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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Jahreszeiten.
oder unter dem Polarkreise, dessen Breite 66°,5 ist, dauert der
längste Tag im Sommer, so wie die längste Nacht im Winter
volle 24 Stunden. Näher bei den Polen, unter der Breite von
67,3, 69,7, 72,4, 78,2 und 83,8 Graden beträgt, diese größte Länge
des Tages oder der Nacht in der angeführten Ordnung 1, 2, 3,
4 und 5 volle Monate, bis endlich unter den beiden Polen selbst
die Sonne die eine Hälfte des Jahres über, und die andere unter
dem Horizonte bleibt. Da für diese Zonen die Sonne sich nie
hoch über den Horizont erhebt und daher die Strahlen derselben
immer nur sehr schief auf die Oberfläche der Erde fallen, so er-
reicht auch die Temperatur dieser Gegenden keinen beträchtlichen
Grad, und die dadurch erregte Kälte nimmt mit der Annäherung
zu den beiden Polen schnell zu, bis sie endlich eine Intensität und
Ausdauer erhält, die beinahe allem vegetabilischen und animalischen
Leben feindlich entgegen tritt. Für die wenigen Bewohner dieser
mit ewigem Schnee bedeckten Gegenden erscheint der eine Pol im-
mer nahe beim Zenithe, während ihnen die ihnen entgegengesetzte
Hälfte des Himmels, in deren Mitte der andere Pol ist, immer
unsichtbar bleibt. Die Schatten endlich, welche die von der Sonne
beschienenen Körper werfen, gehen, wie die Sonne selbst, täglich
durch alle Punkte des Horizontes um sie herum, daher auch die
Bewohner dieser Gegenden umschattige genannt werden.

§. 88. (Klimate der Alten.) Die älteren Geographen haben
die Oberfläche der Erde in mehrere dem Aequator ebenfalls pa-
rallele Zonen getheilt, die sie auch Klimate nannten und so
wählten, daß der längste Tag im Sommer, also auch die längste
Nacht im Winter am Ende jeder Zone immer um eine halbe Stunde
größer ist als im Anfange derselben. Die folgende Tafel gibt die
geographische Breite des von dem Aequator entfernteren End-
punktes und die größte Länge des Tages oder der Nacht in die-
sem Endpunkte für alle Klimate, welche zwischen dem Aequator
und den beiden Polarkreisen liegen.


Jahreszeiten.
oder unter dem Polarkreiſe, deſſen Breite 66°,5 iſt, dauert der
längſte Tag im Sommer, ſo wie die längſte Nacht im Winter
volle 24 Stunden. Näher bei den Polen, unter der Breite von
67,3, 69,7, 72,4, 78,2 und 83,8 Graden beträgt, dieſe größte Länge
des Tages oder der Nacht in der angeführten Ordnung 1, 2, 3,
4 und 5 volle Monate, bis endlich unter den beiden Polen ſelbſt
die Sonne die eine Hälfte des Jahres über, und die andere unter
dem Horizonte bleibt. Da für dieſe Zonen die Sonne ſich nie
hoch über den Horizont erhebt und daher die Strahlen derſelben
immer nur ſehr ſchief auf die Oberfläche der Erde fallen, ſo er-
reicht auch die Temperatur dieſer Gegenden keinen beträchtlichen
Grad, und die dadurch erregte Kälte nimmt mit der Annäherung
zu den beiden Polen ſchnell zu, bis ſie endlich eine Intenſität und
Ausdauer erhält, die beinahe allem vegetabiliſchen und animaliſchen
Leben feindlich entgegen tritt. Für die wenigen Bewohner dieſer
mit ewigem Schnee bedeckten Gegenden erſcheint der eine Pol im-
mer nahe beim Zenithe, während ihnen die ihnen entgegengeſetzte
Hälfte des Himmels, in deren Mitte der andere Pol iſt, immer
unſichtbar bleibt. Die Schatten endlich, welche die von der Sonne
beſchienenen Körper werfen, gehen, wie die Sonne ſelbſt, täglich
durch alle Punkte des Horizontes um ſie herum, daher auch die
Bewohner dieſer Gegenden umſchattige genannt werden.

§. 88. (Klimate der Alten.) Die älteren Geographen haben
die Oberfläche der Erde in mehrere dem Aequator ebenfalls pa-
rallele Zonen getheilt, die ſie auch Klimate nannten und ſo
wählten, daß der längſte Tag im Sommer, alſo auch die längſte
Nacht im Winter am Ende jeder Zone immer um eine halbe Stunde
größer iſt als im Anfange derſelben. Die folgende Tafel gibt die
geographiſche Breite des von dem Aequator entfernteren End-
punktes und die größte Länge des Tages oder der Nacht in die-
ſem Endpunkte für alle Klimate, welche zwiſchen dem Aequator
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[204/0216] Jahreszeiten. oder unter dem Polarkreiſe, deſſen Breite 66°,5 iſt, dauert der längſte Tag im Sommer, ſo wie die längſte Nacht im Winter volle 24 Stunden. Näher bei den Polen, unter der Breite von 67,3, 69,7, 72,4, 78,2 und 83,8 Graden beträgt, dieſe größte Länge des Tages oder der Nacht in der angeführten Ordnung 1, 2, 3, 4 und 5 volle Monate, bis endlich unter den beiden Polen ſelbſt die Sonne die eine Hälfte des Jahres über, und die andere unter dem Horizonte bleibt. Da für dieſe Zonen die Sonne ſich nie hoch über den Horizont erhebt und daher die Strahlen derſelben immer nur ſehr ſchief auf die Oberfläche der Erde fallen, ſo er- reicht auch die Temperatur dieſer Gegenden keinen beträchtlichen Grad, und die dadurch erregte Kälte nimmt mit der Annäherung zu den beiden Polen ſchnell zu, bis ſie endlich eine Intenſität und Ausdauer erhält, die beinahe allem vegetabiliſchen und animaliſchen Leben feindlich entgegen tritt. Für die wenigen Bewohner dieſer mit ewigem Schnee bedeckten Gegenden erſcheint der eine Pol im- mer nahe beim Zenithe, während ihnen die ihnen entgegengeſetzte Hälfte des Himmels, in deren Mitte der andere Pol iſt, immer unſichtbar bleibt. Die Schatten endlich, welche die von der Sonne beſchienenen Körper werfen, gehen, wie die Sonne ſelbſt, täglich durch alle Punkte des Horizontes um ſie herum, daher auch die Bewohner dieſer Gegenden umſchattige genannt werden. §. 88. (Klimate der Alten.) Die älteren Geographen haben die Oberfläche der Erde in mehrere dem Aequator ebenfalls pa- rallele Zonen getheilt, die ſie auch Klimate nannten und ſo wählten, daß der längſte Tag im Sommer, alſo auch die längſte Nacht im Winter am Ende jeder Zone immer um eine halbe Stunde größer iſt als im Anfange derſelben. Die folgende Tafel gibt die geographiſche Breite des von dem Aequator entfernteren End- punktes und die größte Länge des Tages oder der Nacht in die- ſem Endpunkte für alle Klimate, welche zwiſchen dem Aequator und den beiden Polarkreiſen liegen.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/216>, abgerufen am 25.04.2024.