen uͤberlaſſen, ob
nicht lieber von dieſer, als von den Corſen, der Name Corſare in der Welt bekant wor-
den, wodurch man Seeraͤuber anzuzeigen pfleget.
§. 2.

Jedoch, da dieſe es nicht Wort haben, und lieber einen ſichern Frieden mit
jenen haben wolten, ſo wandten ſich die Pilger an den Biſchof, und begehrten Er-
laubniß ſich mit ihnen zu ſchlagen. Der Biſchof bemuͤhete ſich daher, als er ihren
Ernſt merkte, ſie von dem Vorhaben abzuhalten; theils, weil die unter den Hei-
den angelegte Gemeine, die auf ihre Ankunft wartete, ihren Abgang nicht erſetzen
konte; theils weil es moͤglich war, von den Feinden Schaden zu leiden. Sie aber
drungen bey dieſer vortheilhaften Gelegenheit inſtaͤndigſt drauf, und waren von ih-
rem Vorſatz nicht abzubringen, weil ſie auf die Barmherzigkeit GOttes ver-
traueten. Sie ſagten, zwiſchen heidniſchen Eſthen und Liven ſey kein Unter-
ſcheid, und baten, er moͤchte ihr Flehen erhoͤren und zur Tilgung ihrer Suͤnden
ihnen dis auflegen. Der Biſchof ſahe ihre Standhaftigkeit und fand alſo fuͤr rath-
ſam, ihnen zu folgen und in die Schlacht zu willigen; weil Gehorſam beſſer iſt
denn Opfer. Deswegen wilfahrte er ihnen, und legte auf ihr Anſuchen ihnen zur
Vergebung der Suͤnden auf, daß ſie als brave Maͤnner wider die Heiden fechten
ſolten. Daher machten die Pilger alle Anſtalt, tapfer fuͤr den Namen Chriſti zu
ſtreiten, legten ihre Waffen an, und machten die Schiffe in Eil zu rechte, mit
denen ſie drauf los gehen wolten. Die Eſthen (von Oeſel) merkten das auf
der andern Seite, und lieſſen acht Raubſchiffe etwas von den andern wegruͤcken, in
Meinung, ſie koͤnten dieſe Pilger wenn ſie in die Mitten kaͤmen einſperren und al-
ſo die gegen ſie geruͤſteten Schiffe auch wegkapern. Die Deutſchen fielen alſo
mit einemmale auf ſie los, ruderten an zwey Eſthniſche Kaperſchiffe, enterten ſie
endlich, hieben auf ſechzig Mann darinne nieder, und fuͤhrten die Schiffe, ſo mit Glo-
cken, Mesgewandten und Gefangenen Chriſtenſklaven beladen waren, nach der
Stadt Wisby. Ein gewiſſer tapferer Deutſcher ſprang mit allen Kraͤften auf
das dritte Raubſchif, hielt mit beyden Haͤnden ſein bloſſes Schwerdt, hieb rechts und
links um ſich und erlegte zwey und zwanzig Mann von den Feinden. Als er aber
uͤber Vermoͤgen mit dieſem Niedermetzeln ſich beſchaͤftigte, ward das Segel von acht
Kerlen, die noch drauf uͤbrig waren, in die Hoͤhe gezogen, und da der Wind ſolcher
geſtalt drein ſtrich, ward dieſer Deutſche Soldat gefangen mit weggefuͤhret, und
wie nachher die Schiffe wieder zuſammen kamen, getoͤdtet; das Schif ſelbſt aber
wurde von ohngefaͤhr, oder von ihnen ſelbſt, angeſteckt, weil ſie keine hinreichende
Mannſchaft mehr hatten.

§. 3.

Wie nun dieſes ſo ruͤhmlich und triumphirend volbracht war, ſo ſtatteten al-
le Pilger dem allmaͤchtigen GOtt fuͤr den ihnen verliehenen Sieg Dank ab. Der
Biſchof Albert aber ſchickte die gefangenen Menſchen und Guͤter, ſo die Heiden
den Daͤnen entfuͤhret hatten, dem Hochwuͤrdigen Herrn Andreas, Erzbiſchof
von Lunden d) wieder zu.

d) Der Erzbiſchof von Lunden, Abſolon, von dem Albert nach ſeiner Einſegnung Ge-
ſchenke empfangen, war Anno 1201 geſtorben, und hatte zu ſeinem Nachfolger dieſen An-
dreas,
von dem gleich ein mehrers. Man beſehe hier das Chronicon Sialandicum,
ſo Arnas Magnaͤus herausgegeben, p. 50.
§. 4.

Die Pilger wolten hierauf nicht laͤnger zu Wisby bleiben, ſondern ſetzten
die angefangne Reiſe fort und kamen nach Riga. Die damaligen Buͤrger und
andere, die zu Riga ſich aufhielten, freueten ſich uͤber ihre Ankunft ungemein,
gingen ihnen entgegen und holten ſo wol den Biſchof, als deſſen ganze Reiſegeſel-
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§. 5. Nach
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[34/0066] Geſchichte des dritten Biſchof Bertolds, viertes Jahr, c⁾ nicht ſonderlich verſchieden ſind; ſo folget daraus, daß Adam unter dem Namen der Jn- ſel Curland nicht Gothland oder Gulland, ſondern Oeſel verſtanden. Weil aber die Einwohner dieſer, noch heutiges Tages Curreſaar genanten Jnſel von den aͤlteſten Zeiten her die Kaperey getrieben; ſo wollen wirs dem Leſer zu beurtheilen uͤberlaſſen, ob nicht lieber von dieſer, als von den Corſen, der Name Corſare in der Welt bekant wor- den, wodurch man Seeraͤuber anzuzeigen pfleget. §. 2. Jedoch, da dieſe es nicht Wort haben, und lieber einen ſichern Frieden mit jenen haben wolten, ſo wandten ſich die Pilger an den Biſchof, und begehrten Er- laubniß ſich mit ihnen zu ſchlagen. Der Biſchof bemuͤhete ſich daher, als er ihren Ernſt merkte, ſie von dem Vorhaben abzuhalten; theils, weil die unter den Hei- den angelegte Gemeine, die auf ihre Ankunft wartete, ihren Abgang nicht erſetzen konte; theils weil es moͤglich war, von den Feinden Schaden zu leiden. Sie aber drungen bey dieſer vortheilhaften Gelegenheit inſtaͤndigſt drauf, und waren von ih- rem Vorſatz nicht abzubringen, weil ſie auf die Barmherzigkeit GOttes ver- traueten. Sie ſagten, zwiſchen heidniſchen Eſthen und Liven ſey kein Unter- ſcheid, und baten, er moͤchte ihr Flehen erhoͤren und zur Tilgung ihrer Suͤnden ihnen dis auflegen. Der Biſchof ſahe ihre Standhaftigkeit und fand alſo fuͤr rath- ſam, ihnen zu folgen und in die Schlacht zu willigen; weil Gehorſam beſſer iſt denn Opfer. Deswegen wilfahrte er ihnen, und legte auf ihr Anſuchen ihnen zur Vergebung der Suͤnden auf, daß ſie als brave Maͤnner wider die Heiden fechten ſolten. Daher machten die Pilger alle Anſtalt, tapfer fuͤr den Namen Chriſti zu ſtreiten, legten ihre Waffen an, und machten die Schiffe in Eil zu rechte, mit denen ſie drauf los gehen wolten. Die Eſthen (von Oeſel) merkten das auf der andern Seite, und lieſſen acht Raubſchiffe etwas von den andern wegruͤcken, in Meinung, ſie koͤnten dieſe Pilger wenn ſie in die Mitten kaͤmen einſperren und al- ſo die gegen ſie geruͤſteten Schiffe auch wegkapern. Die Deutſchen fielen alſo mit einemmale auf ſie los, ruderten an zwey Eſthniſche Kaperſchiffe, enterten ſie endlich, hieben auf ſechzig Mann darinne nieder, und fuͤhrten die Schiffe, ſo mit Glo- cken, Mesgewandten und Gefangenen Chriſtenſklaven beladen waren, nach der Stadt Wisby. Ein gewiſſer tapferer Deutſcher ſprang mit allen Kraͤften auf das dritte Raubſchif, hielt mit beyden Haͤnden ſein bloſſes Schwerdt, hieb rechts und links um ſich und erlegte zwey und zwanzig Mann von den Feinden. Als er aber uͤber Vermoͤgen mit dieſem Niedermetzeln ſich beſchaͤftigte, ward das Segel von acht Kerlen, die noch drauf uͤbrig waren, in die Hoͤhe gezogen, und da der Wind ſolcher geſtalt drein ſtrich, ward dieſer Deutſche Soldat gefangen mit weggefuͤhret, und wie nachher die Schiffe wieder zuſammen kamen, getoͤdtet; das Schif ſelbſt aber wurde von ohngefaͤhr, oder von ihnen ſelbſt, angeſteckt, weil ſie keine hinreichende Mannſchaft mehr hatten. §. 3. Wie nun dieſes ſo ruͤhmlich und triumphirend volbracht war, ſo ſtatteten al- le Pilger dem allmaͤchtigen GOtt fuͤr den ihnen verliehenen Sieg Dank ab. Der Biſchof Albert aber ſchickte die gefangenen Menſchen und Guͤter, ſo die Heiden den Daͤnen entfuͤhret hatten, dem Hochwuͤrdigen Herrn Andreas, Erzbiſchof von Lunden d⁾ wieder zu. d⁾ Der Erzbiſchof von Lunden, Abſolon, von dem Albert nach ſeiner Einſegnung Ge- ſchenke empfangen, war Anno 1201 geſtorben, und hatte zu ſeinem Nachfolger dieſen An- dreas, von dem gleich ein mehrers. Man beſehe hier das Chronicon Sialandicum, ſo Arnas Magnaͤus herausgegeben, p. 50. §. 4. Die Pilger wolten hierauf nicht laͤnger zu Wisby bleiben, ſondern ſetzten die angefangne Reiſe fort und kamen nach Riga. Die damaligen Buͤrger und andere, die zu Riga ſich aufhielten, freueten ſich uͤber ihre Ankunft ungemein, gingen ihnen entgegen und holten ſo wol den Biſchof, als deſſen ganze Reiſegeſel- ſchaft mit den heiligen Reliquien aufs praͤchtigſte ein. §. 5. Nach

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/66>, abgerufen am 28.03.2024.