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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXII.
chen e f und g h am Zapffen feste anliegen, daß er weder nach B noch C weichen kan,
und damit der Zapffen sich nicht daran zwänge oder reibe, so gehet solche mit dem Zapffen auf
und ab, und daß sie niemahln aus der Ordnung kommen, sind sie an einen gleich-ärmigen
Waage-Balcken n n, welcher in o an einer Achse befestiget ist, mit zwey Ketten ange-
hangen, die Eisen B C aber stehen im Centro oder mit der Spitzen r in zwey Pfannen
i, darhinter ein starckes Eisen, so durch den Balcken E gehet, damit die Pfanne i befesti-
get ist, und mit der Schraube m allezeit kan nahe an den Zapffen gestellet werden, weil gar
viel darauf ankommet, daß diese Eisen allemahl scharff anliegen, denn wo dieses nicht ist, lei-
det der Thurm durch den Ruck oder Schlag, den der Zapffen machet, sehr grossen Schaden.

Weil nun bißhero so viel von der Friction gesaget worden, ist wohl werth zu
fragen:

§. 246.
Welches die leichteste Manier sey eine Last zu bewegen, oder vielmehr
von einem Ort zum andern zu schaffen?

Es ist zwar nichts gemeiners als ein Wagen, die Lasten auf dem Lande fortzuschaffen,
alleine wegen der Friction fället es dennoch schwehr, und kostet viel Mühe und Krafft. Und
ist die Structur des Wagens also beschaffen, daß wenn er keine Friction hätte, nemlich daß
die Räder um ihre Achsen nicht rieben, und allezeit einen so glatten Weg als ein Spiegel, und
zwar horizontal vor sich hätten, auch selbst accurat und perfect rund wären, so müste
auch ein Kind etliche tausend Centner fortziehen können, aber die Friction und Ungleichheit
der Räder und unebene Weg ist die einzige Verhinderung. Nechst dem Rade aber behält
die Waltze den Vorzug, nicht nur weil keine Friction der Achse vorhanden, sondern auch weil
solche breit und nicht so schmahl als ein Wagen-Rad ist, welches dahero aller Orten einschnei-
den kan, ist nun der Boden glatt und eben, als auch die Last, wie hier Fig. II. Tab. XXXII.
so kan mit geringer Krafft eine sehr gewaltige Last fortgebracht werden. Dahero auch jener
Baumeister Ctesiphontes die gewaltigen grossen Säulen zum Tempel zu Epheso, welche
er dem Wagen nicht anvertrauen kunte, als eine Waltze fortgebracht, fast auf solche Art, wie
Fig. III. zu sehen, da er im Centro a Zapffen eingesetzet, und ein Gerüste b c auf diese
Art, doch viel stärcker und verwahrter angefüget, und durch vorgespannte Ochsen fortge-
bracht, wie solches Vitruvius im 10ten Buch und 6ten Capitel seiner Architectur weitläuff-
tig angeführet.

§. 247.

Weil sich aber solche Art nicht mit allen und aller Orten, practiciren lässet, so bleibet
der Wagen doch das gemeinste und bequemste, obschon die Waltze demselben vorgehet, aber
dennoch der Bequemlichkeit des Schlittens, welche solcher bey ebener und harter Schlitten-
Bahne hat, nicht beykommet. Dahero wer eine grosse Last fortbringen will, es nicht besser
als mit Schlitten verrichten kan.

§. 248.

Hierbey habe auch anführen und in Riß zeigen wollen

Des Herrn L. E. Sturms Verbesserung mit doppelter Kurbel.

Tabula XXXI. Figura XVIII. ist schon die einfache Art beschrieben worden.

Es ist hier Fig. IV. der Aufzug und Fig. V. der Grund-Riß zu sehen. Als O zei-
get ein Stern-Rad, die Achsen sind D D, welche gemeldter Herr Sturm in seinem Riß
alle auf Waltzen geleget; alleine weil die Kurbeln halb unter sich und die Helffte über sich

arbei-

Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXII.
chen e f und g h am Zapffen feſte anliegen, daß er weder nach B noch C weichen kan,
und damit der Zapffen ſich nicht daran zwaͤnge oder reibe, ſo gehet ſolche mit dem Zapffen auf
und ab, und daß ſie niemahln aus der Ordnung kommen, ſind ſie an einen gleich-aͤrmigen
Waage-Balcken n n, welcher in o an einer Achſe befeſtiget iſt, mit zwey Ketten ange-
hangen, die Eiſen B C aber ſtehen im Centro oder mit der Spitzen r in zwey Pfannen
i, darhinter ein ſtarckes Eiſen, ſo durch den Balcken E gehet, damit die Pfanne i befeſti-
get iſt, und mit der Schraube m allezeit kan nahe an den Zapffen geſtellet werden, weil gar
viel darauf ankommet, daß dieſe Eiſen allemahl ſcharff anliegen, denn wo dieſes nicht iſt, lei-
det der Thurm durch den Ruck oder Schlag, den der Zapffen machet, ſehr groſſen Schaden.

Weil nun bißhero ſo viel von der Friction geſaget worden, iſt wohl werth zu
fragen:

§. 246.
Welches die leichteſte Manier ſey eine Laſt zu bewegen, oder vielmehr
von einem Ort zum andern zu ſchaffen?

Es iſt zwar nichts gemeiners als ein Wagen, die Laſten auf dem Lande fortzuſchaffen,
alleine wegen der Friction faͤllet es dennoch ſchwehr, und koſtet viel Muͤhe und Krafft. Und
iſt die Structur des Wagens alſo beſchaffen, daß wenn er keine Friction haͤtte, nemlich daß
die Raͤder um ihre Achſen nicht rieben, und allezeit einen ſo glatten Weg als ein Spiegel, und
zwar horizontal vor ſich haͤtten, auch ſelbſt accurat und perfect rund waͤren, ſo muͤſte
auch ein Kind etliche tauſend Centner fortziehen koͤnnen, aber die Friction und Ungleichheit
der Raͤder und unebene Weg iſt die einzige Verhinderung. Nechſt dem Rade aber behaͤlt
die Waltze den Vorzug, nicht nur weil keine Friction der Achſe vorhanden, ſondern auch weil
ſolche breit und nicht ſo ſchmahl als ein Wagen-Rad iſt, welches dahero aller Orten einſchnei-
den kan, iſt nun der Boden glatt und eben, als auch die Laſt, wie hier Fig. II. Tab. XXXII.
ſo kan mit geringer Krafft eine ſehr gewaltige Laſt fortgebracht werden. Dahero auch jener
Baumeiſter Cteſiphontes die gewaltigen groſſen Saͤulen zum Tempel zu Epheſo, welche
er dem Wagen nicht anvertrauen kunte, als eine Waltze fortgebracht, faſt auf ſolche Art, wie
Fig. III. zu ſehen, da er im Centro a Zapffen eingeſetzet, und ein Geruͤſte b c auf dieſe
Art, doch viel ſtaͤrcker und verwahrter angefuͤget, und durch vorgeſpannte Ochſen fortge-
bracht, wie ſolches Vitruvius im 10ten Buch und 6ten Capitel ſeiner Architectur weitlaͤuff-
tig angefuͤhret.

§. 247.

Weil ſich aber ſolche Art nicht mit allen und aller Orten, practiciren laͤſſet, ſo bleibet
der Wagen doch das gemeinſte und bequemſte, obſchon die Waltze demſelben vorgehet, aber
dennoch der Bequemlichkeit des Schlittens, welche ſolcher bey ebener und harter Schlitten-
Bahne hat, nicht beykommet. Dahero wer eine groſſe Laſt fortbringen will, es nicht beſſer
als mit Schlitten verrichten kan.

§. 248.

Hierbey habe auch anfuͤhren und in Riß zeigen wollen

Des Herrn L. E. Sturms Verbeſſerung mit doppelter Kurbel.

Tabula XXXI. Figura XVIII. iſt ſchon die einfache Art beſchrieben worden.

Es iſt hier Fig. IV. der Aufzug und Fig. V. der Grund-Riß zu ſehen. Als O zei-
get ein Stern-Rad, die Achſen ſind D D, welche gemeldter Herr Sturm in ſeinem Riß
alle auf Waltzen geleget; alleine weil die Kurbeln halb unter ſich und die Helffte uͤber ſich

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[110/0130] Cap. XVI. von der Friction. Tab. XXXII. chen e f und g h am Zapffen feſte anliegen, daß er weder nach B noch C weichen kan, und damit der Zapffen ſich nicht daran zwaͤnge oder reibe, ſo gehet ſolche mit dem Zapffen auf und ab, und daß ſie niemahln aus der Ordnung kommen, ſind ſie an einen gleich-aͤrmigen Waage-Balcken n n, welcher in o an einer Achſe befeſtiget iſt, mit zwey Ketten ange- hangen, die Eiſen B C aber ſtehen im Centro oder mit der Spitzen r in zwey Pfannen i, darhinter ein ſtarckes Eiſen, ſo durch den Balcken E gehet, damit die Pfanne i befeſti- get iſt, und mit der Schraube m allezeit kan nahe an den Zapffen geſtellet werden, weil gar viel darauf ankommet, daß dieſe Eiſen allemahl ſcharff anliegen, denn wo dieſes nicht iſt, lei- det der Thurm durch den Ruck oder Schlag, den der Zapffen machet, ſehr groſſen Schaden. Weil nun bißhero ſo viel von der Friction geſaget worden, iſt wohl werth zu fragen: §. 246. Welches die leichteſte Manier ſey eine Laſt zu bewegen, oder vielmehr von einem Ort zum andern zu ſchaffen? Es iſt zwar nichts gemeiners als ein Wagen, die Laſten auf dem Lande fortzuſchaffen, alleine wegen der Friction faͤllet es dennoch ſchwehr, und koſtet viel Muͤhe und Krafft. Und iſt die Structur des Wagens alſo beſchaffen, daß wenn er keine Friction haͤtte, nemlich daß die Raͤder um ihre Achſen nicht rieben, und allezeit einen ſo glatten Weg als ein Spiegel, und zwar horizontal vor ſich haͤtten, auch ſelbſt accurat und perfect rund waͤren, ſo muͤſte auch ein Kind etliche tauſend Centner fortziehen koͤnnen, aber die Friction und Ungleichheit der Raͤder und unebene Weg iſt die einzige Verhinderung. Nechſt dem Rade aber behaͤlt die Waltze den Vorzug, nicht nur weil keine Friction der Achſe vorhanden, ſondern auch weil ſolche breit und nicht ſo ſchmahl als ein Wagen-Rad iſt, welches dahero aller Orten einſchnei- den kan, iſt nun der Boden glatt und eben, als auch die Laſt, wie hier Fig. II. Tab. XXXII. ſo kan mit geringer Krafft eine ſehr gewaltige Laſt fortgebracht werden. Dahero auch jener Baumeiſter Cteſiphontes die gewaltigen groſſen Saͤulen zum Tempel zu Epheſo, welche er dem Wagen nicht anvertrauen kunte, als eine Waltze fortgebracht, faſt auf ſolche Art, wie Fig. III. zu ſehen, da er im Centro a Zapffen eingeſetzet, und ein Geruͤſte b c auf dieſe Art, doch viel ſtaͤrcker und verwahrter angefuͤget, und durch vorgeſpannte Ochſen fortge- bracht, wie ſolches Vitruvius im 10ten Buch und 6ten Capitel ſeiner Architectur weitlaͤuff- tig angefuͤhret. §. 247. Weil ſich aber ſolche Art nicht mit allen und aller Orten, practiciren laͤſſet, ſo bleibet der Wagen doch das gemeinſte und bequemſte, obſchon die Waltze demſelben vorgehet, aber dennoch der Bequemlichkeit des Schlittens, welche ſolcher bey ebener und harter Schlitten- Bahne hat, nicht beykommet. Dahero wer eine groſſe Laſt fortbringen will, es nicht beſſer als mit Schlitten verrichten kan. §. 248. Hierbey habe auch anfuͤhren und in Riß zeigen wollen Des Herrn L. E. Sturms Verbeſſerung mit doppelter Kurbel. Tabula XXXI. Figura XVIII. iſt ſchon die einfache Art beſchrieben worden. Es iſt hier Fig. IV. der Aufzug und Fig. V. der Grund-Riß zu ſehen. Als O zei- get ein Stern-Rad, die Achſen ſind D D, welche gemeldter Herr Sturm in ſeinem Riß alle auf Waltzen geleget; alleine weil die Kurbeln halb unter ſich und die Helffte uͤber ſich arbei-

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/130>, abgerufen am 19.04.2024.