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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
Der vierzigste Ordensmeister in Liefland,
deutschen Ordens,
Johan Wolthus von Fersen a).
1470

Sein gar kurzes Regiment von anderthalb Jahren hat ihn ausser eini-
gen Lehnbriefen wenig bekant werden lassen, wie denn auch sein
friedfertiges Naturel ihm den Argwohn zuzog, daß er mit den Rus-
sen
einige Tractaten pflöge. Man nahm ihn kurz vor Ostern zu
1471Helmet beim Kopf, und brachte ihn nach Wenden, wo er sich im Gefängnis
mit seinem guten Gewissen tröstete und nach einiger Zeit den Geist aufgab.



Der
a) Chyträus nennet ihn Woldthusen; die zweite Handschrift von Herrmeistern,
Wolckhusen; Ceumern, Wusthusen; Henninges, von Wolthausen; Prä-
torius,
von Walthausen; Schurzfleisch, Volthusen; andre von Herse. Jn
dem Schenckungsbriefe vieler ledigen Plätze an und auf dem Berge an die Pfarrkirche
zu Goldingen führt er den Beinamen von Hartze. Da die Jahrzahl bey den Ge-
schichtschreibern etliche Jahr zu früh angegeben wird, der Herr Präpositus Kelch auch
S. 143 schon vom Jahr 1471 einen Lehnbrief an Goswin Döhnhoffen aufweiset, in
selbigem Jahr aber derselbe Brief von Bernharden von der Borg ausgestellet wor-
den; so ist Herr Präpositus Kelch auf die Muthmassung gefallen, als ob in Liefland
damals ein zweiköpfiges Regiment gewesen, und Wolthusen nur von etlichen zum Or-
denshaupte erwehlet worden. Es ist wahr, daß der Ordensmeister in alten Zeiten ei-
nen Vicemeister gehabt, wie in dem ersten Theil beim Jahr 1211 ein Rodolf vorkomt.
Allein dieses Amt fiel nachher dem Landmarschal zu, welcher sowol, als einige der
vornehmsten Comture, doch nur in Abwesenheit des Meisters, oder bey noch unbesetz-
tem Amte die öffentlichen Documente unter ihrem Jnsiegel ausfertigten. Manchmal
nahmen die Ordensmeister sich noch bey ihren Lebzeiten einen Coadjutor, welcher als-
denn der nächste zur Amtsfolge war, die sonst den Landmarschal oder einen Com-
tur getroffen hätte. Doch bey diesem Falle zwingt uns nichts, der Vermuthung
eines zweiköpfigen Regiments beizupflichten. Denn erstlich ist es schwer zu begreifen,
daß der Orden bey seiner damals einstimmigen Absicht, das erzbischöfliche Ansehen zu
schwächen, sich durch die Uneinigkeit in der Meisterwahl trennen lassen. Zum andern
bezeuget Hiärne, daß Woldhusen nur anderthalb Jahr regieret, und Strubicz
giebt das ihm Schuld gegebene Verständnis mit den Russen zur Ursache seiner Ge-
fangenschaft an. Drittens aber erweisen die noch vorhandenen Briefschaften, daß
Joh. Wolthus als Meister schon 1470 Goswinen von Anrep mit dem Gut Kub-
beschen
belehnet habe; dahingegen Berendt von der Borg erst seine Lehnbriefe un-
ter dem Jahr 1471 Dominica Iudica ausgetheilet. Horner merket an, daß nach
Woldhusens unschuldigen Verhaftnehmung die Gerichte GOttes über Liefland mit
vollen Strömen ausgebrochen. Ein seltenes Beispiel, daß man in der Historie auch
einmal gegen einen Ordensmeister sein Mitleiden bezeugen wollen. Meister Johan
Bülow
schreibt: He starff to Wenden in Thorne, darna hefft Gott dar
Landt sehr gestraffet.
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Der vierzigſte Ordensmeiſter in Liefland,
deutſchen Ordens,
Johan Wolthus von Ferſen a).
1470

Sein gar kurzes Regiment von anderthalb Jahren hat ihn auſſer eini-
gen Lehnbriefen wenig bekant werden laſſen, wie denn auch ſein
friedfertiges Naturel ihm den Argwohn zuzog, daß er mit den Ruſ-
ſen
einige Tractaten pfloͤge. Man nahm ihn kurz vor Oſtern zu
1471Helmet beim Kopf, und brachte ihn nach Wenden, wo er ſich im Gefaͤngnis
mit ſeinem guten Gewiſſen troͤſtete und nach einiger Zeit den Geiſt aufgab.



Der
a) Chytraͤus nennet ihn Woldthuſen; die zweite Handſchrift von Herrmeiſtern,
Wolckhuſen; Ceumern, Wuſthuſen; Henninges, von Wolthauſen; Praͤ-
torius,
von Walthauſen; Schurzfleiſch, Volthuſen; andre von Herſe. Jn
dem Schenckungsbriefe vieler ledigen Plaͤtze an und auf dem Berge an die Pfarrkirche
zu Goldingen fuͤhrt er den Beinamen von Hartze. Da die Jahrzahl bey den Ge-
ſchichtſchreibern etliche Jahr zu fruͤh angegeben wird, der Herr Praͤpoſitus Kelch auch
S. 143 ſchon vom Jahr 1471 einen Lehnbrief an Goswin Doͤhnhoffen aufweiſet, in
ſelbigem Jahr aber derſelbe Brief von Bernharden von der Borg ausgeſtellet wor-
den; ſo iſt Herr Praͤpoſitus Kelch auf die Muthmaſſung gefallen, als ob in Liefland
damals ein zweikoͤpfiges Regiment geweſen, und Wolthuſen nur von etlichen zum Or-
denshaupte erwehlet worden. Es iſt wahr, daß der Ordensmeiſter in alten Zeiten ei-
nen Vicemeiſter gehabt, wie in dem erſten Theil beim Jahr 1211 ein Rodolf vorkomt.
Allein dieſes Amt fiel nachher dem Landmarſchal zu, welcher ſowol, als einige der
vornehmſten Comture, doch nur in Abweſenheit des Meiſters, oder bey noch unbeſetz-
tem Amte die oͤffentlichen Documente unter ihrem Jnſiegel ausfertigten. Manchmal
nahmen die Ordensmeiſter ſich noch bey ihren Lebzeiten einen Coadjutor, welcher als-
denn der naͤchſte zur Amtsfolge war, die ſonſt den Landmarſchal oder einen Com-
tur getroffen haͤtte. Doch bey dieſem Falle zwingt uns nichts, der Vermuthung
eines zweikoͤpfigen Regiments beizupflichten. Denn erſtlich iſt es ſchwer zu begreifen,
daß der Orden bey ſeiner damals einſtimmigen Abſicht, das erzbiſchoͤfliche Anſehen zu
ſchwaͤchen, ſich durch die Uneinigkeit in der Meiſterwahl trennen laſſen. Zum andern
bezeuget Hiaͤrne, daß Woldhuſen nur anderthalb Jahr regieret, und Strubicz
giebt das ihm Schuld gegebene Verſtaͤndnis mit den Ruſſen zur Urſache ſeiner Ge-
fangenſchaft an. Drittens aber erweiſen die noch vorhandenen Briefſchaften, daß
Joh. Wolthus als Meiſter ſchon 1470 Goswinen von Anrep mit dem Gut Kub-
beschen
belehnet habe; dahingegen Berendt von der Borg erſt ſeine Lehnbriefe un-
ter dem Jahr 1471 Dominica Iudica ausgetheilet. Horner merket an, daß nach
Woldhuſens unſchuldigen Verhaftnehmung die Gerichte GOttes uͤber Liefland mit
vollen Stroͤmen ausgebrochen. Ein ſeltenes Beiſpiel, daß man in der Hiſtorie auch
einmal gegen einen Ordensmeiſter ſein Mitleiden bezeugen wollen. Meiſter Johan
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[152/0170] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Der vierzigſte Ordensmeiſter in Liefland, deutſchen Ordens, Johan Wolthus von Ferſen a). Sein gar kurzes Regiment von anderthalb Jahren hat ihn auſſer eini- gen Lehnbriefen wenig bekant werden laſſen, wie denn auch ſein friedfertiges Naturel ihm den Argwohn zuzog, daß er mit den Ruſ- ſen einige Tractaten pfloͤge. Man nahm ihn kurz vor Oſtern zu Helmet beim Kopf, und brachte ihn nach Wenden, wo er ſich im Gefaͤngnis mit ſeinem guten Gewiſſen troͤſtete und nach einiger Zeit den Geiſt aufgab. 1471 Der a) Chytraͤus nennet ihn Woldthuſen; die zweite Handſchrift von Herrmeiſtern, Wolckhuſen; Ceumern, Wuſthuſen; Henninges, von Wolthauſen; Praͤ- torius, von Walthauſen; Schurzfleiſch, Volthuſen; andre von Herſe. Jn dem Schenckungsbriefe vieler ledigen Plaͤtze an und auf dem Berge an die Pfarrkirche zu Goldingen fuͤhrt er den Beinamen von Hartze. Da die Jahrzahl bey den Ge- ſchichtſchreibern etliche Jahr zu fruͤh angegeben wird, der Herr Praͤpoſitus Kelch auch S. 143 ſchon vom Jahr 1471 einen Lehnbrief an Goswin Doͤhnhoffen aufweiſet, in ſelbigem Jahr aber derſelbe Brief von Bernharden von der Borg ausgeſtellet wor- den; ſo iſt Herr Praͤpoſitus Kelch auf die Muthmaſſung gefallen, als ob in Liefland damals ein zweikoͤpfiges Regiment geweſen, und Wolthuſen nur von etlichen zum Or- denshaupte erwehlet worden. Es iſt wahr, daß der Ordensmeiſter in alten Zeiten ei- nen Vicemeiſter gehabt, wie in dem erſten Theil beim Jahr 1211 ein Rodolf vorkomt. Allein dieſes Amt fiel nachher dem Landmarſchal zu, welcher ſowol, als einige der vornehmſten Comture, doch nur in Abweſenheit des Meiſters, oder bey noch unbeſetz- tem Amte die oͤffentlichen Documente unter ihrem Jnſiegel ausfertigten. Manchmal nahmen die Ordensmeiſter ſich noch bey ihren Lebzeiten einen Coadjutor, welcher als- denn der naͤchſte zur Amtsfolge war, die ſonſt den Landmarſchal oder einen Com- tur getroffen haͤtte. Doch bey dieſem Falle zwingt uns nichts, der Vermuthung eines zweikoͤpfigen Regiments beizupflichten. Denn erſtlich iſt es ſchwer zu begreifen, daß der Orden bey ſeiner damals einſtimmigen Abſicht, das erzbiſchoͤfliche Anſehen zu ſchwaͤchen, ſich durch die Uneinigkeit in der Meiſterwahl trennen laſſen. Zum andern bezeuget Hiaͤrne, daß Woldhuſen nur anderthalb Jahr regieret, und Strubicz giebt das ihm Schuld gegebene Verſtaͤndnis mit den Ruſſen zur Urſache ſeiner Ge- fangenſchaft an. Drittens aber erweiſen die noch vorhandenen Briefſchaften, daß Joh. Wolthus als Meiſter ſchon 1470 Goswinen von Anrep mit dem Gut Kub- beschen belehnet habe; dahingegen Berendt von der Borg erſt ſeine Lehnbriefe un- ter dem Jahr 1471 Dominica Iudica ausgetheilet. Horner merket an, daß nach Woldhuſens unſchuldigen Verhaftnehmung die Gerichte GOttes uͤber Liefland mit vollen Stroͤmen ausgebrochen. Ein ſeltenes Beiſpiel, daß man in der Hiſtorie auch einmal gegen einen Ordensmeiſter ſein Mitleiden bezeugen wollen. Meiſter Johan Buͤlow ſchreibt: He ſtarff to Wenden in Thorne, darna hefft Gott dar Landt ſehr geſtraffet.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/170>, abgerufen am 24.04.2024.