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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
quod sentit, recte eloqui non possit: sed man-
dare quenquam literis cogitationes suas, qui
nec disponere nec illustrare possit, nec dele-
ctatione aliqua allicere lectorem, hominis est
intemperanter abutentis & otio & literis. &c.

No. X.

Leipzig. Allhier belustiget uns das Wunder-
seltzame Fündel-Kind etc. oder die neue Schrift un-
sers galanten und gelehrten Nachbarn, des Herrn
Philippi zu Halle, die ihres berühmten Verfassers
wegen billig anzupreisen stehet. Ein Ungenannter
hatte an den Autorem des Mathematischen Versu-
ches von der Unmöglichkeit einer ewigen Welt ins
geheim ein Schreiben im Nahmen der fünf Sinne
abgeschicket. Weil aber dieser mit selbigen sich in
keine Gemeinschaft einzulassen gesonnen, so siehet
man ihre Zuschrift mit 104. netten Anmerckungen
und einem sinnreichen Poetischen Nachbericht, nach
Art der beliebten Leber-Reime, gründlich abgeferti-
get. Der Urheber derselben, den er bald Lobesau,
bald Stockfisch, bald aus ungemeiner Leutseeligkeit
nach einem der grössesten Gelehrten benannt, wird
p. 8. unter die kleinen Geister gesteller, deren Absicht
nicht ist, in solchen Send-Schreiben Unterricht an-
zunehmen, sondern die grossen Genies, z. E. den
Herrn von Leibnitz, Thomasius und Philippi zu ho-
femeistern. Wem dieses Fündel-Kind beyzulegen,
wissen wir nicht. Se. Excellentz, der Herr Doctor
und Prosessor, bezeuget p. 5. als ein geschworner
Kayserlicher Notarius, daß es kein Wechsel-Balg
sey. Jedoch scheinet nur ihm, und sonst keinem eintzi-

gen,
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(o)
quod ſentit, recte eloqui non poſſit: ſed man-
dare quenquam literis cogitationes ſuas, qui
nec diſponere nec illuſtrare poſſit, nec dele-
ctatione aliqua allicere lectorem, hominis eſt
intemperanter abutentis & otio & literis. &c.

No. X.

Leipzig. Allhier beluſtiget uns das Wunder-
ſeltzame Fuͤndel-Kind ꝛc. oder die neue Schrift un-
ſers galanten und gelehrten Nachbarn, des Herrn
Philippi zu Halle, die ihres beruͤhmten Verfaſſers
wegen billig anzupreiſen ſtehet. Ein Ungenannter
hatte an den Autorem des Mathematiſchen Verſu-
ches von der Unmoͤglichkeit einer ewigen Welt ins
geheim ein Schreiben im Nahmen der fuͤnf Sinne
abgeſchicket. Weil aber dieſer mit ſelbigen ſich in
keine Gemeinſchaft einzulaſſen geſonnen, ſo ſiehet
man ihre Zuſchrift mit 104. netten Anmerckungen
und einem ſinnreichen Poetiſchen Nachbericht, nach
Art der beliebten Leber-Reime, gruͤndlich abgeferti-
get. Der Urheber derſelben, den er bald Lobeſau,
bald Stockfiſch, bald aus ungemeiner Leutſeeligkeit
nach einem der groͤſſeſten Gelehrten benannt, wird
p. 8. unter die kleinen Geiſter geſteller, deren Abſicht
nicht iſt, in ſolchen Send-Schreiben Unterricht an-
zunehmen, ſondern die groſſen Genies, z. E. den
Herrn von Leibnitz, Thomaſius und Philippi zu ho-
femeiſtern. Wem dieſes Fuͤndel-Kind beyzulegen,
wiſſen wir nicht. Se. Excellentz, der Herr Doctor
und Proſeſſor, bezeuget p. 5. als ein geſchworner
Kayſerlicher Notarius, daß es kein Wechſel-Balg
ſey. Jedoch ſcheinet nur ihm, und ſonſt keinem eintzi-

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[825/0917] (o) quod ſentit, recte eloqui non poſſit: ſed man- dare quenquam literis cogitationes ſuas, qui nec diſponere nec illuſtrare poſſit, nec dele- ctatione aliqua allicere lectorem, hominis eſt intemperanter abutentis & otio & literis. &c. No. X. Leipzig. Allhier beluſtiget uns das Wunder- ſeltzame Fuͤndel-Kind ꝛc. oder die neue Schrift un- ſers galanten und gelehrten Nachbarn, des Herrn Philippi zu Halle, die ihres beruͤhmten Verfaſſers wegen billig anzupreiſen ſtehet. Ein Ungenannter hatte an den Autorem des Mathematiſchen Verſu- ches von der Unmoͤglichkeit einer ewigen Welt ins geheim ein Schreiben im Nahmen der fuͤnf Sinne abgeſchicket. Weil aber dieſer mit ſelbigen ſich in keine Gemeinſchaft einzulaſſen geſonnen, ſo ſiehet man ihre Zuſchrift mit 104. netten Anmerckungen und einem ſinnreichen Poetiſchen Nachbericht, nach Art der beliebten Leber-Reime, gruͤndlich abgeferti- get. Der Urheber derſelben, den er bald Lobeſau, bald Stockfiſch, bald aus ungemeiner Leutſeeligkeit nach einem der groͤſſeſten Gelehrten benannt, wird p. 8. unter die kleinen Geiſter geſteller, deren Abſicht nicht iſt, in ſolchen Send-Schreiben Unterricht an- zunehmen, ſondern die groſſen Genies, z. E. den Herrn von Leibnitz, Thomaſius und Philippi zu ho- femeiſtern. Wem dieſes Fuͤndel-Kind beyzulegen, wiſſen wir nicht. Se. Excellentz, der Herr Doctor und Proſeſſor, bezeuget p. 5. als ein geſchworner Kayſerlicher Notarius, daß es kein Wechſel-Balg ſey. Jedoch ſcheinet nur ihm, und ſonſt keinem eintzi- gen, F f f 5

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/917>, abgerufen am 16.04.2024.